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BUND-Bundesvorstand im Südharz: Einzigartiger Hotspot der Artenvielfalt muss erhalten werden – Wirtschaftliche Nutzung nicht auf Kosten der Region

29. Mai 2019 | Lebensräume

Wanderung mit dem Bundesvorstand im Südharz Wanderung mit dem Bundesvorstand im Südharz  (BUND Thüringen / BUND Thüringen)

Nordhausen. Heute wanderten der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Hubert Weiger und Mitglieder des Bundesvorstands, auf Einladung des Bundesvorstandsmitglieds Dagmar Becker, MdL, über den Höhenzug „Himmelsberg/ Mühlberg“. Anlass sind die geplanten Erweiterungen der Gipssteinbrüche „Rüsselsee“ und „Himmelsberg“ im aktuellen Entwurf des Regionalplans Nordthüringen sowie die ins Stocken geratene Ausweisung des „Brombergs“ als Naturschutzgebiet.

„Der Abbau von Naturgips vernichtet unwiederbringlich weltweit einzigartige Landschaften im Südharzer Gipskarstgürtel“, mahnt Weiger. „Mit dem Raubbau an der Natur muss endlich Schluss sein, besonders vor dem Hintergrund des akuten Artensterbens. Hier kann ein aktiver Beitrag zum Erhalt von bedrohten Tier- und Pflanzenarten und deren Lebensräumen geleistet werden. Nicht umsonst sind Teile der Südharzer Gipskarstlandschaft schon jetzt als besonders wertvolle Fauna-Flora-Habitat-Gebiete ausgewiesen und stehen vereinzelt bereits unter Naturschutz.“

Schockiert zeigt sich Weiger vor diesem Hintergrund über die Idee des Thüringer Ministerpräsidenten, die Naturgipsvorräte im Südharz verstärkt wirtschaftlich zu nutzen: „Der Bedarf an Naturgips für die Industrie ist bereits heute für Jahrzehnte gesichert, zudem existieren seit Jahren Alternativen. Trotzdem soll der Gipsabbau im Interesse einzelner Wirtschaftskonzerne auf Kosten der nachhaltigen Entwicklung der ganzen Region noch intensiviert werden.“

Durch den Einsatz von immer noch im Überfluss vorhandenen REA-Gipsen aus der Rauchgasentschwefelung, die Aufbereitung von Chemiegipsen, das verstärkte Recycling von Gipsabfällen oder die Kombination von Gips mit nachwachsenden Rohstoffen, wie z. B. bei Gipsfaserplatten, lassen sich aus Sicht des BUND wertvolle Rohstoffe schonen und neue Tagebaue vermeiden.

Vorbehalte bezüglich des REA-Gipses aufgrund des Ausstiegs aus der Kohleverstromung entkräftet Weiger: „Vorhandene REA-Gips-Bestände werden aktuell zu rund einem Viertel exportiert und der überwiegende Rest auf Halden gelagert. Diese Mengen können problemlos für eine Übergangszeit eingesetzt werden, um die Naturgipsvorräte zu strecken. Diese Zeit sollte von der Gipsindustrie sinnvoll genutzt werden, um weitere Alternativen zu entwickeln.“

Die Absage an mögliche Neuverritzungen findet sich auch im Thüringer Koalitionsvertrag wieder. Der BUND fordert an dieser Stelle den Thüringer Ministerpräsidenten auf, sich an ihren selbst formulierten Koalitionsvertrag zu halten. Weiger: „Nur ein sofortiger Stopp der Neuverritzungen und die Ausweisung als großflächiges Biosphärenreservat können die Südharzer Gipskarstlandschaft jetzt noch retten. Diese Versprechen der Thüringer Landesregierung müssen jetzt endlich in die Tat umgesetzt werden.“

Hintergrund:
In seinem „Schwarzbuch Gips“ gibt der BUND Thüringen Einblicke in aktuelle und geplante Abbauvorhaben und zeigt die reale Bedrohung der einmaligen und artenreichen Gipskarstlandschaft in Thüringen auf. Zudem bietet es einen Ausblick auf das „Biosphärenreservat Südharz“. Gefördert mit Mitteln der Naturstiftung David.

Kontakt Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND):
Sigrid Wolff, BUND-Pressesprecherin,
Tel.: 030-27586-425
presse(at)bund.net

Kontakt BUND Nordhausen:
Heidi Schell, Vorsitzende
info(at)bund-nordhausen.de

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