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BUND gründet Arbeitskreis Verkehr: "Alternative Konzepte gegen Betonpolitik und ungehemmte Motorisierung"

03. Juli 1992 | Klimawandel

Widerstand gegen die "Betonpolitik des Bundesverkehrsministers und die ungehemmte Zunahme der Motorisierung" hat sich der neu gegründete Arbeitskreis "Verkehr" im Landesverband Thüringen des Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland e. V. (BUND) auf seine Fahnen geschrieben.

"Der Verkehr ist mittlerweile weltweit der Umweltverschmutzer Nr.1 und damit eine der größten Herausforderungen für die Umweltpolitik", erklärte der Sprecher des Arbeitskreises, Michael Spielmann, in einer heute veröffentlichten Presseerklärung. Der BUND beobachte mit großer Sorge die "gigantische Offensive im Straßenbau", die derzeit in Thüringen anlaufe. Neben der auch vom BUND begrüßten Instandsetzung und dem behutsamen Ausbau des vorhandenen Straßennetzes, sieht der vom Bundeskabinett beschlossene Bundesverkehrswegeplan eine Vielzahl von ökologisch verheerenden und verkehrspolitisch sinnlosen Großprojekten vor. Besonders gravierende Beispiele seien die "Südharzautobahn" von Göttingen nach Halle, die geplante Autobahn A81/A73 durch den Thüringer Wald, sowie die A44 von Kassel nach Eisenach. "Damit sind wir auf dem besten Wege, die verkehrspolitischen Fehler der alten Bundesländer zu wiederholen", erklärt der Landesvorsitzende des BUND Thüringen, Ralf-Uwe Beck. Der BUND kritisiert, daß es für die im Bundesverkehrswegeplan vorgesehenen Projekte keine realistische Bewertung der zu erwartenden Auswirkungen gäbe. So könne die vom Bundesverkehrsministerium vorgelegte Berechnung des gesamtwirtschaftlichen Kosten/Nutzen-Verhältnisses dieser Maßnahmen nur als "Hokuspokus" bezeichnet werden.

Angeblich positive wirtschaftliche Effekte von Straßenbaumaßnahmen würden willkürlich hochgerechnet, während die zu erwartenden Umweltschäden in dieser "Milchmädchenrechnung" überhaupt nicht auftauchten. Auf diese Weise kommt der Bundesverkehrsminister etwa für die A82, die sogenannte "Südharzautobahn" von Göttingen nach Halle, zu dem Ergebnis, daß jede dort investierte Mark rund fünf Mark an volkswirtschaftlichem Nutzen bringe , während den vorliegenden Gutachten zufolge erhebliche Umweltprobleme und damit verbunden auch negative Auswirkungen für den Fremdenverkehr zu erwarten sind.

Ein wichtiges Ziel des Arbeitskreises sei es daher, die Öffentlichkeit über die mangelnde Seriosität der Bundesverkehrswegeplanung und die verheerenden Folgen für das Land Thüringen zu informieren. Gleichzeitig sollen Alternativen zum forcierten Straßenbau aufgezeigt werden, wie etwa der Erhalt und Ausbau der Schieneninfrastruktur und des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und die Durchführung ordnungspolitischer Maßnahmen, wie Geschwindigkeitsbeschränkungen und LKW-Nachtfahrverbote.

Auf diese Weise sollte der Widerstand gegen die ohne Rücksicht auf Mensch und Natur betriebene Verkehrspolitik des Bundesverkehrsministers Krause und seiner "Erfüllungsgehilfen" auf Landesebene gestärkt werden, um so auch in Thüringen die Wende hin zu einer zeitgemäßen und umweltverträglichen Verkehrspolitik einzuleiten. 

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