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ICE als landschaftszerstörende Fehlinvestition - BUND Thüringen lehnt Neubaustrecke durch den Thüringer Wald ab

27. Januar 1993

Eisenach. Der Landesverband Thüringen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) lehnt den geplanten Bau einer ICE-Strecke von Nürnberg nach Erfurt kategorisch ab. In einer heute veröffentlichten Stellungnahme zum derzeit laufenden Raumordnungsverfahren bezeichnet der BUND die Durchquerung des Thüringer Waldes mit einer Hochgeschwindigkeitsbahn als "ökologisch unverantwortlich und verkehrspolitisch unsinnig". Obwohl sich der BUND mit Nachdruck für eine Verlagerung des Personen- und Güterverkehrs von Straße und Luft auf möglichst umweltverträgliche Verkehrsträger einsetze, sieht sich der Umweltverband nach den Worten seines verkehrspolitischen Sprechers, Michael Spielmann "außerstande, dieser landschaftszerstörenden Fehlinvestition zuzustimmen".

Um die sensible Mittelgebirgslandschaft des Thüringer Waldes mit Geschwindigkeiten von mehr als 200 km/h durchqueren zu können, seien enorme Eingriffe in Natur und Landschaft notwendig: "Veränderungen des Landschaftsbildes durch aufwendige Brückenbauwerke und tiefe Einschnitte, die Gefährdung und Beeinträchtigung des Wasserhaushaltes, die Verlärmung großer Landschaftsteile mit allen negativen Folgen für die Fauna und die dort lebenden und wirtschaftenden Menschen sind ein zu hoher Preis für nur wenig Fahrzeitgewinn", so Spielmann.

Die geplante ICE-Verbindung ist nach Ansicht des BUND Teil eines verfehlten Verkehrskonzeptes, bei dem Milliardeninvestitionen in ICE-Strecken einhergehen mit Streckenstillegungen in der Fläche. "Statt ihre Aufgaben als flächendeckende moderne und attraktive Bürgerbahn zu erfüllen, wird die Bahn immer mehr auf die Funktion einer Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen einigen wenigen Metropolen reduziert", meint der Vorsitzende des BUND Thüringen, Ralf-Uwe Beck: Der BUND fordert stattdessen den Ausbau, die Beschleunigung und die Elektrifizierung der bestehenden Eisenbahnhauptlinien in Nord-Süd-Richtung, die bei Bedarf durch landschaftsangepaßte Neubaustrecken ergänzt werden sollten. Nach dem Schweizer Vorbild müsse auch im Nah- und Regionalverkehr ein Taktverkehr mit komfortablem Wagenmaterial eingerichtet werden. Die dazu benötigten finanziellen Mittel stehen nach Ansicht des BUND zur Verfügung: Allein die für den Neu- und Ausbau der ICE-Verbindung zwischen Nürnberg und Berlin vom Bundesverkehrsministerium veranschlagten 13 Milliarden DM seien ausreichend, um mehr als ein Drittel des rund 14000 km umfassenden Netzes der Deutschen Reichsbahn zu modernisieren.

Kritik übt der BUND Thüringen auch an der "Energieverschwendung" durch den ICE. Zwar sei die Bahn noch immer die umweltverträglichere Alternative zu Auto und Flugzeug, dennoch steige bei Geschwindigkeiten von mehr als 200 km/h der Energieverbrauch überproportional an. Aufgrund der mit der Stromerzeugung in zentralen Großkraftwerken verbundenen vielfältigen Umweltbelastungen sei jedoch die Verringerung des Energieverbrauchs auch im Schienenverkehr dringend geboten. 

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