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Tag des Siebenschläfers wird zum „Gartenschläfer-Tag“- BUND, Universität Gießen und Senckenberg Gesellschaft freuen sich über große Begeisterung für die Schlafmaus mit der „Zorro-Maske“

26. Juni 2019 | Lebensräume, Naturschutz

Erfurt/ Berlin. Anlässlich des Siebenschläfer-Tags am 27. Juni ziehen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Justus-Liebig-Universität Gießen und Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung eine erste Zwischenbilanz ihrer „Spurensuche Gartenschläfer“: „Wir haben innerhalb von nur drei Monaten mehr als 500 Hinweise auf Gartenschläfer-Sichtungen erhalten. Diese Resonanz hat uns völlig überwältigt“, freut sich Mechthild Klocke vom BUND. „Der kleine Verwandte des Siebenschläfers mit der unverkennbaren ‚Zorro-Maske‘ scheint in Deutschland viele Fans zu haben.“

Thomas Mölich, Projektleiter vom BUND Thüringen ergänzt: „In Thüringen haben wir bisher mehr als zehn Hinweise erhalten, die meisten davon aus dem Thüringer Schiefergebirge, einige auch aus dem Thüringer Wald. Der Gartenschläfer ist aus Thüringen fast verschwunden. Deshalb sind wir dankbar für jede einzelne Meldung. In den vergangenen Wochen haben wir Spurentunnel und Wildkameras ausgebracht, damit wir in Zukunft verstehen können, was die Ursachen für sein Verschwinden sind. Doch dabei sind wir auf die Unterstützung von freiwilligen Helfern angewiesen, die uns nicht nur Sichtungen melden, sondern auch aktiv bei der Umsetzung der Methoden helfen. Den Siebenschläfertag nehmen wir zum Anlass, eine Nistkastenstrecke im Thüringer Schiefergebirge anzubringen. Diese soll in Zukunft Aufschluss über die Lebensweise des Gartenschläfers liefern.“ 

Der Grund: Über den Gartenschläfer gibt es, obwohl er eine heimische Tierart ist, bislang kaum Untersuchungen. Sicher ist nur, dass er aus vielen Regionen innerhalb von kurzer Zeit verschwunden ist. „Wir müssen dringend herausfinden, warum die Bestände des Gartenschläfers so drastisch zurückgehen. Nur dann können wir ihn vor dem Aussterben bewahren“, erklärt Johannes Lang, Gartenschläfer-Experte der Justus-Liebig-Universität Gießen. „Die Hinweise aus der Bevölkerung helfen uns, seine aktuelle Verbreitung und seinen Lebensgewohnheiten auf die Spur zu kommen. Anhand dessen können wir die passenden Schutzmaßnahmen entwickeln.“

Diese Zusammenarbeit zwischen Naturschutz, Forschung und Ehrenamtlichen auf ‚Spurensuche‘, die im Rahmen des vom Bundesumweltministerium geförderten Bundesprogramms Biologische Vielfalt stattfindet, trifft auf ein wachsendes Bewusstsein für den Naturschutz in der Bevölkerung. „Die erschreckenden Zahlen des Artenrückgangs haben viele Menschen bewegt. Bei der ‚Spurensuche Gartenschläfer‘ geht es um eine Tierart vor unserer Haustür, für die jetzt noch etwas getan werden kann. Das wird ein Grund dafür sein, warum wir uns über so viel positive und engagierte Resonanz freuen können“, so Mechthild Klocke. „Jetzt hoffen wir, dass die Bauernregel uns Glück bringt: Wenn am Siebenschläfer-Tag die Sonne scheint, gibt es sieben Wochen schönes Wetter – und viel weitere Hilfe für die Erforschung und den Schutz der Gartenschläfer.“

Hintergrundinformationen:

Der Gartenschläfer ist eine in Europa heimische Schlafmaus, verwandt mit dem Siebenschläfer. Erkennbar ist er an seiner typischen Gesichtszeichnung, die an die „Zorro-Maske“ erinnert. Das Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers ist in den vergangenen 30 Jahren um mehr als die Hälfte geschrumpft, in vielen Regionen ist er bereits ausgestorben. Die Ursachen sind unklar. BUND, Justus-Liebig-Universität und Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung untersuchen deshalb nun alle denkbaren Einflussfaktoren: Nahrungsgewohnheiten und -angebote, Lebensraumansprüche und Klima, genetische Strukturen, Krankheiten und Parasiten, Fressfeinde und Prädatoren u.v.m.

Möglich wird eine derart intensive Untersuchung mit Unterstützung durch Ehrenamtliche auf ‚Spurensuche‘. Geforscht wird in einigen beispielhaften Regionen Deutschlands, in denen die Schlafmaus heimisch ist, u.a. in den Innenstädten von Wiesbaden und Bonn, in Weinbergen und Gärten im Südwesten Deutschlands und in den Hochlagen der Mittelgebirge, zum Beispiel im Harz. Innerhalb von drei Jahren sollen Antworten auf die Frage gefunden werden, warum der Gartenschläfer derart drastisch in seinen Beständen zurückgeht. Daraus werden konkrete Schutzmaßnahmen entwickelt, die unmittelbar umgesetzt werden sollen. Das Ziel: Den Gartenschläfer in großen Teilen seines Verbreitungsgebiets in Deutschland zu erhalten.

Das Projekt wird seit Oktober 2018 für sechs Jahre vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.

Weitere Infos:

www.gartenschlaefer.de und

www.biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/projekte/projektbeschreibungen/erarbeitung-eines-bundesweiten-schutzkonzepts-fuer-den-gartenschlaefer

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