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Waldbericht 2019 bestätigt dramatischen Zustand der Thüringer Wälder – BUND fordert neue Waldstrategie – Ursachen bekämpfen statt Symptome

28. Februar 2020 | Wälder

Deckblatt Waldstrategieapier - Wald für Thüringen 2100  (Anita Giermann / BUND Thüringen)

Erfurt. Die aktuelle Waldzustandserhebung zeichnet ein besorgniserregendes Bild: Nur noch 15 Prozent aller Bäume in Thüringen können als gesund eingestuft werden, 53 Prozent weisen starke Vitalitätsverluste auf. Der BUND Thüringen fordert als Antwort auf diese dramatische Situation eine neue Waldstrategie für Thüringen. In seinem „Waldstrategiepapier“ zeigt der Verband, warum die Gemeinwohlinteressen des öffentlichen Waldes über die Gewinninteressen der Holzwirtschaft zu stellen sind und dass Wälder ökologischer bewirtschaftet werden müssen, um sie besser gegen Klimastress zu wappnen.

„Schnellschüsse, wie ambitionierte Aufforstungsprojekte, können das Waldsterben nicht stoppen“, erklärt Frank Henkel, Leiter des Landesarbeitskreises Wald beim BUND Thüringen. „Das bestätigt auch der aktuelle Waldzustandsbericht. Seit Jahren wird der Zustand unserer Wälder als schlecht eingeschätzt. Ein neuer Generationenvertrag für den Wald ist längst überfällig. Wenn wir unsere Wälder retten wollen, müssen wir die Klimakrise stoppen, Luftschadstoffe aus dem Verkehrs- und Landwirtschaftssektor eliminieren und vor allem die Wälder als Ökosysteme und nicht mehr nur als Holzacker begreifen.“

In seinem, mit Forstexperten entwickelten, „Waldstrategiepapier“ zeigt der Verband, dass der aktuelle Zustand der Wälder in Thüringen mit circa vier Millionen Festmeter Schadholz überwiegend hausgemacht ist. Henkel: „Auf mehr als der Hälfte der Waldfläche Thüringens stehen instabile Nadelwälder, die erst vom Sturm geworfen und anschließend vom Borkenkäfer gefressen werden. Die Fichte dürfte außerhalb der höheren Lagen kaum noch Zukunftschancen bei uns haben.“  

Bei den Laubwäldern seien laut dem „Waldstrategiepapier“ Dürreschäden vielfach die Folge intensiver forstlicher Bewirtschaftung. Häufige Durchforstung und ein dichtes Rückegassensystem beeinträchtigten das Waldinnenklima und erhöhten die Anfälligkeit der Wälder gegenüber Austrocknung.

Henkel: „Auch die Dauerbelastung durch Luftschadstoffe in Form von Stickoxiden aus dem Straßenverkehr und Ammoniakemissionen aus der Massentierhaltung machen vor unserem Wald nicht halt. Stickoxide schädigen das Feinwurzelsystem und damit die Wasseraufnahmefähigkeit der Bäume und Ammoniakeinträge führen zu Bodenversauerung. Derart vorgeschädigte Wälder trifft der Klimawandel besonders hart.“

Importierten, vermeintlich „klimastabilen“ Baumarten erteilt Henkel eine klare Absage. „Ein Blick auf intakte Naturwälder zeigt: Heimische, standorttypische Baumarten sind an die hiesigen, klimatischen Bedingungen am besten angepasst. Die Förderung von Naturverjüngung und Sukzession sind der beste Garant für eine stabile Waldentwicklung und sollten immer Vorrang vor Aufforstung haben.“

Vor diesem Hintergrund seien gerade Waldwildnisflächen als „Freilandlabore“ unverzichtbar, weil sie zeigten, wie sich klimastabile Wälder der Zukunft entwickeln. Henkel: „Deshalb fordern wir, das vereinbarte 5%-Ziel nutzungsfreier Wälder nicht in Frage zu stellen.“

Hintergrund:
Das Waldstrategiepapier des BUND Thüringen mit dem Titel „Wald für Thüringen 2100“ kann unter https://www.bund-thueringen.de/service/publikationen/detail/publication/wald-fuer-thueringen-2100/ kostenfrei heruntergeladen werden.

Weitere Informationen:
https://www.bund-thueringen.de/waldstrategie/

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