Wälder - mehr als nur Holz
Wälder sind mehr als nur eine Rohstoffquelle für Holz. Ihre eigentlichen Leistungen für die Allgemeinheit bestehen in dem Schutz der Waldböden, der Speicherung von Kohlenstoff und der Hervorbringung einer Vielfalt von Tieren, Pilzen und Pflanzen. Wälder sorgen für sauberes Wasser, filtern die Luft und sind Erholungsraum für den Menschen.
Waldsterben nie gekannten Ausmaßes
Ein Waldsterben nie gekannten Ausmaßes zerreißt aktuell die thüringer Wälder. Hochgerechnet handelt es sich um mehr als vier Millionen Festmeter. Trockenheit, Stürme, Waldbrände und Luftverschmutzung schädigen die Wälder. Laut einer aktuellen Waldzustandserhebung können nur noch 15 Prozent aller Bäume im Freistaat als gesund eingestuft werden, 53 Prozent weisen starke Vitalitätsverluste auf.
Der Wald im Klimastress
Die aktuelle Situation in unseren Wäldern ist dramatisch und überwiegend hausgemacht:
- Auf mehr als der Hälfte der Waldfläche Thüringens sind wegen kurzfristiger, forstökonomischer Interessen Nadelwälder aufgeforstet worden: Mit 38% der Waldfläche ist die Fichte die mit Abstand häufigste Baumart in Thüringen. Damit stockt sie in weiten Teilen Thüringens außerhalb ihres ökologischen Optimums. Die sturmgefährdete und dürreempfindliche Baumart ist besonders anfällig gegenüber dem Borkenkäfer.
- Dürreschäden an Laubwäldern sind vielfach die Konsequenz intensiver Durchforstung mit einem dichten Rückegassensystem: Das beeinträchtigt das Waldinnenklima und erhöht die Anfälligkeit der Wälder gegenüber Austrocknung. Besonders betroffen sind sog. Altschirmschläge wie im Hainich oder am Possen. Gerade die Buche reagiert als Schattenbaumart empfindlich auf solche Freistellungen und erleidet „Sonnenbrand“.
- Die Dauerbelastung durch Luftschadstoffe in Form von Stickoxiden aus dem Straßenverkehr und Ammoniakemissionen aus Massentierhaltung macht sich bemerkbar: Stickoxide schädigen das Feinwurzelsystem und damit die Wasseraufnahmefähigkeit der Bäume. Ammoniakeintrag führt zur Bodenversauerung und wirkt ähnlich wie der „Saure Regen“.
Lebensraum Wald
Der Wald braucht unsere Hilfe. Ganze Bestände brechen zusammen. Aber nicht nur der Klimawandel, auch die intensive Forstwirtschaft sowie Schadstoffeinträge aus Verkehr und Landwirtschaft machen dem Wald seit Jahren zu schaffen. Gemeinsam können wir uns für eine neue Waldstrategie stark machen. Zukunftsfeste Wälder dürfen nicht mehr als Rohstofflieferanten betrachtet werden, sondern als Lebensräume.
Wir brauchen eine neue Waldstrategie in Thüringen!
Der BUND Thüringen setzt sich neben seinen Modellprojekten dafür ein, dass im Freistaat eine neue Waldstrategie auf den Weg gebracht wird, die Wälder wieder als Lebensraum versteht und nicht mehr nur als Holzlieferanten.
Im Landesarbeitskreis Wald begleitet ein Expertengremium aus ganz Thüringen die Forstpolitik des Freistaats und entwickelt Strategien für einen naturschutzgerechten Umgang mit dem Lebensraum Wald.
Im Landesarbeitskreis Wald wurde ein Waldstrategiepapier auf den Weg gebracht, das Empfehlungen für einen Paradigmenwechseln in der Waldbewirtschaftung gibt.
Wir setzen uns für die Einrichtung von Waldwildnisflächen gemäß dem Biodiversitätsziel der Bundesregierung ein. So konnten mit umfassender Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit 1.000 ha Wald auf dem Possen von der Nutzung freigestellt werden. Hier kann sich der Lebensraum Wald ohne menschliche Eingriffe entwickeln.
Als Träger der Natura-2000-Station-Possen unterstützen wir dabei, das 1.000 Hektar große Wildnisgebiet auf dem Possen bei Sondershausen als „Urwald von morgen“ erlebbar zu machen und einen landesweiten Waldbiotopverbund aufzubauen.