Landesverband Thüringen e.V.

Landesversammlung 2021

Unser neuer Vorstand stellt sich vor

Wir haben bei der digitalen Landesversammlung am 10.04.2021 über das Online-Tool OpenSlides einen neuen Landesvorstand für den BUND Thüringen gewählt. Unser neuer Vorstand stellt sich seinen Mitgliedern kurz vor.

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Einladung & Co

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Einladung

die anhaltende Corona-Pandemie stellt unsere Gesellschaft und auch unseren Verband vor große Herausforderungen. Gleichzeitig wird die Frage nach einem grundsätzlichen Wandel hin zu einer nachhaltigeren, ökologischeren und gerechteren Gesellschaft immer drängender. Deshalb müssen wir die Corona-Krise als Chance nutzen, um unsere Wirtschaft und Gesellschaft umzubauen und eine „sozial-ökologische Transformation“ anzustoßen. Das bevorstehende Wahljahr bietet dafür den besten Ausgangspunkt. Die Wahl einer neuen Bundesregierung und einer neuen Landesregierung in Thüringen im Herbst werden wir nutzen, um Klima-, Biodiversitäts- und Umweltschutz ganz oben auf die politische Agenda zu setzen. Wir brauchen auf Landes- und Bundesebene eine Politik, welche die Weichen für einen neuen, sozial-ökologischen Gesellschaftsvertrag mit einem neuen, gemeinwohlorientierten Wirtschaftssystem stellt.

In unserer diesjährigen Landesversammlung am 10. April 2021 wollen wir gemeinsam den Grundstein dafür legen. Wir wollen unsere Forderungen an die Politik der kommenden Jahre formulieren und unsere Schwerpunkte für die kritische Begleitung des Wahlkampfes setzen.

Damit die Veranstaltung für all unsere Mitglieder so sicher wie möglich stattfinden kann, haben wir uns entschlossen, unsere Landesversammlung 2021 zum ersten Mal in digitaler Form durchzuführen. Um die Teilnahme so einfach wie möglich zu gestalten, werden wir kontinuierlich Informationen auf unserer Website www.bund-thueringen.de/landesversammlung veröffentlichen. Für einen möglichst reibungslosen Ablauf bitten wir dringend, sich dort bis zum 12. März 2021 zu registrieren. Ohne Registrierung ist eine Teilnahme an der diesjährigen Landesversammlung nicht möglich. Nach erfolgreicher Anmeldung versenden wir die Zugangsdaten für die Veranstaltung per Mail.

 

Im Vorfeld der Veranstaltung werden wir digitale Schulungen für unser Konferenzsystem (am 16. und 25. März 2021, jeweils 19 Uhr) anbieten. Die Anmeldung erfolgt auch hier über die Website. Um eine möglichst gute Vorbereitung zu gewährleisten, haben wir dieser Einladung einen Kurzleitfaden beigefügt.

Als Ansprechpartnerin rund um die Veranstaltung steht Ihnen vor und während der Veranstaltung unsere Ehrenamtskoordinatorin Anita Giermann unter landesversammlung(at)bund-thueringen.de und 0151/41 25 29 24 zur Verfügung.

Im Hinblick auf die Anforderungen der digitalen Veranstaltung haben wir das Programm auf das vereinsrechtliche Minimum reduziert. Anträge und Berichte werden im Vorfeld der Veranstaltung auf der Website bereitgestellt. Für den Haushaltsplan 2021 haben wir eine digitale Vorbesprechung für den 07. April 2021, um 18 Uhr, geplant. Wir bitten auch hier um Anmeldung auf unserer Webseite.

Ein Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung wird die Neuwahl unseres Landesvorstandes sein. Hier erwartet den BUND Thüringen eine Zäsur. Nachdem ich den BUND Thüringen 18 Jahre lang als Vorstand bzw. Vorsitzender aktiv und intensiv begleitet habe, werde ich nicht wieder für den Landesvorsitz kandidieren. Dieser Entschluss ist mir nicht leichtgefallen, da ich durch dieses Ehrenamt viele bemerkenswerte Menschen im Verband und auch außerhalb kennenlernen durfte und erlebt habe, mit wieviel Engagement diese Menschen unterschiedlichste Projekte auf allen Ebenen initiiert, begleitet und erfolgreich umgesetzt haben. Dank dieses Engagements hat sich der BUND Thüringen zu einer unüberhörbaren, kräftigen Stimme entwickelt, die daran arbeitet, unsere Gesellschaft nachhaltiger zu gestalten. Ich darf an dieser Stelle allen danken, die im Sinne unserer Verbandsziele dabei mitgewirkt, mitgekämpft und nicht lockergelassen haben, so dass wir in den vergangenen Jahren viel erreichen konnten. Natürlich werde ich dem Verband auch in Zukunft mit Rat und Tat zur Seite stehen, möchte mich aber auch neuen Herausforderungen widmen.

Gleichzeitig möchte ich jedes Mitglied, das Interesse hat, im künftigen Landesvorstand mitzuwirken, dazu ermutigen, zu kandidieren. Auf unserer Website www.bund-thueringen.de/landesversammlung/vorstand besteht die Möglichkeit, sich bis zum 12. März 2021 als Kandidatin bzw. Kandidat für den Landesvorstand zu registrieren. Wir werden alle Kandidierenden, die sich registriert haben, anschließend auf unserer Webeseite vorstellen.

Ich freue mich darauf, mit Ihnen gemeinsam die Weichen für eine neue, sozial-ökologische Landes- und Bundespolitik zu stellen. Dafür braucht es unsere gebündelten Kräfte. Melden Sie sich jetzt für die Teilnahme an unserer digitalen Landesversammlung am 10. April 2021 an.

Programm

Samstag, 10.04.2021 (ab 10:00 Uhr)

Virtuell (über Zoom und OpenSlides)

Versammlungsort: Maximilian-Welsch-Straße 2, 99084 Erfurt

 

10:00 Uhr                   Begrüßung - Ron Hoffmann, Landesvorsitzender des BUND Thüringen

10:10 Uhr                   Landesversammlung des BUND Thüringen:

TOP 1                         Formalia (Feststellung der Beschlussfähigkeit und Beschluss der Geschäftsordnung)

TOP 2                         Wahl des*r Protokollanten*in

TOP 3                         Wahl der Versammlungsleitung

TOP 4                         Genehmigung der Tagesordnung

TOP 5                         Bericht des Landesvorstandes und der Geschäftsführung –  anschließend Aussprache

TOP 6                         Bericht der Naturstiftung David (Videoclip) – anschließend Aussprache

TOP 7                         Bericht Wildtierland Hainich gGmbH (Videoclip) – anschließend Aussprache

Kurze Pause (5 Minuten)

11 Uhr                         Finanzen/Haushalt

TOP 8                          Vorstellung der Jahresabschlüsse 2018 und 2019 – und Erläuterung des vorläufigen Haushaltsabschluss 2020 – anschließend Aussprache

TOP 9                          Aussprache zum schriftlichen Bericht der Kassenprüfer*innen

TOP 10                        Entlastung des Landesvorstandes

TOP 11                        Vorstellung und Beschlussfassung über den Haushaltsplan 2021 mit den Schwerpunkten für das Jahr 2021

12:00 – 12:45 Uhr      Mittagspause

12:45 Uhr                   Wahlen

TOP 12                       Wahl der Wahlleitung

TOP 13                       Wahl des Landesvorstandes gem. § 7 der Satzung

TOP 14                       Wahl von Delegierten zur Bundesdelegiertenversammlung (BDV)

TOP 15                       Wahl der Kassenprüfer

Kurze Pause (5 Minuten)

13:45 Uhr                   Anträge

TOP 16                       Satzungsänderungsanträge

TOP 17                       Weitere Anträge

TOP 18                       Sonstiges  

TOP 19                       Verabschiedung durch neuen Landesvorstand

 

Leitantrag 2021: Für eine sozial-ökologische Transformation

Die Mitglieder des BUND Thüringen haben auf ihrer Landesversammlung am 10.04.2021 in Erfurt folgenden Leitantrag beschlossen:

Die Corona-Pandemie stellt die Wirtschafts- und Sozialsysteme auch in Thüringen vor große Herausforderungen. Konjunkturprogramme zur Rettung von Existenzen und zur Wirtschaftsförderung sollen die schlimmsten Folgen abmildern und einer Rezession entgegen wirken. Gleichzeitig jedoch stellen sich in dieser Krise viele grundsätzliche Fragen zu unserer Gesellschaft neu. Wirtschaftswachstum allein ist kein Selbstzweck. Die Konjunktur-Programme dürfen nicht nur das Ziel verfolgen, Thüringen wieder 'hochzufahren' und den Zustand vor der Krise wiederherzustellen. Mit den Konjunkturpaketen werden die Weichen für die nächsten Jahrzehnte gestellt. Die Maßnahmen dürfen daher nicht nur wirtschaftspolitisch sinnvoll sein, sondern müssen dazu beitragen diese Gesellschaft gerechter, gesünder, ökologischer und widerstandsfähiger gegen Krisen zu machen. Sie müssen die Menschen, so gut es geht, vor dem Absturz in die Armut bewahren, und die, die bereits in Armut sind, vor dem Fall ins Bodenlose.
Wir fordern daher, dass ein Konjunkturpaket vor allem die sozial-ökologische Infrastruktur als das Fundament der gesellschaftlichen Resilienz stärken muss. Dies kann nur im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens gelingen

Forderungen

1. Nachhaltigkeit als Zukunftsthema für Thüringen
Nachhaltigkeit ist das Zukunftsthema für unser Land. Nachhaltige Entwicklung bedeutet, so zu leben, dass es nicht zu Lasten von Menschen in anderen Regionen der Erde oder zukünftiger Generationen geht. Die Belastbarkeit des Systems Erde sowie die Orientierung an einem Leben in Würde für alle bilden die Grenze menschlichen Handelns. Handlungsleitend bei der Umsetzung der Nachhaltigkeit ist das Konzept des gestaltenden Staates mit erweiterter Partizipation. Nachhaltigkeit muss mit seinen drei Dimensionen von Suffizienz, Effizienz und Konsistenz, zur Umsetzung der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals SDGs) zur Maxime politischen Handelns werden.
Wir fordern:
-    Nachhaltigkeit ist in die Thüringer Verfassung wie folgt aufzunehmen: „Der Freistaat, die Gemeinden und Gemeindeverbände berücksichtigen bei ihrem Handeln das Prinzip der Nachhaltigkeit, um die Interessen künftiger Generationen zu wahren.“
-    Es muss ein wirksames, bindendes Verfahren zur Nachhaltigkeitsprüfung von Gesetzesvorhaben, Rechtsverordnungen und Verwaltungsvorschriften im Sinne eines Assessments zur Nachhaltigkeitsbewertung etabliert werden.
-    Öffentliches Vermögen darf nicht privatisiert werden und ist den Standards der nachhaltigen Finanzierung verpflichtet.
-    Im Thüringer Vergabegesetz müssen ökologische Kriterien bei der Vergabe öffentlicher Aufträge verbindlich festgeschrieben werden und Lebenszykluskosten bei der Vergabe berücksichtigt werden.
-    Der Beirat für Nachhaltige Entwicklung in Thüringen ist in der Thüringer Staatskanzlei mit angemessener personeller Ausstattung der Geschäftsstelle anzusiedeln.
-    Zur dauerhaften finanziellen Absicherung bedarf das Thüringer Nachhaltigkeitszentrum einer institutionellen Förderung.

2. Klimaschutzplan für Thüringen
Thüringen muss beim Klimaschutz Gas geben. Trotz des ersten Klimagesetzes in den neuen Bundesländern sind die Treibhausgasemissionen und der Energieverbrauch immer noch auf zu hohem Niveau. Wenn die internationalen Klimaschutzziele von Paris eingehalten werden sollen, muss bis spätestens 2035 Klimaneutralität erreicht werden.
Wir fordern:
-    Die Treibhausgasemissionen in Thüringen müssen um mindestens 95% bis 2040 bezogen auf das internationale Basisjahr 1990 reduziert werden.
-    Dem Thüringer Klimagesetz muss ein Maßnahmengesetz mit Klimaschutzplan folgen, um dieses Ziel zu konkretisieren.
-    Der Klimaschutzplan ist jährlich vom Kabinett zu beschließen und legt für die jeweils kommenden zwölf Monate die maximalen Treibausgasemissionen und die daraus folgenden Maßnahmen fest.
-    Auf der Bundesratsebene unterstützt die Landesregierung eine sozialökologische CO2-Besteuerung zur wirksamen Reduktion von Treibhausgasen ein. Umweltschädliche Subventionen sind zu streichen.

3. Dezentrale Energiewende
Die Energiewende kann nur gelingen, wenn der Energieverbrauch gesenkt und die Erneuerbaren Energien schneller als bisher ausgebaut werden.  
Wir fordern:
-    Der Primärenergieverbrauch in Thüringen ist um mindestens 50% bis 2040 zu senken. Förderprogrammen zur energetischen Gebäudesanierung mit einer Sanierungsrate von mindestens 5% im Bestand sind dafür u.a. notwendig. Auch eine Steigerung der Energieeffizienz in Wohn-, Industrie- und Gewerbegebäuden sowie Vorbildinitiativen in landeseigenen Liegenschaften sind nötig. Die bestehenden Förderprogramme (GREEN invest) sind weiterzuentwickeln.
-    Der Ausbau der Erneuerbaren Energien ist unter Berücksichtigung von Natur- und Landschaftsschutz zu beschleunigen. Auch hier sind bestehende Förderprogramme (z.B. SolarInvest) auszubauen und Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien in Bürgerhand verstärkt zu fördern.
-    Eine Förderoffensive für Solarthermie und Fotovoltaik soll die brachliegenden Potenziale bei der Nutzung von Sonnenergie erschließen. Ziel muss sein, jedes Thüringer Dach für die Gewinnung von Sonnenenergie zu nutzen.
-    Auch der Ausbau der Windenergie bis zu 2% der Landesfläche und ein KWK-Förderpro-gramm sind notwendig.
-    Wir lehnen eine zentralistisch orientierte Energiewende ab und fordern die Landesregierung auf, die Höchstspannungsgleichstromleitungen (HGÜ-SüdLink und -OstLink) nicht nur in Thüringen abzulehnen.   

4. Artensterben stoppen - Naturschutz stärken
Thüringen hat als erstes Bundesland das Grüne Band als Nationales Naturmonument gesichert. Mit dem Netzwerk der zwölf Natura 2000-Stationen und dem Kompetenzzentrum Natura 2000 besitzt Thüringen eine bundesweit einzigartige Struktur zur Betreuung des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Die Ausweisung von fünf Prozent nutzungsfreier Waldflächen und der Waldwildnis am Possen sind weitere Meilensteine der Thüringer Naturschutzpolitik.
Trotz verstärkter Anstrengungen ist der Verlust biologischer Vielfalt in Thüringen aber längst nicht gestoppt. Insektensterben, ein dramatischer Rückgang der Feldvogelarten oder der Verlust wertvoller Lebensräume wie der Feuchtgrünländer sind auch in Thüringen allgegenwärtig.
Wir fordern:
-    Für Thüringen ist ein Biotopverbundplan zu erstellen, der eine Mindestdichte von Verbindungselementen auf mindestens 10% der Landesfläche festlegt. Der Biotopverbundplan soll als eigenständige Fachplanung rechtsverbindlicher Bestandteil in allen Raumplanungsebenen werden. Die Umsetzung wird finanziell untersetzt.
-    Damit das Netzwerk der Natura 2000-Stationen und das Kompetenzzentrums Natura 2000 auch in Zukunft erfolgreich wirksam werden kann, müssen die gemeinnützigen Trägerstrukturen der Stationen und des Kompetenzzentrums dauerhaft finanziell unterstützt werden.
-    Alle Natura 2000-Gebiete sind als Schutzgebiete auszuweisen. Zusätzlich dazu sind die FFH-Managementpläne zu konkretisieren und die Effizienzkontrollen bezüglich
der erreichten Fortschritte im Erhaltungs- und Entwicklungsstatus der FFH-Lebensräume
zu verbessern. Dies betrifft insbesondere FFH-Gebiete auf Flächen des Staatsforstes.
-    Die nächste Landesregierung muss endlich ein länderübergreifendes UNESCO-Biosphärenreservat Gipskarst Südharz gemeinsam mit Sachsen-Anhalt und Niedersachsen einrichten.
-    Um die weltweit einzigartigen Karstlebensräume zu erhalten, muss bis spätestens 2045 der Ausstieg aus dem Naturgipsabbau im Südharz erfolgen.

5. Bäuerliche und pestizidfreie- und gentechnikfreie Landwirtschaft
Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU ist gescheitert. Sie verhindert weder das Artensterben, noch verschafft sie Landwirtinnen und Landwirten eine sichere Existenz. Trotz der Milliardensubventionen durch die EU ist die Landwirtschaft für bäuerliche Familienbetriebe aber nicht rentabel. Gefördert werden vor allem Großbetriebe und Industriekonzerne. Auf der Strecke bleiben die bäuerlichen Existenzen, gesunde Lebensmittel und eine artenreiche Kulturlandschaft.
Wir fordern :
-    Die Thüringer Landesregierung muss sich dafür einsetzen, dass sich die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) in Zukunft an verbindlichen und messbaren Zielen für Umwelt-, Natur-, Klima- und Tierschutz orientiert.
-    Der Bau von Tierfabriken muss gestoppt werden, die Tierhaltung nach den Kriterien von Neuland oder den Bioverbänden umgestaltet werden. Durch eine verbindliche Haltungskennzeichnung müssen Verbraucherinnen und Verbrauchern die Wahl erhalten, welche Art der Tierhaltung sie künftig mit ihrem Einkauf unterstützen wollen.
-    Um den Agrarchemieeinsatz mit seinen negativen Folgen für Artenvielfalt, Umwelt und menschliche Gesundheit zu reduzieren, musss es eine Ausstiegsstrategie aus der Pestizidanwendung geben.
-    Überdüngung muss gestoppt werden. Am Verbot des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen muss festgehalten werden.
-    Der Ökolandbauanteil in Thüringen muss bis 2030 auf 50% erhöht werden.

6. Neue Waldstrategie für Thüringen
Die Wälder in Thüringen stehen zunehmend unter Druck. Trockenheit, Stürme, Waldbrände und Luftverschmutzung schädigen die Wälder. Verkürzte Umtriebszeiten, Einsatz schwerer Forsttechnik, ein dichtes Rückegassennetz und Fichtenmonokulturen haben die natürliche Stabilität der Wälder geschwächt. Nur eine naturschutzgerechte Waldbewirtschaftung mit natürlicher Baumartenzusammensetzung und langen Umtriebszeiten gewährleistet zukunftsfähige, stabile Wälder.
Wir fordern:
-    Die „Gute Fachliche Praxis“ der Waldbewirtschaftung muss neu definiert und die Sicherung der Gemeinwohlleistungen des öffentlichen Waldes müssen über die Interessen der Holzwirtschaft gestellt werden.
-    Die Wälder Thüringens sind nach FSC-Standard zu bewirtschaften.
-    Waldbaukonzepte müssen sich in Zukunft an der Naturnähe mitteleuropäischer Laubwälder orientieren. Dies bedeutet die Erhöhung der Holzvorräte auf mehr als 400 Vorratsfestmeter pro Hektar und eine Reduzierung der Anzahl der Ernteeingriffe innerhalb einer Waldgeneration..
-    Beim Waldumbau ist der natürlich ablaufenden Sukzession Vorrang einzuräumen. Zur Förderung der natürlichen Waldentwicklung sind überhöhte Schalenwildbestände durch moderne Jagdmethoden zu regulieren.

7. Gewässer schützen und Auen als Lebensadern entwickeln
Intakte Fließgewässer und ihre Auen sind Lebensadern unserer Landschaften. Renaturierung, Wiederherstellung natürlicher Flussdynamik, Rücknahme von Ufer-Verbauungen und Querbauwerken und natürliche Auenentwicklung sind Handlungsschwerpunkte der ökologischen Gewässerentwicklung.
Wir fordern:
-    Die Ziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und von Natura 2000 sind an allen Gewässern Thüringens konsequent umzusetzen.
-    Die Wiederherstellung und Erhalt natürlicher Gewässerstrukturen muss die zentrale Aufgabe der Gewässerunterhaltungsverbände bilden.
-    Im Thüringer Wassergesetz ist für den Uferrandstreifen das Optionsmodell zugunsten einer Regelung für einen durchgängigen mindestens zehn Meter breiten Uferrandstreifen ohne ackerbauliche Nutzung und ohne Dünge- und Pestizideinsatz zu ersetzen.

8. Überfällige Verkehrswende für nachhaltige und naturverträgliche Mobilität
Thüringen hat ein gut ausgebautes Straßenverkehrsnetz. Trotzdem hat Thüringen im Bundesverkehrswegeplan bis 2030 einen Bedarf von knapp einer Milliarde Euro für Straßenbauvorhaben angemeldet. Als Quelle für Treibhausgasemissionen ist der Verkehr Klimakiller Nr. 1 in Thüringen.
Wir fordern:
-    Die Landesregierung räumt dem Ausbau des ÖPNV Vorrang vor dem Straßenaus- und Neubau ein.
-    Es wird ein ThüringenTakt nach Schweizer Vorbild mit einer halbstündlichen ÖPNV-Anbindung für alle Ortschaften in Thüringen eingeführt. Landesweit werden neue Mobilitätskonzepte umgesetzt.
-    Die Straßenbauverwaltungen sind in Mobilitätsverwaltungen für eine ganzheitliche Planung im gesamten Bereich des Kfz-, Lkw-, Bahn-, Bus-, Rad- und Fußverkehrs sowie der Güterlogistik umzuwandeln.
-    Das Land streicht seine Subventionen für den Flughafen Erfurt-Weimar.
-    Thüringen setzt sich durch Bundesratsinitiative für eine Kerosinsteuer ein.
-    Thüringen setzt sich für ein Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen ein.

9. Flächenverbrauch stoppen
Die Anzahl größerer, unzerschnittener, verkehrsarmer Räume hat in den vergangenen Jahrzehnten drastisch abgenommen. Neubauten zerstören enorme natürliche Flächen; Tiere und Pflanzen verlieren dadurch ihre Lebensräume.
Wir fordern:
-    Es darf kein neuer Flächenverbrauch stattfinden, ohne dass an anderer Stelle versiegelte Flächen in mindestens gleichem Maße entsiegelt und renaturiert werden.
-    Durch Bundesratsinitiativen setzt sich das Land für die Neuregelung der Gewerbe- und Grundsteuer mit kommunalem Interessensausgleich und die Einführung einer Versiegelungsabgabe ein.
-    Im Landesentwicklungsplan werden Ziele zum Stopp des Flächenverbrauchs aufgenommen, sowie Verpflichtungen zu Flächenrecycling und Nachverdichtung als Vorgaben für die Regionalplanung festgeschrieben. Die Kommunen werden zur Ausarbeitung von Flächenkatastern für Recyclingpotenziale vor der Aufstellung von Bauleitplänen verpflichtet.
-    Unternehmen werden zum Abschluss einer Rückbauversicherung bei flächenintensiven Investitionen verpflichtet.

10. Mit Digitalisierung zu mehr Nachhaltigkeit
Ohne aktive politische Gestaltung wird die Digitalisierung den Ressourcen- und Energieverbrauch sowie die Schädigung von Umwelt und Klima weiter beschleunigen. Daher ist es eine vordringliche Aufgabe, Bedingungen dafür zu schaffen, die Digitalisierung in den Dienst nachhaltiger Entwicklung zu stellen. Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern muss mit den globalen Nachhaltigkeitszielen sowie den Zielen des Pariser Klimaübereinkommens in Einklang gebracht werden. Alle digitalen Veränderungen müssen auf das Gemeinwohl und die Steigerung der Lebensqualität der Menschen hin ausgerichtet werden.
Wir fordern:
-    Thüringen setzt sich dafür ein, dass Digitalisierung nicht zum verstärkten Raubbau von Rohstoffen im globalen Süden führt. Dazu werden Unternehmen verpflichtet, bei der Herstellung von Produkten auf Basis digitaler Technologien die Auswirkungen auf Umwelt und Menschenrechte bis zur Mine transparent zu machen.
-    Um langfristige Software-Updates und damit auch die langfristige Nutzbarkeit von Geräten zu gewährleisten, fördert Thüringen in Zukunft Open-Source-Software, sowohl in der öffentlichen Verwaltung, als auch bei Unternehmen.
-    Um die Chancen der Digitalisierung nutzen zu können und uns vor Mehrkonsum zu schützen, braucht es kritische Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Die Verknüpfung von BNE und medien- und digitaler Kompetenz muss in Bildungseinrichtungen stärker im Fokus stehen.

Jahresbericht 2022

Ein Rückblick darauf, welche Aufgaben schon angegangen wurden und welche Herausforderungen noch vor uns liegen.

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