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Mehr als die Hälfte der Deutschen wegen aktueller Trockenheit besorgt

06. Juli 2023 | BUND, Klimawandel

Dürre, Hitze, Wasserknappheit: Thüringen steht vor Herausforderungen

  • 52,1 Prozent der Thüringer*innen sind wegen der aktuellen Trockenheit besorgt
  • Wassernutzende Wirtschaftszweige sind die großen Wasserverbraucher
  • Thüringen muss sich klar für die Einführung eines Wasserentnahmeentgeltes aussprechen

Erfurt. Die Folgen von Dürre und Hitze sind auch im Freistaat deutlich sichtbar: Staubtrockene Böden, vertrocknete Felder, Waldschäden sowie sinkende Wasserstände sind die Folge. In einer Umfrage des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigen sich mehr als die Hälfte der Deutschen angesichts der aktuellen Trockenheit besorgt (rund 55 Prozent) – je älter, desto mehr. Knapp 37 Prozent der Befragten sind gar nicht oder kaum besorgt. In Thüringen äußerten 52,1 Prozent der Befragten, dass sie der fehlende Niederschlag beunruhigt.

Viele Menschen in Deutschland wären bei Wasserknappheit zu Einschränkungen bereit. Zugleich wollen knapp zwei Drittel der Befragten, dass Unternehmen mit hohem Wasserverbrauch auch höhere Entnahmeabgaben zahlen. Auch die Thüringer bestätigen die bundesweite Meinung und stimmen mehrheitlich (57,1 Prozent) für eine höhere Wasserentnahmeabgabe der Wirtschaft. 

Die detaillierten Ergebnisse der Studie zeigen: Besonders besorgt äußern sich Befragte über 65 Jahre (64 Prozent, deutschlandweit). Am unbekümmertsten sind demnach junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren (34 Prozent) bei dem Thema. Um Wasser zu sparen, würden die meisten die Autowäsche oder sommerliche Bäder in Pool oder Planschbecken einschränken.

Thüringen hat sich bereits im Mai 2022 auf den Weg gemacht und eine Niedrigwasserstrategie verabschiedet. Eine Reaktion auf die vermehrt auftretenden Extremwetter in den letzten Jahren.

Sebastian König, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen: „Seit 2018 befindet sich der Freistaat in einer ,Dauerdürre‘. Trotz erster Fortschritte ist in Thüringen noch viel tun. Wasser ist ein sehr kostbares Gut, dessen Wert wir in Zukunft noch mehr zu schätzen lernen müssen. Es braucht ein klares Bewusstsein dafür, dass diese Ressource nicht unbegrenzt zur Verfügung steht. Bürgerinnen und Bürger werden zukünftig deutlich öfter mit Nutzungseinschränkungen konfrontiert werden.“

Zuletzt riefen Kommunen wieder vermehrt Bürgerinnen und Bürger auf, Wasser im Garten oder bei der Autowäsche zu sparen. Tatsächlich gibt es sowohl hier als auch bei privaten Pools eine große Bereitschaft unter den Befragten, sich einzuschränken, Auch bei der Bewässerung von Pflanzen und in Gärten würden noch vergleichsweise viele private Nutzer Wasser sparen.

Keine Gebühren-Ausnahmen für wassernutzende Wirtschaftszweige

Doch die großen Wasserverbraucher sind Energieversorger, Bergbau und verarbeitendes Gewerbe, öffentliche Wasserversorgung und zunehmend die Landwirtschaft. Mittlerweile werden rund drei Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Thüringen zusätzlich bewässert – Tendenz steigend, denn der Freistaat zählt zu den trockensten Regionen Deutschlands. Für die Entnahme, das Fördern, Ableiten oder die vergleichbare Verwendung von Grundwasser oder Wasser aus Oberflächengewässern durch Unternehmen gibt es in Deutschland keine einheitliche Regelung. Abhängig vom Bundesland findet die Mitfinanzierung der Wasserversorgung durch Wirtschaftszweige mit hohem Wasserverbrauch gar nicht oder nur in geringem Maß statt. Thüringen zählt zu den drei Bundesländern, die keine Abgabe erheben.

Sebastian König, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen: „Angesichts der aktuellen Klimalage können wir es uns nicht mehr leisten, auf das Wasserentnahmeentgelt zu verzichten. Im besten Falle brauchen wir eine bundesweit einheitliche Regelung. Nur so kann einer Wettbewerbsverzerrung vorgebeugt und die Lenkungswirkung einheitlich geregelt werden - für die Finanzierung von Gewässerschutzmaßnahmen. Die Umfrage zeigt: Die Bürgerinnen und Bürger sind bereit, sich in ihrem Wasserverbrauch einzuschränken. Diese Bereitschaft, aktiv am Wasserschutz mitzuwirken, dürfen wir nicht verspielen, indem wir an der entscheidenden Stelle – nämlich bei den wassernutzenden Wirtschaftszweigen – versäumen, klare und vor allem wirksame Instrumente zum Schutz der Wasserressourcen zu implementieren.“

 

Hintergrund:
Der Deutsche Wetterdienst vermeldet im Rückblick auf die vergangenen Wochen einen sehr warmen und den zweitsonnigsten Juni sei Beginn der Wetteraufzeichnungen 1951, verbunden mit regionalem Starkregen, aber auch extremer Trockenheit im Südwesten und Norden Deutschlands. Obwohl der UFZ-Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung nach den Regenfällen in den letzten Tagen in Teilen Deutschlands für die oberen Bodenschichten genügend Wasser für die Pflanzen zeigt, herrscht immer noch in den unteren Bodenschichten in großen Teilen Deutschlands eine moderate bis außergewöhnliche Dürre.

Die Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung sieht als kurzfristig umzusetzende Maßnahmen unter anderem eine Kommunikationsstrategie „Wasser“ sowie die Weiterentwicklung und bundesweite Einführung von Wasserentnahmeentgelten vor. Es ist eine Prüfung vorgesehen, diese Einnahmen dann zweckgebunden zur Finanzierung von wasserwirtschaftlichen Maßnahmen zu nutzen, wie zum Beispiel der Verbesserung der Gewässer in einen guten chemischen und ökologischen Zustand nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Es ist von größter Wichtigkeit, den natürlichen Wasserbedarf der Ökosysteme in allen Bereichen zu gewährleisten, denn dies dient nicht nur der Natur, sondern auch unserer Daseinsvorsorge. Darüber hinaus kann aus Sicht des BUND durch das Entgelt eine Lenkungswirkung hin zu einem bewussteren Umgang mit der Ressource Wasser erreicht werden. 

 

Mehr Informationen: 

 

Kontakt:

Anne Werner | Kerstin Neumann, 0361/5550314, 0176/13338564 oder 0176/13338510, presse@bund.net

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