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BUND Thüringen: Kein Gipsabbau am Kuhberg!

05. September 2000 | Ressourcen & Technik, Energiewende, Naturschutz

Erfurt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Thüringen e.V. fordert den sofortigen Stopp des Raumordnungsverfahrens zum Gipsabbau am Kuhberg im Landkreis Nordhausen. Die Firma BPB Formula GmbH plant, Gips auf einer Fläche von ca. 18 ha am Kuhberg abzubauen. Die für den geplanten Gipsabbau erforderliche Änderung des Regionalen Raumordnungsplanes Nordthüringen (RROP NTH) lehnt der BUND Thüringen entschieden ab.

"Es ist ganz schön dreist von der Gipsindustrie, den Gipsabbau als "nachhaltige Bewirtschaftung endlicher Ressourcen" zu bezeichnen", erklärte der Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen, Dr. Burkhard Vogel anlässlich einer Bürgerversammlung zum Gipsabbau am Dienstag dieser Woche in Niedersachswerfen. "Wenn etwas nachhaltig ist an diesem Gipsabbau, dann die Zerstörung weltweit einzigartiger Lebensräume. Der Gipsabbau reißt Wunden in die Landschaft, die auch nach Jahrhunderten noch sichtbar sind."

In einer ausführlichen Stellungnahme zum Raumordnungsverfahren hat der BUND Thüringen die von der Firma BPB Formula GmbH als Begründung für den Gipsabbau vorgelegten Zahlen zurückgewiesen. Weder beim allgemeinen Rohgipsbedarf noch beim Bedarf an der Sicherung bestimmter Spezialgips-Qualitäten seien die vorgelegten Zahlen nachvollziehbar.

"Die Firma BPB Formula GmbH prognostiziert als Begründung für ihr Abbauvorhaben einen zusätzlichen Bedarf von 3,8 Mio Tonnen Rohgips pro Jahr in Deutschland. Allein beim Energiekonzern VEAG liegen aber bereits jetzt schon über 3 Mio Tonnen Gips aus der Rauchgasentschwefelung der Braunkohlekraftwerke, sog. REA-Gips, auf Halde. Für diesen Gips, der ohne große Schwierigkeiten als Ersatz für Naturgips verwendet werden kann, sucht die VEAG dringend Abnehmer", erklärte Friedrich Wulf, stellvertretender Vorsitzender des BUND Thüringen.

Wulf wies außerdem auf die vielfachen Möglichkeiten hin, die endlichen Gipsressourcen durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen. Alleine durch den Ersatz von Gipsplatten, wie sie im Innenausbau verwendet werden, mit Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen (Hanf-, Schilf-, Holz-, oder Strohplatten) könne der jährliche Bedarf an Naturgipsen in Deutschland um mehr als ein Viertel gesenkt werden.

Vogel betonte, dass im Landkreis Nordhausen sich eine ganze Region gegen die Ausdehnung des Gipsabbaus und für eine nachhaltige Tourismusentwicklung in ihrer Landschaft ausgesprochen habe: "Bürger, Politiker, Kommunen und der Landkreis kämpfen gemeinsam gegen die Gipsindustrie, weil sie einer weiteren Zerstörung ihrer Heimat nicht tatenlos zusehen wollen. Die Leute wollen auch dann noch in einer intakten Umwelt und in einer Region mit wirtschaftlichen Perspektiven leben, wenn die Gipsindustrie in 10, 20 oder 30 Jahren längst weitergezogen ist, um sich neue Abbaufelder zu erschließen."

Vogel forderte daher Herrn Minister Dr. Sklenar auf, sich an sein eigenes Credo zu erinnern, nichts im Land Thüringen gegen den mehrheitlichen Willen der Bevölkerung durchzusetzen. "Wenn der Minister seine eigenen Worte wirklich ernst nimmt, muss er die Ausdehnung des Gipsabbaus stoppen."  

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