Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen

Im Jahr 2024 ging es für unser Luchsprojekt endlich los: Nach Jahren der Vorbereitung starteten wir die aktive Bestandsstützung des Luchses im Thüringer Wald. Gemeinsam mit unseren Projektpartnern haben wir in diesem Jahr vier Luchse ausgewildert. Den Anfang machten im Mai die Luchsin Frieda und der Kuder (männlicher Luchs) Viorel. Viorel kam als Wildfang aus den rumänischen Karpaten zu uns, während Frieda eine waschechte Thüringerin ist. Sie wurde im Frühjahr 2022 im großen, naturnahen Luchsgehege des BUND-Wildkatzendorfes Hütscheroda geboren und wuchs dort weitgehend ohne Kontakt zu Menschen auf.
Im August folgten Vreni, eine Luchsin aus dem Wildnispark Langenberg in der Schweiz, und der junge Kuder Kilian aus dem Tiergarten Nürnberg. Auch sie wuchsen in naturnahen Gehegen auf und verbrachten ihre letzten Monate vor der Auswilderung gemeinsam im Vorbereitungsgehege im Wildkatzendorf Hütscheroda. Seitdem haben sie offensichtlich den Kontakt zueinander nicht verloren: Ihre Streifgebiete überschneiden sich teils zwischen Ilmenau, Suhl und Schleusingen. Frieda hat ihr Revier nördlich von Tambach-Dietharz und Viorel im Süden des Thüringer Waldes bei Eisfeld etabliert.
Dank der Halsbandsender können wir ihre Bewegungen verfolgen und finden immer wieder Überreste ihrer erlegten Beutetiere. Es freut uns, dass alle vier Luchse regelmäßig Beute machen – ein gutes Zeichen, dass sie sich gut in ihrer neuen Umgebung zurechtfinden. Besonders erfreulich: Die Gehege-Nachzuchten zeigen keine Unterschiede zu ihrem wilden „Vetter“ Viorel.
Für 2025 planen wir, weitere Luchse im Thüringer Wald auszuwildern, um so den Grundstein für eine große, vernetzte Luchspopulation zu schaffen, die weit über die Grenzen Thüringens hinauswachsen soll.
Weitere Informationen zum Projekt „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen“
Spurensuche Gartenschläfer: Ein Erfolgsprojekt mit Zukunft

Vor sechs Jahren hat sich der BUND Thüringen auf den Weg gemacht, um die vom Aussterben bedrohte Schlafmaus – den Gartenschläfer - zu schützen. In diesem Herbst endete das Projekt, das im Rahmen des Bundesprogramms für Biologische Vielfalt gefördert wurde. Das Fazit: Ein voller Erfolg! Alle gesteckten Ziele wurden erreicht, viele Vorgaben sogar übertroffen.
Die „Spurensuche Gartenschläfer“ lieferte entscheidende Erkenntnisse für den Artenschutz. Besonders hervorzuheben ist, dass es erstmals gelungen ist, die Ursachen für den dramatischen Bestandsrückgang zu identifizieren. Zudem konnte das Wissen über seine Verbreitung, Biologie, Genetik, Lebensräume und Aktivitätsmuster erheblich erweitert werden. So konnte die Art in der Roten Liste Thüringens (2021) realistisch als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft werden.
Und auch nach Projektende steht fest: Der kleine Bilch wird auch weiterhin ein Team an seiner Seite haben, das ihm durch schwere Zeiten hilft. Wir konnten eine Anschlussfinanzierung für die Online-Meldestelle sowie für weitere Schutzmaßnahmen für den Gartenschläfer in Thüringen bekommen. Das Thüringer Umweltministerium ist unseren Argumenten für den Handlungsbedarf für den gefährdeten Bilch gefolgt. Somit wird es uns möglich sein, ein weiteres Jahr Maßnahmen zum Schutz der Art in unseren Wäldern durchzuführen. Auch die parallel durchgeführte Machbarkeitsstudie zeigt Handlungsoptionen für die Zukunft auf.
Neue Entdeckungen und alte Herausforderungen im Südharzer Gipskarst

Weihnachten wird die kleine Haselmaus verschlafen, und doch ist ihr Fund in unserem Rückblick einer der Höhepunkte des vergangenen Jahres. Denn dank der engagierten Kartierung von Ehrenamtlichen konnte der bedrohte Bilch im Grenzgebiet zwischen Bad Sachsa-Walkenried und dem Grünen Band Thüringen nachgewiesen werden. Die streng geschützte Art ist auf Wälder und Hecken als verbindende Lebensräume angewiesen – ein Lebensraum, der durch den fortschreitenden Gipsabbau jedoch zunehmend gefährdet ist. Immerhin müssen die Abbaufirmen inzwischen vorgezogene Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen umsetzen.
Im Mai 2024 fand daher eine gemeinsame Begehung von Haselmauswäldern mit Umweltverbänden, UNB, ONB, Kartierbüros der Abbaufirmen und einer Gipsfirma bei Bad Sachsa Tettenborn-Kolonie statt. Im Juni 2024 folgte eine Wanderung mit dem ehemaligen Umweltminister Bernhard Stengele durch die Thüringer Gipskarstgebiete. Diese mündete in der Presseinformation „Wir machen aus Stroh Gold“. Der Minister griff darin unsere Aktivitäten zum Ersatz von Gipsplatten auf, nahm dankend unsere Strohplatte mit und wies auf ein neues Projekt der Bauhaus-Universität Weimar hin. Dort entstehen aus überschüssigem Stroh CO₂-bindende Bausteine, die eine umweltfreundliche Alternativen zu Gipsplatten darstellen. Jeder der baut und renoviert sollte die vielfältigen Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen nutzen.
Leider brachte das Jahr auch schlechte Nachrichten. Anfang Dezember erhielt der Konzern Knauf die Genehmigung für Probebohrungen im Naturschutzgebiet Questenberg, mitten im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz. Diese Entscheidung macht deutlich: Der Verzicht auf Gipsprodukte aus Naturabbau bleibt dringender denn je.
Weitere Informationen zum Projekt „Netzwerke für den Gipskarst“
Das Grüne Band: Auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe

Das Jahr 2024 begann mit einer guten Nachricht: Im Januar wurde das Grüne Band auf die deutsche Vorschlagsliste für UNESCO-Welterbestätten aufgenommen. Dieser einzigartige Lebensraum, der Schatzkammer der Artenvielfalt und Erinnerungslandschaft zugleich ist, könnte schon bald mit einem weiteren bedeutenden Titel ausgezeichnet werden. Ein großer Erfolg, auf den der BUND seit Jahrzehnten mit Leidenschaft und Ausdauer hingearbeitet hat.
Dieser Meilenstein spiegelt auch das Engagement der vergangenen Monate wider: Entlang der ehemaligen Grenze fanden zahlreiche Veranstaltungen statt. Gemeinsam pflegten wir Biotope, suchten nach Orchideen und Schmetterlingen und ließen Geschichte lebendig werden. Besonders in Erinnerung blieb das BAUMKREUZ-Camp bei Ifta, wo das Theaterprojekt „Grüne Bande“ die Geschichte von Teilung, Wiedervereinigung und gemeinsamem Handeln am Grünen Band eindrucksvoll inszenierte.
Auch im Projekt „Quervernetzung Grünes Band“ konnten wir wichtige Fortschritte erzielen. Neben Flächenerwerb und Renaturierungsmaßnahmen brachten wir Akteure aus der Region grenzüberschreitend zusammen – etwa zu Themen wie „Wald und Naturschutz“ oder „bessere Vermarktung von Weideprodukten“. Denn nur wenn sich die Pflege wertvoller Offenlandbiotope wirtschaftlich lohnt, haben bedrohte Arten wie Arnika und Dukatenfalter langfristig eine Zukunft.
Neugierig auf mehr? Spannende Einblicke gibt es auf Instagram (@gruenesband_thueringen), Facebook (Grünes Band Thüringen) und auf unserer Website www.gruenes-band-monumental.de. Virtuelle Entdeckungsreisen bieten unsere 360°-Touren unter www.bund.net/gruenes-band
Wildkatze, Wald und Bildung

2024 war ein ereignisreiches Jahr für das „Rettungsnetz Wildkatze. Im Wildkatzendorf Hütscheroda fanden über 27.000 Tagesbesucher sowie 90 Schulklassen mit mehr als 1.500 Schüler*innen spannende Einblicke in die Themen Wildkatze, Waldverbund und Waldsäume. Auch das „Wildkatzen-Kinder- und Familiencamp“ war ausgebucht und bei den „Wilden Donnerstagen“ nahmen 90 Kinder und Jugendliche teil – diesmal erstmals auch mit Eltern und Großeltern, was besonders gut ankam.
Zum 20-jährigen Jubiläum des Rettungsnetzes gab es viel Aufmerksamkeit: Neben Pressemitteilungen und Beiträgen in Print, Radio und TV fand ein besonderer Pressetermin mit Thüringens Umweltminister a.D. Bernhard Stengele und dem BUND-Ehrenvorsitzenden Hubert Weiger am Wildkatzenkorridor Hainich–Thüringer Wald statt. Der Korridor bietet inzwischen unzähligen Arten wie Neuntötern, Rebhühnern und Gelbbauchunken Lebensraum.
Bildungsarbeit blieb ein Schwerpunkt: Im Rahmen des Wildkatzenprogramms der Natura-2000-Station führten geschulte Mitarbeitende fünf Projekttage für insgesamt 95 Schülerinnen und Schüler an Förder-, Grund- und Regelschulen in Sondershausen durch. Zusätzlich fanden fünf Führungen statt, bei denen die Inhalte des Projekts an Bundesfreiwilligendienstleistende vermittelt wurden. Diese wurden in Kooperation mit der Natura-2000-Station Possen und dem Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (ASt.) organisiert.
Ein besonderes Highlight war das Dialogforum „Wildkatzenwälder von morgen“ in Greiz. Die länderübergreifende Veranstaltung brachte Akteurinnen aus Thüringen und Sachsen zusammen – darunter Vertreterinnen von Forst- und Naturschutzbehörden sowie NGOs. Organisiert wurde das Forum in Kooperation mit dem BUND-Landesverband Sachsen.
Bei den praktischen Naturschutzmaßnahmen gab es ebenfalls Fortschritte: Beispielsweise konnten die Waldsaumpflanzungen in Zusammenarbeit mit dem Verein Bergwald e.V. und der Greenpeace Umweltstiftung abgeschlossen werden. Beim Pflanzfest in Wasungen am 23. November packten über 50 Freiwillige mit an, um mehr als 2.000 Bäume in die Erde zu bringen.
Ein weiterer Erfolg: Im Thüringer Wald bei Oberhof konnte der Vorsitzende des Thüringer Waldbesitzerverbandes für Maßnahmen am Waldrand gewonnen werden. Der Landesverband Thüringen erhofft sich davon eine gewisse Signalwirkung in den Verband der Waldbesitzenden hinein.
Wir danken allen Unterstützenden, die dieses erfolgreiche Jahr möglich gemacht haben!
Weitere Informationen zum Projekt "Wildkatzenwälder von morgen"
E-Learning-Lehrgang „Natura-2000-Manager/in“: Erfolgreich in die Eigenständigkeit gestartet

Der Lehrgang „Natura-2000-Manager/in“ hat sich zu einer festen Größe in der Weiterbildung für Naturschützer*innen entwickelt. Nach dem Testlauf 2022 und dem ersten offiziellen Durchgang 2023/2024 konnte der Lehrgang im November 2024 erfolgreich in die Eigenständigkeit starten. Mit 45 Teilnehmer*innen aus 11 Bundesländern und Österreich läuft nun der erste rein durch Teilnahmegebühren finanzierte Kurs.
Der Lehrgang bietet Fachkräften die Möglichkeit, sich in 290 Lernstunden umfassend für das Management von europaweit geschützten Lebensräumen sowie Tier- und Pflanzenarten weiterzubilden. Inhalte wie gesetzliche Grundlagen, Ökologie, Projektmanagement und soziale Kompetenzen werden in 11 Themenblöcken vermittelt – präsentiert von 48 Expert*innen, die vor allem auf vertonte Präsentationen und 360-Grad-Panoramen setzen.
Bis Juni 2024 wurde der Lehrgang von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und dem Thüringer Umweltministerium gefördert (siehe Projektbericht). In dieser Zeit wurden ein Curriculum entwickelt, ein Referent*innen-Netzwerk aufgebaut und ein Begleitgremium (Expert Board) aufgebaut sowie der Testlauf und der offizielle Durchgang durchgeführt. Dank dieser Grundlagen steht der Lehrgang nun auf eigenen Beinen und bleibt ein wichtiger Baustein für die Weiterbildung im Naturschutz.
Vernetzung und neue Impulse Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen

Im Jahr 2024 setzte das Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen wichtige Akzente in der Vernetzung und Außendarstellung des Stationsnetzwerkes. Ein Schwerpunkt war die Entwicklung eines modularen Messestandes, der erstmals bei den Grünen Tagen Thüringen im September in Erfurt präsentiert wurde. Der Stand, bestehend aus einem Pavillon, einem Klip-Klap-Stand und einem „Projekt-Baum“ und bietet eine innovative Plattform zur Darstellung der Stationsprojekte. Neben den Grünen Tagen war das Stationsnetzwerk 2024 auch beim 1. Thüringer Naturschutztag in Gotha sowie beim Tierschutzfestival im Bärenpark Worbis vertreten.
Besondere Anerkennung fand erneut das Engagement von Natura 2000-Landwirt*innen im Naturschutz. 2024 wurden erstmals auch Betriebe ausgezeichnet, die sich gezielt für den Schutz des Feldhamsters einsetzen – eine bedrohte Art, die in Thüringen auf eine feldhamsterfreundliche Bewirtschaftung angewiesen ist.
Auch die Zusammenarbeit zwischen den Natura 2000-Stationen und den Gewässerunterhaltungsverbänden wurde gestärkt. Im Rahmen einer Fachveranstaltung wurden erfolgreiche Projekte und Kooperationsmodelle vorgestellt. Außerdem bot das Kompetenzzentrum Weiterbildungen und eine Fachtagung zu den Herausforderungen des Klimawandels für Natura 2000-Gebiete an. Zudem fanden drei Stationsmeetings sowie eine Exkursion in den Nationalpark Hainich statt, die den Austausch und die Vernetzung innerhalb des Stationsnetzwerkes weiter förderten.
Auch personell gab es Veränderungen: Martin Sommer und Ina Liebetrau verstärken seit 2024 das Team und seit Dezember 2024 auch Elias Hammer.
Weitere Informationen zum Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen
Junge Menschen gestalten die Zukunft – Aktivitäten und Erfolge der BUNDjugend Thüringen

2024 war für die BUNDjugend Thüringen ein ereignisreiches Jahr. Rund 350 junge Menschen unter 27 Jahren nahmen an unseren vielfältigen Veranstaltungen teil – von eintägigen Aktionen bis hin zu mehrtägigen Camps.
Besonders gern waren wir in der Natur unterwegs: Zu den Höherpunkten zählten das Familien-Wildnis-Wochenende, das Wildkatzencamp im Nationalpark Hainich und eine Wanderung am Grünen Band. Dieser besondere Lebensraum ist seit Oktober auch Teil unseres EU-Projektes „Borders Separate - Nature Unites“.
Unsere thematischen Veranstaltungen reichten von einem Filmabend über den Hambacher Forst bis hin zum Workshop „Öffentlicher Luxus“ in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen. Gemeinsam mit dem BUND Erfurt organisierten wir eine Samen- und Pflanzentauschbörse und setzten uns in der Andreasstraße mit Umweltbewegungen der DDR auseinander. Monatlich trafen sich unsere Aktiven, um Veranstaltungen zu planen und Ideen für eine nachhaltigere Zukunft zu entwickeln.
Ein bedeutender Moment war unser 20-jähriges Jubiläum. Dieser Meilenstein wurde unter anderem durch die engagierte Arbeit der BUND-Ortsgruppen möglich, die mit ihrer Kinder- und Jugendgruppenarbeit sowie zahlreichen Aktionen in diesem Jahr tolle Projekte umgesetzt haben.
2024 hat gezeigt: Nachhaltiges Engagement lebt von Gemeinschaft und neuen Ideen. Wir freuen uns auf ein weiteres Jahr voller Aktionen!
