Aktuelles
Erfolgreiche Auswilderung der Luchse Frieda und Viorel – Neuer Film dokumentiert Meilenstein im...
Internationaler Tag des Luchses: Ausgewilderte Luchse unternehmen ausgedehnte Streifzüge durch den...
Artenschutz: Luchs-Auswilderung im Thüringer Wald Langzeitprojekt startet mit deutsch-rumänischen...
Luchsansiedlung im Thüringer Wald: Projektbündnis „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen“...
Luchs Thüringen - Europas Luchse vernetzen
Kurzfilm: Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen
Der Luchs gehört in Thüringens Wälder, und die Zeit ist reif für seine Rückkehr in seine alte Heimat. Der Kurzfilm zeigt die Auswilderung der beiden Luchse Frieda und Viorel im Thüringer Wald. Ein Filmteam dokumentierte regelmäßig die Arbeiten vor Ort: Von den intensiven Vorbereitungen bis zu den ersten Schritten der Luchse in die Freiheit. Thüringen spielt eine zentrale Rolle für die Zukunft der Luchse in Deutschland und Mitteleuropa. Der Thüringer Wald dient als wichtiger Verbindungskorridor zwischen den Luchspopulationen im Harz und im Bayerischen Wald. Die Wiederansiedlung des Luchses fördert die genetische Vielfalt der Art und stärkt die Stabilität des gesamten Ökosystems. Die Rückkehr des Luchses nach Thüringen ist ein großer Erfolg für den Artenschutz.
Das Projekt "Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen" wird im Rahmen des Programms "Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft" (ENL) des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) umgesetzt – und gemeinsam vom BUND Thüringen sowie BUND Bundesverband, dem WWF Deutschland, dem Wildkatzendorf Hütscheroda, ThüringenForst, dem Landesjagdverband Thüringen, dem UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald, dem Naturpark Thüringer Wald, der Georg-August-Universität Göttingen sowie den rumänischen Projektpartner ACDB und Romsilva durchgeführt. Das Umweltministerium unterstützt das Projekt mit rund 2,9 Millionen Euro, wovon ein Fünftel aus dem Thüringer Landeshaushalt stammt und die übrigen 80 Prozent aus ENL-Mitteln der EU kofinanziert sind. Weitere Informationen: www.luchs-thueringen.de
Vorgängerprojekte:
In einem ersten Vorgängerprojekt wurde die "Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland" untersucht. Mithilfe von Fotofallen wurden Daten zum Ausbreitungsverhalten des Luchses in Thüringen erhoben. Darüber hinaus wurde die Ausbreitung des Luchses auch über die Grenzen Thüringens hinaus mithilfe eines computergestützten Modells simuliert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland bislang noch zu zögerlich verläuft, und dass sich die bestehenden Luchspopulationen im Harz und im Bayerischen Wald ohne bestandsstützende Maßnahmen voraussichtlich nicht miteinander verbinden werden.
Eine wissenschaftliche Studie des Senckenberg-Instituts konnte zeigen, dass es in vielen der bislang isolierten mitteleuropäischen Luchspopulationen bereits zu einem Verlust genetischer Diversität gekommen ist. Auch diese Studie empfiehlt gezielte Bestandsstützungen, um den genetischen Austausch zwischen den Populationen zu fördern. Dabei könnte gerade der Thüringer Wald als „Dreh- und Angelpunkt“ für die Luchsausbreitung in Mitteldeutschland fungieren.
Deswegen wurden im Anschluss-Projekt „Die Zukunft des Luchses in Thüringen“ unter Beteiligung unterschiedlicher Interessengruppen Perspektiven für den Luchs in Thüringen entwickelt. Im Auftrag des Thüringer Umweltministeriums prüften wir zusammen mit dem WWF Deutschland, ob die gesellschaftliche Akzeptanz für eine aktive Ansiedlung von Luchsen bei der Thüringer Bevölkerung vorhanden ist. Das Ergebnis der hierzu durchgeführten forsa-Umfrage: Die breite Mehrheit der Thüringer*innen steht einer Rückkehr des Luchses ausgesprochen positiv gegenüber. In einem weiteren Schritt wurde gemeinsam mit ThüringenForst ein umfangreiches Fotofallen-Monitoring im zentralen Thüringer Wald etabliert. Unsere Modellrechnungen hatten ergeben, dass dem etwa 2200 km² großen Waldgebiet im Herzen Thüringens bei der Vernetzung der Luchspopulationen im Harz und im Bayerischen Wald eine Schlüsselrolle zukommen wird.
Trittstein Thüringer Wald - Die Rückkehr des Luchses nach Mitteldeutschland
Das aktuelle Projekt verfolgt folgende Ziele:
- Bau eines Luchs-Koordinationsgeheges im Wildkatzendorf Hütscheroda
- Aufbau eines systematischen Luchsmonitorings im Thüringer Wald
- Vorbereitungen für die Umsiedlung von Luchsen aus den rumänischen Karpaten
- Projektbegleitende Öffentlichkeits- und Akzeptanzarbeit
Um den Status des Luchses im Thüringer Wald noch umfänglicher zu erfassen, wird das Fotofallen-Monitoring im Thüringer Wald mit Unterstützung von ThüringenForst und jagdlichen Vereinigungen ausgeweitet. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, mit welcher Regelmäßigkeit der Thüringer Wald bereits heute von aus dem Harz (oder dem Bayerischen Wald?) abwandernden Luchsen erreicht wird. Aufbauend auf unseren theoretischen Modellierungen soll die Beantwortung dieser Frage helfen, die optimale Anzahl der Luchse und das optimale Geschlechterverhältnis für eine mögliche Bestandsstützung im Thüringer Wald zu finden.
Zweiter zentraler Bestandteil des Projektes ist der Bau und die Inbetriebnahme eines eigens konzipierten Luchsgeheges im BUND Wildkatzendorf Hütscheroda. Mit diesem Gehege wird das Wildkatzendorf Teil eines Netzwerkes aus Zoos und Wildgehegen, welches sich die Zucht und Haltung geeigneter Luchse für Freilandprojekte auf die Fahnen geschrieben hat. In diesem Gehege werden in Gefangenschaft geborene Tiere unter möglichst natürlichen Bedingungen ohne Kontakt zu Menschen aufwachsen. Erste Bewohner des Geheges sind seit Sommer 2023 die beiden in Hütscheroda geborenen Jungluchse Frida und Junior. Frida soll im Frühjahr 2024 im Thüringer Wald in die Freiheit entlassen werden, Junior kann voraussichtlich in einem anderen europäischen Wiederansiedlungsprojekt ausgewildert werden.
Neben Gehege-Nachzuchten sollen auch Wildfänge die zukünftige Luchs-Population im Thüringer Wald stärken. Gemeinsam mit unseren rumänischen Projektpartnern ACDB und Romsilva haben wir ein Konzept für die Umsiedlung von bis zu zehn Luchsen aus den rumänischen Karpeten in den Thüringer Wald erarbeitet. Im Rahmen des Folgeprojektes „Trittstein Thüringer Walld II“ konnte inzwischen mit einem umfangreiches Monitoring der Luchspopulation in den Fanggebieten begonnen werden. Dieses ist nötig, um sicherzustellen, dass die Ursprungspopulation durch den Fang der Luchse nicht beeinträchtigt wird. Ein systematisches Monitoring hilft außerdem, bislang noch kaum vorliegende, wertvolle Daten zur Verbreitung und Popuationsdichte der rumänischen Luchspopulation zu sammeln.
Begleitet werden alle Maßnahmen von einer breiten Öffentlichkeits- und Akzeptanzarbeit.
"Der Luchs gehört in unsere Wälder"
Warum gibt es so wenige Luchse in Deutschland? Wie kann man den Luchs hier wieder heimisch werden lassen? Warum braucht er dafür die Unterstützung des Menschen, und wie "vernetzt" man Luchse?
Redakteurin Gabriele Busse von Radio Wüste Welle interviewt Dr. Markus Port - Biologe, Luchsexperte und Projektleiter beim BUND Thüringen.
Bild im Header: NickyPe/ Pixabay