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Trittstein Thüringer Wald - Die Rückkehr des Luchses nach Mitteldeutschland

Einst großflächig verbreitet, kommen Luchse heute in Deutschland nur in drei voneinander isolierten Verbreitungsgebieten vor: dem Harz, dem Bayerischen Wald und dem Pfälzerwald. Ein Austausch von Tieren zwischen diesen Populationen findet derzeit nicht statt. Mit dem Projekt wollen wir, die Wildtierland Hainich gGmbH und der WWF Deutschland im strategisch wichtigen Thüringer Wald ein Trittstein für die Vernetzung bisher voneinander isolierter Luchspopulationen schaffen.

Aktuelles

Gemeinsame Pressemitteilung von Wildtierland Hainich gGmbH und BUND Landesverband Thüringen e.V. - 12.12.2022

Luchsnachwuchs „Norik“ aus dem BUND-Wildkatzendorf Hütscheroda streift seit Freitag durch den Nationalpark Kalkalpen in Österreich

Hütscheroda/Molln, Österreich: Als erstes Mitglied der Luchsfamilie im BUND-Wildkatzendorf Hütscheroda streift nun Luchs „Norik“ durch den Nationalpark Kalkalpen in Österreich

„Wir sind sehr glücklich, dass nun erstmals Nachwuchs unseres Luchspärchen Kaja und Looki in die Freiheit entlassen wurde“, freut sich Dr. Katrin Vogel, Geschäftsführerin der Wildtierland Hainich gGmbH. „Im Mai 2021 wurden drei Luchse in Hütscheroda geboren. Im Mai 2022, als Luchsin Kaja wieder trächtig war, zogen die drei zunächst in ein Auswilderungsgehege in Maßweiler (Rheinland-Pfalz). Von dort ging es am Freitag nach Österreich. Weiterlesen...


 

Vorgängerprojekte:

In einem ersten Vorgängerprojekt wurde die "Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland" untersucht. Mithilfe von Fotofallen wurden Daten zum Ausbreitungsverhalten des Luchses in Thüringen erhoben. Darüber hinaus wurde die Ausbreitung des Luchses auch über die Grenzen Thüringens hinaus mithilfe eines computergestützten Modells simuliert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland bislang noch zu zögerlich verläuft, und dass sich die bestehenden Luchspopulationen im Harz und im Bayerischen Wald ohne bestandsstützende Maßnahmen voraussichtlich nicht miteinander verbinden werden.

Eine wissenschaftliche Studie des Senckenberg-Instituts konnte zeigen, dass es in vielen der bislang isolierten mitteleuropäischen Luchspopulationen bereits zu einem Verlust genetischer Diversität gekommen ist. Auch diese Studie empfiehlt gezielte Bestandsstützungen, um den genetischen Austausch zwischen den Populationen zu fördern. Dabei könnte gerade der Thüringer Wald als „Dreh- und Angelpunkt“ für die Luchsausbreitung in Mitteldeutschland fungieren.

Deswegen wurden im Anschluss-Projekt „Die Zukunft des Luchses in Thüringen“ unter Beteiligung unterschiedlicher Interessengruppen Perspektiven für den Luchs in Thüringen entwickelt. Im Auftrag des Thüringer Umweltministeriums prüften wir zusammen mit dem WWF Deutschland, ob die gesellschaftliche Akzeptanz für eine aktive Ansiedlung von Luchsen bei der Thüringer Bevölkerung vorhanden ist. Das Ergebnis der hierzu durchgeführten forsa-Umfrage: Die breite Mehrheit der Thüringer*innen steht einer Rückkehr des Luchses ausgesprochen positiv gegenüber. In einem weiteren Schritt wurde gemeinsam mit ThüringenForst ein umfangreiches Fotofallen-Monitoring im zentralen Thüringer Wald etabliert. Unsere Modellrechnungen hatten ergeben, dass dem etwa 2200 km² großen Waldgebiet im Herzen Thüringens bei der Vernetzung der Luchspopulationen im Harz und im Bayerischen Wald eine Schlüsselrolle zukommen wird.

Trittstein Thüringer Wald - Die Rückkehr des Luchses nach Mitteldeutschland

Eurasischer Luchs Ein stabiles Luchsvorkommen im Thüringer Wald wäre das bislang fehlende Bindeglied zur Vernetzung der Harzpopulation mit dem Luchsvorkommen des Bayerischen Waldes/ Böhmerwaldes.  (Miller_Eszter / Pixabay)

Das aktuelle Projekt verfolgt folgende Ziele:

  1. Bau eines Luchs-Koordinationsgeheges im Wildkatzendorf Hütscheroda
  2. Aufbau eines systematischen Luchsmonitorings im Thüringer Wald
  3. Erarbeitung eines Konzeptes für die Umsiedlung von Luchsen aus den rumänischen Karpaten
  4. Projektbegleitende Öffentlichkeits- und Akzeptanzarbeit

Um den Status des Luchses im Thüringer Wald noch umfänglicher zu erfassen, wird das Fotofallen-Monitoring im Thüringer Wald mit Unterstützung von ThüringenForst und jagdlichen Vereinigungen ausgeweitet. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, mit welcher Regelmäßigkeit der Thüringer Wald bereits heute von aus dem Harz (oder dem Bayerischen Wald?) abwandernden Luchsen erreicht wird. Aufbauend auf unseren theoretischen Modellierungen soll die Beantwortung dieser Frage helfen, die optimale Anzahl der Luchse und das optimale Geschlechterverhältnis für eine mögliche Bestandsstützung im Thüringer Wald zu finden.

Als zweiter zentraler Bestandteil des neuen Projektes ist der Bau und die Inbetriebnahme eines eigens konzipierten Luchsgeheges im BUND Wildkatzendorf Hütscheroda geplant. Mit diesem Gehege möchte das Wildkatzendorf Teil eines Netzwerkes aus Zoos und Wildgehegen werden, welches sich die Zucht geeigneter Luchse für Freilandprojekte auf die Fahnen geschrieben hat. In diesem Gehege sollen in Gefangenschaft geborene Tiere unter möglichst natürlichen Bedingungen ohne Kontakt zu Menschen aufwachsen. Das Gehege soll ab Frühjahr 2023 bezugsfertig sein. Einige der in Hütscheroda gehaltenen Luchse könnten dann zukünftig durch den Thüringer Wald oder durch andere Wälder in Europa streifen.

Neben Gehege-Nachzuchten könnten auch Wildfänge die zukünftige Luchs-Population im Thüringer Wald stärken. Gemäß einer Übereinkunft führender Luchsexperten Europas sollen in den Gebirgs- und Mittelgebirgsregionen Mitteleuropas ausschließlich Luchse der karpatischen genetischen Linie ausgewildert werden. Gemeinsam mit Projektpartnern in Rumänien soll daher ein Konzept für eine Umsiedlung von Luchsen aus den rumänischen Karpaten in den Thüringer Wald erarbeitet werden. Die große, intakte Luchspopulation in den rumänischen Karpaten stellt die derzeit aussichtreichste Ursprungspopulation für Luchse der karpatischen Linie dar. Gemeinsam mit den rumänischen Kolleg*innen möchten wir zudem ein umfangreiches Monitoring der Luchspopulation in den rumänischen Karpaten etablieren.

Begleitet werden alle Maßnahmen von einer breiten Öffentlichkeits- und Akzeptanzarbeit.

Bild im Header: NickyPe/ Pixabay

Jungluchs Norik aus dem BUND Wildkatzendorf Hütscheroda Der anderthalbjährige Norik unterstützt nun die kleine Population in den Kalkalpen und wird hoffentlich mit den dort lebenden Weibchen in den nächsten Jahren für viel Pinselohr-Nachwuchs sorgen.  (Mona Heyn)

Ansprechpartner

Portrait Markus Port rund Luchsexperte BUND Thüringen

Dr. Markus Port

Projektkoordinator
E-Mail schreiben Mobil: 0160 98011164

Hier investieren Europa und der Freistaat Thüringen in die ländlichen Gebiete.
Projekt des BUND Thüringen, des WWF Deutschland und der Wildtierland Hainich gGmbH.
In Kooperation mit

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