Wertvolle Streuobstwiesen

Einst umgaben Streuobstwiesen Dörfer und Städte und waren aus der Versorgung nicht wegzudenken. Sie bildeten für Vögel, Schmetterlinge und Wildbienen vielfältige Lebensräume. Mit der intensiven Landnutzung sind sie heute selten geworden. Helfen Sie uns, diesen wichtigen Lebensraum zu sichern und zu pflegen. Gemeinsam können wir die Funktion von Streuobstwiesen für die heimische Vielfalt stärken.

Obstbäume gehören seit Jahrhunderten zum typischen Bild von Dörfern. Hochstämmige Apfel-, Birnen- und Kirschbäume umgaben früher als breite Gürtel die Ortschaften und prägten als aufgelockerte Obstwiesen, als Obstbaum-Alleen oder Einzelbäume die Landschaft. Einst sind sie entstanden, um die Bedürfnisse des Menschen nach Honig und Obst zu decken. Sie gaben Dörfern ein Gesicht, machten sie zu attraktiven Wohnorten. Nicht nur für den Menschen, auch für die Artenvielfalt sind Streuobstwiesen eine Bereicherung. Sie bieten Lebensraum für bis zu 5.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Besonders wertvoll sind große, alte Bäume mit Höhlen für den seltenen Steinkauz und den Wendehals, aber auch für Fledermäuse oder Siebenschläfer.

Broschüre "Natura 2000"

Praxisbeispiele

Projekt: Schaffung und Optimierung von Lebensräumen für die Arten halboffener Landschaften im „Umfeld Landwirtschaft“ des Nationalparks Hainich

Durch die intensive Landnutzung haben Streuobstwiesen ihre Bedeutung als Nahrungslieferanten für den Menschen verloren. Viele mussten intensiver Bewirtschaftung, Siedlungen und Straßen weichen. Die wenigen verbliebenen Bäume werden sich selbst überlassen und vergreisen.  Nachpflanzungen bleiben aus und die Flächen verbuschen. In diesem vernachlässigten Zustand können Streuobstwiesen kaum mehr als Lebensraum oder Nahrungsgrundlage für Tiere und Pflanzen dienen. Sie werden schlichtweg vergessen.

Im unmittelbaren Umfeld des Nationalparks, welches zum Großteil landwirtschaftlich geprägt ist, sollen ausgewählte Flächen so gepflegt und entwickelt werden, dass sie von Vogelarten (Zielarten) des Halboffenlandes verstärkt als Habitat genutzt werden können. Insbesondere Streuobstwiesen und ehemalige Schaftriften sollen dafür hinsichtlich ihrer potentiellen Eignung kartiert werden. Aufbauend auf den Kartierungsergebnissen wird dann – in Kooperation mit Flächennutzern, Unteren Naturschutzbehörden und Landwirtschaftsämtern – ein Katalog sinnvoller Maßnahmen für die jeweiligen Flächen erstellt.

Hierzu zählen:

  • Ausbringen von Nisthilfen für Höhlenbrüter
  • Förderung der Nahrungsketten der Zielarten u.a. durch Schaffung von Klein- und Sonderstrukturen wie sonnenexponierten Reisighaufen, Lesesteinhaufen, Rohbodenflächen, Kleinstgewässern und „Insektenhotels“
  • Entfernung von übermäßigem Gehölzaufwuchs
  • Pflegeschnitte zum Erhalt der Obstbäume

Vorgängerprojekt

Im Vorgängerprojekt (bis Juli 2020) wurde der Zustand der Streuobstwiesen und die Vorkommen der Zielarten in den Projektflächen genau kartiert, und Kontakte zu Flächeneigentümern und Landnutzenden etabliert. Auf der mit über 50 ha größten Projektfläche am Bauernberg nördlich von Behringen wurden bereits größere Maßnahmen exemplarisch umgesetzt. Dazu gehörten unter anderem die Auflichtung von knapp 9 ha Wacholderheide und eines Streuobstbereichs halbstämmiger Pflaumen sowie das Ausbringen von Nistkästen für den Wendehals.

Folgeprojekt

Im Folgeprojekt (Juli 2020 bis Oktober 2021) steht die Umsetzung weiterer großer Maßnahmen im Fokus. Hier sollen insbesondere Pflege- und Erhaltungsschnitte an über 3.500 zumeist stark vernachlässigten Obstbäumen durchgeführt werden. Weitere verbuschte Wacholderheide- und Streuobstflächen werden aufgelichtet. Zahlreiche weitere Nistkästen sollen auf möglichst vielen Flächen ausgebracht werden, da diese auf dem Bauernberg bereits gut vom Wendehals angenommen wurden.

Das Folgeprojekt wird vom BUND Landesverband Thüringen e.V. durchgeführt und vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) im Rahmen des Programmes „Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft“ (ENL) aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) unterstützt.

Hier investieren Europa und der Freistaat Thüringen in die ländlichen Gebiete.

 

 

Ansprechpartner

Lars Ludwig


Burggasse 10/11a 99947 Bad Langensalza E-Mail schreiben Tel.: 03603/882868

Nachgefragt

Fragen & Antworten zum Projekt

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Was ist das Förderprogramm für Entwicklung von Natur und Landschaft (ENL)?

Das Land Thüringen fördert mit Unterstützung des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)die Erhaltung und Verbesserung des ländlichen Natur- und Kulturerbes sowie des Freizeit- und Erholungswertes ländlicher Räume. Das Vorhaben muss überwiegend den Zielen des Naturschutzes und der Landschaftspflege dienen. ELER-Vorhaben müssen in der Regel im ländlichen Raum Thüringens durchgeführt werden.

Was ist Halboffenland?

Halboffenland sind waldfreie, in aller Regel landwirtschaftlich genutzte Flächen. Beispiele hierfür sind Streuobst- oder Gehölzbestände wie Hecken, Baumreihen, Gebüsche und Kleinwälder.

Was sind Zielarten?

Eine Zielart ist eine Pflanzen- oder Tierart, welche bei Projekten & Vorhaben das Ziel der Maßnahme darstellen kann. Durch das Ausrichten der Maßnahmen auf die Ansprüche der Art in Bezug auf Lebensraum und Lebensbedingungen soll deren Ausbreitung gefördert und/oder die Art erhalten werden.  

 

 

Über unser Modell-Projekt hinaus setzen sich unsere BUND-Gruppen vor Ort in ganz Thüringen für den Erhalt und die Pflege von Streuobstwiesen ein, beispielsweise in Erfurt und Untermaßfeld. Sie bieten Baumschnitt- und Veredelungskurse, Vorträge und Projekttage mit Kindern an und geben so wertvolles Wissen weiter. So konnten bereits mehrere hundert Obstbäume neu gepflanzt werden, vor allem Hochstämme und historische Sorten, unter anderem auch im Ilm-Kreis. Mit Baumpaten-Projekten werden zudem vernachlässigte Obstbäume wieder in Pflege und Nutzung gebracht.

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