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"A 44 schadet der thüringischen Wirtschaft" – BUND Thüringen fordert Verzicht auf unsinniges Autobahnprojekt

15. Oktober 1992 | Ressourcen & Technik, Nachhaltigkeit

Als "wirtschaftspolitisches Konzept von vorgestern" charakterisiert der Bund für Umwelt-und Naturschutz (BUND), Landesverband Thüringen, Äußerungen des stellvertretenden Landrats des Kreises Mühlhausen, Hartmut Fischer, wonach der Bau einer A 44 von Kassel nach Eisenach wesentliche Impulse für einen wirtschaftlichen Aufschwung in Westthüringen bringe. Auf einer Demonstration der BI "Pro A 44" am Tag der deutschen Einheit hatte Fischer die A 44 als "Lebensader für den Landkreis Mühlhausen" bezeichnet. Nach Ansicht des BUND s:ind "solche Parolen nichts weiter als ein Pfeifen im Walde, um die eigene Hilflosigkeit angesichts der tatsächlichen sozialen und wirtschaftlichen Misere in Thüringen zu kaschieren."

Demgegenüber zeigten die Erfahrungen aus den alten Bundesländern, daß zwischen dem Bau von Autobahnen und der wirtschaftliche Entwicklung in einer Region kein direkter Zusammenhang bestehe. Für strukturschwache Regionen wie Westthüringen und Nordhessen prognostizierten alle ernstzunehmenden Gutachten sogar deutlich negative Effekte. Die Kreise Mühlhausen und Werra-Meißner hätten nach dem Bau der A 44 der wirtschaftlichen Sogwirkung von Zentren wie Kassel nichts mehr entgegenzusetzen, so daß dann Fernpendeln und die Abwanderung vor allem jüngerer und qualifizierter Arbeitskräfte weiter zunehmen würden. Durch eine A 44 werde zudem der Ferntransport von Gütern noch weiter subventioniert und damit günstiger als die Produktion vor Ort. Nutznießer davon sei vor allem die westdeutsche Industrie, während die einheimischen Betriebe Westthüringens kaum eine Überlebenschance hätten. Anstelle der Schaffung moderner und produktiver Arbeitsplätze werde Thüringen damit auf lange Sicht "Supermarkt und verlängerte Werkbank" der alten Bundesländer bleiben.

Die für eine A 44 angeblich bereitstehenden Milliarden sollten nach Ansicht des BUND besser in eine ökologisch und wirtschaftlich sinnvolle Modernisierung Thüringens investiert werden. Dazu gehöre ein Ausbau des ÖPNV und die Verbesserung der Schienenfernverbindungen, was auch für eine umwelt-und sozialverträgliche Entwicklung des Fremdenverkehrs unverzichtbar sei.

Scharfe Kritik übt der BUND Thüringen an dem Vorsitzenden der BI "Pro A 44", Reinhold Thumeyer, der den Gegnern der A 44 vorgeworfen hatte, sie behinderten die Wiedervereinigung Deutschlands. Es sei geradezu abstoßend, wie Thumeyer die Menschen der Region für seinen, der eigenen parteipolitischen Karriere dienenden, Straßenbaulobbyismus einspannen wolle.

Die von ihm erfundene "Grüne Autobahn" sei genauso wenig ökologisch wie der "Grüne Punkt" auf Plastikmüll. Für die Menschen, die jetzt an das "Luftschloß" einer fernab aller Ortschaften verlaufenden Autobahntrasse glaubten, werde es ein böses Erwachen geben, wenn irgendwann einmal die A 44 den Ringgau oder in unmittelbarer Nähe von Creuzburg und Mihla das Werratal zerschneiden und verlärmen werde, ohne daß sich dadurch die Belastungen auf der B 7 verringert hätten. 

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