Erfurt. Der BUND Thüringen warnt anlässlich des Starts der nationalen Kampagne zum Schutz der Biodiversität vor einem zunehmenden Verlust der Artenvielfalt in Thüringen. Nach Einschätzung des Verbandes wächst die Bedrohung von Arten und Lebensräumen nicht nur durch Infrastrukturprojekte und intensive Landnutzung sondern auch durch die nachlässige Naturschutzpolitik im Freistaat.
„Der Schutz der biologischen Vielfalt ist neben dem Klimawandel die größte Herausforderung für die Menschheit“, erklärte Ron Hoffmann, Landesvorsitzender des BUND Thüringen. „Während die internationale Staatengemeinschaft im Mai in Bonn über Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt verhandelt, baut die Landesregierung Naturschutzstandards ab. Die Hälfte der Vögel und Reptilien, zweidrittel der Fische und Amphibien und 90 % der Fledermäuse stehen in Thüringen auf der Roten Liste. Trotzdem findet eine aktive Naturschutzpolitik im Freistaat kaum noch statt.“
Das Beispiel Werra zeige, dass trotz des von der EU-Wasserrahmenrichtlinie vorgeschriebenen, guten ökologischen Zustands der Gewässer das Unternehmen Kali & Salz die Versalzung der Werra ungehindert verstärken könne.
In der Südharzer Gipskarstlandschaft setze sich die Landesregierung für die Fortsetzung des Gipsabbaus und die Eröffnung neuer Tagebaue ein. Dem Schutz der weltweit einzigartigen Karstlebensräume durch die Errichtung eines Biosphärenreservates werde dagegen keine Priorität eingeräumt.
Scharf kritisierte Hoffmann auch die Umsetzung des Schutzgebietsnetzes Natura 2000 in Thüringen. „Die Schutzgebiete existieren nur auf dem Papier. Eine naturschutzrechtliche Sicherung der Gebiete lehnt die Landesregierung ab. Selbst die von der EU vorgeschriebenen Managementpläne zur Umsetzung der Schutzziele wurden nicht erarbeitet.“
Als jüngstes Beispiel für die Vernachlässigung von Naturschutzbelangen nannte Hoffmann den verstärkten Holzeinschlag in Thüringens Wäldern. „Thüringens Buchenwälder sind die Schatzkammern der Artenvielfalt für Thüringen. Für den Erhalt alter Buchenwälder trägt Thüringen in Deutschland und weltweit eine besondere Verantwortung. Diese Schatzkammern des Naturschutzes werden zunehmend geplündert und forstwirtschaftlichen Interessen geopfert. Dabei macht der Einschlag selbst in Schutzgebieten und in staatlich ausgewiesenen, bewirtschaftungsfreien Zonen nicht halt.“
„Die Sicherung der Biologischen Vielfalt in Thüringen ist eine Zukunftsaufgabe, der sich die Politik nicht mit Lippenbekenntnissen entziehen darf“, erklärte Hoffmann weiter. „Wir fordern die Landesregierung daher auf, einen Masterplan zum Schutz der Artenvielfalt in Thüringen auf zu stellen.“