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BUND fordert Bedarfsnachweis für Pumpspeicherwerk Goldisthal

04. Oktober 1994 | Ressourcen & Technik, Energiewende, Flüsse & Gewässer

Eisenach. "Es sollen Millionen investiert werden, obwohl kein nachgewiesener Bedarf für das Pumpspeicherwerk Goldisthal besteht", so Jens Krause, Sprecher des Arbeitskreises Wasser des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Thüringen. In der Planung fehle eine Prognose des zukünftigen Strombedarfs einschließlich der möglichen bedarfsmindernden Maßnahmen, kritisiert der BUND Thüringen in seiner Stellungnahme zum momentan laufenden Planfeststellungsverfahren. Auch bereits erteilte gültige Verwaltungsentscheidungen für Teilbereiche des Vorhabens seien kein Grund, den Bau nun ohne Bedarfsnachweis durchzuziehen.
Ebenso mißachte die Planung Alternativen, die die Funktionen von Pumpspeicherwerken ganz oder teilweise übernehmen könnten. Der BUND fordert die Entscheidungsträger auf, diese Alternativen zu prüfen, die den ökologischen Umbau der Energiewirtschaft förderten. Dazu seien sie auch durch die Thüringer Verfassung, die die Förderung einer umweltgerechten Energieversorgung festschreibt, verpflichtet.

Pumpspeicherwerke dienten vor allem dazu, bei einem plötzlichen Ausfall eines Großkraftwerkes die Netzsicherheit zu gewährleisten. In der Summe seien sie jedoch Energieverbraucher und nicht -erzeuger, und deshalb auch nicht mit umweltfreundlicher Wasserkraftnutzung auf eine Stufe zu stellen. Für eine umweltfreundliche dezentrale Energieerzeugung seien keine zusätzlichen Pumpspeicherwerke erforderlich. Werde also der Bau des Pumpspeicherwerks Goldisthal weiterbetrieben, so Jens Krause, zementiere man die vorherrschenden zentralen Strukturen der Stromwirtschaft und fördere damit die relativ unflexiblen Kernkraftwerke und konventionelle Großkraftwerke, die meist ohne Abwärmenutzung arbeiteten. Der dringend notwendige Ausstieg aus der Atomenergienutzung werde erschwert.

Mit den Zielen einer ökologischen Wirtschaftsweise und dem Schutz der Natur sei dies unvereinbar, schätzt der BUND ein. Hier würden Gelder gebunden, die für die Förderung einer dezentralen Energieerzeugung mit regenerativen Energieträgern verloren gingen. "Wir verbauen uns im wahrsten Sinn des Wortes unsere Zukunft", urteilt Jens Krause. Auch, weil im Einzugsgebiet der oberen Schwarza in einer intakten und harmonischen Kulturlandschaft mitten im "Grünen Herz" Deutschlands massiv eingegriffen werde. Landschaft, Artenvielfalt und Wasserhaushalt würden erheblich und irreversibel beeinflußt. Denn nicht nur das Pumpspeicherwerk Goldisthal, sondern auch die ICE-Trasse Nürnberg-Erfurt und die Trinkwassertalsperre Leibis sollen zeitgleich dort gebaut werden. Der BUND befürchtet, daß die Chancen für eine touristische Entwicklung der Region schwinden. In einer von Baulärm und Beton gestörten Landschaft könne sich kaum jemand erholen.
Für jede Bürgerin und jeden Bürger bestehe noch bis zum 20. Oktober 94 im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens die Möglichkeit, Einwendung gegen den Bau des Pumpspeicherwerkes Goldisthal beim Landesverwaltungsamt in Weimar zu erheben. 

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