BUND Thüringen: Gipsabbau verbaut Zukunft im Südharz

12. Juni 2003 | Naturschutz

Neustadt. Unter dem Motto „Gipsabbau verbaut Zukunft im Südharz“ protestierte der BUND Thüringen heute in Neustadt gegen eine weitere Ausdehnung des Gipsabbaus. Anlass der Aktion war die Regionalkonferenz zur Tourismusentwicklung im Südharz.

„Wenn die Entwicklung so weitergeht, sieht die Landschaft hier bald wie ein Schweizer Käse aus.“, kommentierte Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen die Abbaupläne der verschiedenen Gipsfirmen. Erst kürzlich ist das Vorhaben des britischen Gipskonzerns BPB Formula bekannt geworden, im Bergwerksfeld Günzdorf unmittelbar vor den Toren des Luftkurortes Neustadt den Gipsabbau zu eröffnen. Gleichzeitig laufen nach Angaben des BUND Thüringen die Voruntersuchungen zur Gipsgewinnung im Harzfelder Holz. Das dritte Vorhaben, der Abbau der Rüdigsdorfer Schweiz zwischen Neustadt und Nordhausen durch die Firma Südharzer Gipswerke befindet sich bereits in der Genehmigungsphase.

Nach Ansicht des BUND Thüringen besteht für die von der Gipsindustrie geforderten Ausdehnungen des Gipsabbaus kein Bedarf. Das zeige auch die Insolvenz der Firma Wico am Kohnstein, dem größten Gipssteinbruch der Region gegenüber. Obwohl hier noch für mehrere Jahrzehnte Rohstoffreserven brach lägen, habe sich bisher keine Firma bereitgefunden, den Steinbruch zu übernehmen. Außerdem stünden mit dem sog. REA-Gips aus Rauchgasentschwefelungsanlagen und der Nutzung von Ersatzstoffen ausgereifte Alternativen zur Verfügung, welche den Einsatz von Naturgips überflüssig machten.

Der BUND Thüringen wies darauf hin, dass die Südharzer Gipskarstlandschaft ein weltweit einmaliges Naturjuwel sei. Durch den großflächig anstehenden Gips habe sich ein vielgestaltiges Relief mit unterschiedlichen Standortbedingungen ausgebildet. Dadurch beherberge die Landschaft eine einmalige Artenvielfalt auf engstem Raum.

Ausdrücklich warnte der BUND Thüringen davor, dass eine Ausdehnung des Gipsabbaus im Interesse einzelner Wirtschaftskonzerne auf Kosten einer nachhaltigen Entwicklung in der Region gehe. Der sanfte Tourismus in der Region schaffe schon heute mehr Arbeitsplätze als alle Gipsunternehmen gemeinsam.

„Eine mit Gipskratern übersäte Landschaft verbaut sämtliche Zukunftsperspektiven der Region.“, erklärte Vogel. Er forderte die Landesregierung auf, nicht länger einseitig die Interessen der Gipsindustrie zu vertreten, sondern die Anliegen der Menschen in der Region und deren wirtschaftliche Zukunft zum Maßstab politischer Entscheidungen zu machen.  

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