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BUND zu Trinkwassertalsperre "Leibis": Einzugsgebiet durch Schadstoffe kontaminiert

24. Januar 1994 | Umweltgifte, Ressourcen & Technik, Flüsse & Gewässer

Eisenach. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Thüringen e.V. (BUND Thüringen) stellt die bereits zu DDR-Zeiten geplante Trinkwassertalsperre Leibis/Lichte erneut in Frage. Ursprünglich sollten Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt mit Trinkwasser beliefert werden, doch letztere haben inzwischen Abstand von diesem Mammutprojekt genommen.

Nach Ansicht des BUND werden die bisher veranschlagten Kosten von 500 Millionen DM für die Realisierung nicht ausreichen, so daß der Freistaat Thüringen erheblich tiefer in die Tasche greifen müsse. Ein wichtiger Grund hierfür sei die permanente Kontaminierung und Versauerung des Trinkwasser-Einzugsgebietes Leibis mit Schadstoffen. Die sich dort befindenden Altlasten seien nur mit großem Aufwand oder gar nicht sanierbar. Der für die Gewährleistung der Trinkwassererzeugung nötige Aufwand stehe im krassen Mißverhältnis zu den zu erwartenden Einnahmen aus der Trinkwassergewinnung.

Die Trinkwasserqualität ist nach Ansicht des BUND zum einen durch den unablässigen Eintrag von Luftschadstoffen in das Einzugsgebiet gefährdet. Durch den "sauren Regen" würden giftige Schwermetalle aus den Gesteinen gelöst und von den Bächen in die Talsperre gespült. Dieser Vorgang liefe permanent, sei unumkehrbar und führe zu einer kontinuierlichen Versauerung des Wassers sowie zur Bildung einer Schwermetall-Schicht am Grunde der Talsperre. Diese Schicht wachse mit den Jahren an und ließe sich mit technischen Maßnahmen nicht verhindern. Zudem werde das Trinkwasser-Einzugsgebiet der Talsperre seit Jahren durch Deponien, Tankstellen, Industriebetriebe und Haushaltsabwässer kontaminiert. Es sei höchst unwahrscheinlich, daß es gelingt, das Einzugsgebiet im nötigen Umfang zu sanieren. Zu diesem Zweck müßten sämtliche Straßen durch das Gebiet für Gefahrguttransporte gesperrt würden, alle Tankstellen und Industriebetriebe durch Sondermaßnahmen Betriebsunfällen vorbeugen, alle Mülldeponien beseitigt und dekontaminiert werden. Selbst wenn dies gelingen würde, bestünde noch immer die Gefahr, daß die Abwasserleitung der Ortschaften Neuhaus, Deesbach und Lichte, welche beinahe durch die Talsperre führt, undicht werde.

Ziehe man alle diese Punkte in Erwägung, so sei die Investition von weiteren 500 Millionen DM volkswirtschaftlich nicht zu verantworten. 

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