Landesverband Thüringen e.V.
Mitglied werden Jetzt spenden
Landesverband Thüringen e.V.

"Der Mensch ist an den Fluten mitschuldig!"

13. April 1994 | Flüsse & Gewässer, Wälder, Mobilität, Naturschutz

BUND Thüringen fordert Konsequenzen aus Hochwasserkatastophe

Eisenach. Das derzeitige heftige Hochwasser in Teilen Thüringens nimmt der Landesverband Thüringen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zum Anlaß, um auf die durch menschliches Handeln bedingten Ursachen solcher Katastrophen hinzuweisen.

"Hochwasser nach stärkeren Regenfällen sind ein in der Natur regelmäßig auftretendes Ereignis. Die seit einigen Jahren zunehmende Häufigkeit und das Ausmaß der Schäden werden jedoch vom rücksichtslosen Wirtschaften des Menschen gegen die Natur verursacht", so Michael Spielmann, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen, in einer heute veröffentlichten Presseerklärung.

Als wesentliche Ursache für die zunehmenden Hochwässerschäden nennt der BUND die allgegenwärtige Zerstörung naturnahen Flußauen durch Gewässerausbau und Überbauung. "Wer mit offenen Augen durch Thüringen fährt, stellt fest, daß vielerorts neue Gewerbegebiete mitten in den Flußauen hineingesetzt wurden. Nun wird offensichtlich, daß durch solche Bausünden die natürlichen Hochwasserspeicher vielerorts vernichtet worden sind", so Spielmann.

Hinzu komme die rücksichtlose Bodenversiegelung durch den Straßen- und Siedlungsbau. Auch in Thüringen würden so immer größere Flächen dem Versickerungsprozeß entzogen, wodurch sich der Oberflächenabfluß immer weiter erhöhe. "Durch eine verfehlte Verkehrspolitik und eine völlig unzureichende Raumordnung und Landesplanung ist Thüringen derzeit auf dem schlechten Weg, die Fehler der westlichen Bundesländer zu wiederholen", so Spielmann. Auch die großflächige Entwässerung und zunehmende Bodenverdichtung durch die Landwirtschaft laufe dem Bodenschutz zuwider und führe zu höherem Wasserabfluß.

Schließlich darf nach Ansicht des BUND auch das flächenhafte Waldsterben als Ursache des Hochwassers nicht unterschätzt werden. Da der Kronenraum der Wälder inzwischen massiv geschädigt sei und praktisch überall starke Nadel- und Blattverluste festzustellen seien, gelange mehr Regenwasser als früher in den Waldboden. Dieser könne jedoch durch die fortschreitende Versauerung immer weniger Wasser absorbieren. Folge sei auch hier eine Zunahme des Oberflächenabflußes, wodurch sich die Hochwasserwelle der Bäche und Flüße weiter erhöhe.

Der BUND fordere deshalb unverzügliche Konsequenzen für die Siedlungs- und Verkehrspolitik in Thüringen. Dringend notwendig sei ein sparsamer und naturverträglicher Umgang mit Freiflächen, ein sofortiger Stopp bei der Verbauung der Flußauen und eine ökologische Verkehrspolitik anstelle des derzeitigen ungehemmten Straßenbaus. 

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb