Landesverband Thüringen e.V.
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Die Wälder Thüringens sterben! – Nur noch 16 von 100 Bäumen sind gesund

11. November 1992

Eisenach. Dem grünen Herzen Deutschland drohe der Infarkt! Zu dieser Einschätzung kommt der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Thüringen e.V., anläßlich der Vorlage des Waldschadensberichts 1992 vom Thüringer Ministerium für Landwirtschaft und Forsten. Danach weisen 54% aller Bäume starke Schäden auf, 4% mehr als 1991, der Anteil gesunder Bäume sank auf klägliche 16%.

Als geradezu katastrophal sei die Entwicklung bei den vor wenigen Jahren noch als "schadstoffhart" geltenden Laubbaumarten Eiche und Buche zu bewerten. Letztere bereite, so der BUND, die größten Sorgen, da mittlerweile zwei von drei Bäumen schwer krank seien. "Man muß schon ein großer Optimist sein, um unseren Buchenwälder noch eine sichere Zukunft zu prophezeien", gibt Frank Henkel vom Landesvorstand zu bedenken, "das Waldsterben ist nicht mehr nur Phänomen der Mittelgebirge, sondern der Gesamtfläche."

Der Umweltverband begrüßt die 1992 deutlich gesteigerten Aufwendungen für die Maßnahmen der Walddüngung und standortgerechten Wiederaufforstung. Die Forstverwaltung könne allerdings zwar Schadensbegrenzung praktizieren, an den Ursachen des Waldsterbens aber nichts ändern. Die Wälder werde man nur dann retten können, wenn es zu einer drastischen Reduzierung der Luftschadstoffe käme. Hierbei hätten insbesondere die Ressorts Wirtschaft, Energie und Verkehr massiven Nachholbedarf.

Der Landesvorsitzende Ralf-Uwe Beck stellt klar: "Die Autoabgase sind erwiesenermaßen die größte Gefahr für das Leben unserer Wälder. Ich werfe Landwirtschaftsminister Sklenar doppelte Moral vor, wenn er behauptet, die geplanten Autobahnen durch den Thüringer Wald würden zur Schadstoffentlastung beitragen. Das Gegenteil wird der Fall sein; der Verkehr wird zunehmen."

Es gehe bei der Bekämpfung der Waldschäden nach Ansicht des BUND um klare Bekenntnisse zur Verkehrsvermeidung. Dazu gehöre der Verzicht auf Fernstraßenneubau, die Einführung eines generellen Tempolimits, sowie die schrittweise Erhöhung der Mineralölsteuer. Sei man allen Ernstes an der Genesung des vielzitierten "Grünen Herzens" von Deutschland interessiert, komme man um unpopuläre Maßnahmen nicht mehr herum, heißt es abschließend in der Presseerklärung des BUND. 

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