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Gipsindustrie unersättlich – Neue Abbauflächen in Schutzgebieten geplant

18. Juli 2007

Erfurt. Die Gipsindustrie will nach Angaben des BUND Thüringen ihre Abbauflächen im Südharz mit Unterstützung der Thüringer Landesregierung erheblich ausdehnen. Auch europäische Schutzgebiete sollen vom Abbau nicht verschont bleiben.

„Der Hunger der Gipsindustrie nach dem weißen Gold ist unersättlich, sagte Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen. „Jetzt will die Landesregierung den Baggern der Gipsindustrie auch den Weg in europäische Schutzgebiete ebnen.“

Nach Angaben von Vogel planen die Südharzer Gipswerke GmbH einen neuen Tagebau von mehr als 10 Hektar am Standort „Rüsselsee“ in der Gemeinde Niedersachswerfen. Von dem neuen Tagebau wäre auch das europäische FFH -und Vogelschutzgebiet am Himmelsberg betroffen. Darin befinden sich Hangschluchtwälder, die als prioritäre Lebensräume nach EU-Recht besonders geschützt sind. Das Thüringer Wirtschaftsministerium habe dem Unternehmen bereits zugesagt, sich bei der Europäischen Kommission für eine Ausnahmegenehmigung zur Zerstörung dieser Wälder ein zu setzen.

„Innerhalb eines Jahres ist das bereits das vierte Vorhaben der Gipsindustrie zur Erschließung neuer Tagebaue im Südharz“, erklärte Vogel. „Das zeigt, dass die Versprechen von Ministerpräsident Althaus und Wirtschaftsminister Reinholz, die Ausdehnung des Gipsabbau zu stoppen, nur hohle Wahlversprechen waren. Sie sind längst wertlos geworden.“
Verraten fühle sich die Region nach Angaben von Vogel auch von der Gipsindustrie. Diese habe den Standort Rüsselsee ursprünglich zum Modellprojekt für “nachhaltigen Gipsabbau“ erklärt. Mit der Kommune und Landkreis sei ein begrenzter Abbau vereinbart worden. Die wertvollen Schluchtwälder sollten verschont werden. Jetzt habe die Gipsindustrie das Modellprojekt „Rüsselsee“ kommentarlos aufgekündigt.

Mit Unterstützung von Wirtschafts- und Umweltministerium werde der Raubbau an der Landschaft gegen den Willen in der Region weiter vorangetrieben, so Vogel weiter. Der geplante Abbau in den gemeldeten FFH- und Vogelschutzgebieten sei ein Generalangriff der Gipsindustrie auf das europäische Schutzgebietsnetz „Natura 2000“. Wenn die Industrie mit Hilfe der Thüringer Landesregierung hier eine Ausnahmegenehmigung erzwingen würde, wäre dass ein Dammbruch für den Europäischen Naturschutz. Das Abbaggern eines europäischen Schutzgebietes mit prioritären Lebensräumen sei der schwerwiegendste Eingriff, der vorstellbar sei. Ein Eingriff dieser Dimension sei nicht ausgleichbar und würde dem Schutzgebietsnetz auch auf europäischer Ebene schweren Schaden zufügen.
„Vor der Wahl hatte die Landesregierung den Bürgern Unterstützung beim Schutz ihrer Heimat versprochen. Nach der Wahl kungelt sie mit der Industrie, um neue Tagebaue zu ermöglichen. Das ist schlichtweg ein Skandal“, kritisierte Vogel.  

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