Eisenach. Eine grundlegende Reform der derzeitigen Wirtschafts- und Agrarpolitik ist nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Thüringen, unumgänglich. Ohne eine massive Förderung des ökologischen Landbaus und eine Stärkung regionalwirtschaftlicher Strukturen sei der Erhalt der Thüringer Kulturlandschaft unmöglich, heißt es in einer aus Anlaß der diesjährigen Mitgliederversammlung des BUND Thüringen veröffentlichten Presseerklärung.
Das Thema Naturschutz und Landschaftspflege stand im Mittelpunkt der BUND-Jahrestagung, die am vergangenen Wochenende im südthüringischen Mengersgereuth-Hämmern (Landkreis Sonneberg) stattgefunden hat. In einem Grundsatzreferat ging der Artenschutzreferent des Bund Naturschutz in Bayern und stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege, Kai Frobel, auf den Zusammenhang von Naturschutz, Landwirtschaft und Wirtschaftspolitik ein. "Der Arten- und Biotopschutz wird zur Farce, wenn durch die zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft die Lebensräume von Tieren und Pflanzen immer weiter wegrationalisiert werden", so Frobel.
Auf Grund der verfehlten Wirtschaftspolitik, die insbesondere den Fernverkehr subventioniere, werde zudem die heimische Landwirtschaft einem ruinösen Wettbewerb ausgesetzt. Diese Entwicklung gelte es aufzuhalten. "Angesichts des massiven Abbaus von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft wird sonst auch der Bauer schon bald auf der "Roten Liste" der gefährdeten Arten stehen", so Frobel.
"Die über Jahrhunderte gewachsene Thüringer Kulturlandschaft läßt sich nur dann erhalten, wenn es weiterhin den Landwirt als Landschaftspfleger gibt", resümierte der Landesvorsitzende des BUND Thüringen, Ralf-Uwe Beck. "Extensive Landwirtschaft, insbesondere der ökologische Landbau, ist die beste Landschaftspflege."
Kritisch äußerte sich die Landesversammlung des BUND Thüringen gegenüber der derzeitigen Praxis der Landschaftspflege im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Auch wenn keinesfalls pauschal die Leistung dieser Arbeitskräfte herabgesetzt werden dürfe, so müsse jedoch festgestellt werden, daß es in vielen Fällen an der naturschutzfachlichen Beratung und Koordination der Maßnahmen fehle. Hier sei die Landesregierung gefordert, unverzüglich ein landesweites Konzept zu erarbeiten.