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Kein Verheizen der Wälder im Namen der Energiewende!

30. Mai 2023 | Naturschutz, Lebensräume, Energiewende

Pellets aus Holz  (Moses auf Pixabay)

Finanzielle Anreize befeuern den Hunger nach immer mehr Holz – auch für Industriestrom und ein positives Klima-Ranking

Im Jahr 2045 will Deutschland klimaneutral sein. Dafür braucht es den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Ziel ist die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Neben Sonne, Wind und Erdwärme geht es in der politischen Diskussion auch um Biomasse. Vor allem der nachwachsende Rohstoff Holz soll hierbei eine große Rolle spielen. Das Verbrennen von Holz stuft die EU bisher als Erneuerbare Energie ein, sodass die Mitgliedstaaten dies als Klimaschutzmaßnahme subventionieren können. Der BUND kritisiert dies stark. Der massive Anstieg der Holzverbrennung hat Auswirkungen auf Klima, Gesundheit, Biodiversität und die weltweiten Waldbestände. „Wir sägen damit nicht nur an dem Ast, auf dem wir sitzen, wir setzen den ganzen Baum in Brand“, sagt Sebastian König, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen.

Ein gesunder Wald ist eine Voraussetzung im Kampf gegen den Klimawandel und für mehr Biodiversität. Doch die Wälder in Deutschland und in Europa sind krank. Trockenheit, Borkenkäfer, Stürme, Waldbrände und Luftverschmutzung führen dazu, dass ganze Waldbestände zusammenbrechen. „Wenn nun noch Bäume im Namen der Energiewende verbrannt werden, um Industriestrom zu erzeugen, ist das der letzte Sargnagel für unsere Wälder, nicht nur in Thüringen“, stellt König fest.

Rund die Hälfte der gesamten Energie fließt in Deutschland in die Wärmeerzeugung. Davon sind 16 Prozent aus Erneuerbaren Energien. Und von diesen 16 Prozent übernimmt die Holzverbrennung mit 70 Prozent den Löwenanteil. Allein für Deutschland entsteht so ein jährlicher Bedarf von 70 bis 75 Millionen Festmeter. Das heißt, dass bereits jetzt mehr als die Hälfte des heimischen Holzaufkommens für die Wärmegewinnung eingesetzt wird.

„Im Fokus unserer Kritik steht nicht der Privathaushalt, der Restholz als Heizmaterial in kleinerem Maßstab einsetzt. Wir blicken mit Sorge auf die großindustrielle Verbrennung, unter anderem in Heizkraftwerken. Diese Menge an Holzpellets ist nur durch Importe zu decken – mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Wälder auch in anderen Weltregionen“, so König. Bereits jetzt werden in anderen Ländern ganze Landstriche gerodet, in Pelletwerken verarbeitet und dann hoch subventioniert in die EU verschifft. „Das alles im Namen der Energiewende und um ein positives Klima-Ranking zu erhalten“, führt König fort.

Die EU-Kommission stuft die Holzverbrennung bislang als CO2-neutral ein und fördert den Einsatz von Holz als Biomasse mit bis zu 17 Milliarden Euro pro Jahr. Ab 2030 soll Holz allerdings nicht mehr pauschal als erneuerbare Ressource bilanziert werden. Damit würde auch die Subventionierung von Holz in Kraftwerken enden. „Aus unserer Sicht ein längst überfälliger Schritt. Alle Zeichen stehen auf Rot: Die Ökobilanz ist miserabel, die Wälder bluten aus und der heimischen Holzwerkindustrie wird die Grundlage entzogen“, konstatiert Frank Henkel, Stellvertretender Vorsitzender des BUND Thüringen und Sprecher Arbeitskreis Wald.

Die steigende Holznachfrage für die Verbrennung fegt den Markt so leer, dass die holzverarbeitende Wirtschaft bereits von einer Rohstoffkrise spricht. „Wir können nicht klimagerechtes Bauen mit dem Rohstoff Holz fordern und gleichzeitig ganze Bäume verbrennen“, ergänzt Henkel.

Laut Einschätzung des BUND kann Holz nur eine untergeordnete Rolle bei der Energiewende spielen. „Es braucht eine Kreislaufwirtschaft mit einer möglichst langen Nutzungskette für Holz, der sogenannten Kaskadennutzung. Aus Bäumen wird Baumaterial für Häuser oder Möbel, dieses wird anschließend recycelt zu Faserplatten, dann zu Papier und erst am Ende steht die energetische Verwertung“, schließt Frank Henkel.

Zu dem Thema diskutiert der BUND am heutigen Dienstag mit Vertretern aus Politik, Forschung und Lehre im Rahmen einer Veranstaltung des Vereins „Wirtschaftsforum der Sozialdemokratie Thüringen e.V.“. Die Veranstaltung trägt den Titel „Holz im Brennpunkt - Nachwachsende Rohstoffe im Zielkonflikt zwischen Klimaschutz und Naturschutz“ und findet von 18.00 Uhr bis 19.30 Uhr in Creuzburg statt.

 

Hintergrund:

Holz als klimaneutraler Brennstoff

Die EU-Kommission stuft die Holzverbrennung bislang als CO2-neutral ein. Die Logik dahinter: Die Wälder würden das bei der Holzverbrennung freigesetzte CO2 direkt wieder einbinden und nachwachsen. Wird Holz verbrannt, setzt es so viel CO2 frei, wie zuvor im Baum gebunden war. Selbst wenn Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt, ist das Verbrennen klimabelastend. Denn würde der Baum im Wald bleiben oder das Holz stofflich verwendet werden, bliebe das CO2 weiterhin gebunden. Das beim Heizen freigesetzte CO2 wird erst über Jahrzehnte in anderen Bäumen wieder gebunden. Klimaneutral sind Holzheizungen daher nie.

Die USA ist der größte Pelletproduzent weltweit. In 22 Pelletwerken werden ca. 10 Millionen Tonnen Pellets pro Jahr hergestellt. Zwölf weitere Werke sind in Planung. Umweltverbände aus den USA schlagen Alarm, weil die dortigen Wälder geschädigt und übernutzt werden.

Kontakt:
Ansprechpartner beim BUND Thüringen: Sebastian König, 0361/5550312, s.koenig(at)bund-thueringen.de
Pressekontakt: Anne Werner | Kerstin Neumann, 0361/5550314, Mobil: 0176 13338510, presse(at)bund-thueringen.de

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