Landesverband Thüringen e.V.
Mitglied werden Jetzt spenden
Landesverband Thüringen e.V.

„Lebendige Werra“ präsentiert erfolgreiches bundesweites Pilotprojekt: Hochwasserschutz und Ökologie gehen zusammen – Umgestaltung des Hochwasserrückhaltebeckens Grimmelshausen ist machbar

14. August 2004 | Chemie, Flüsse & Gewässer

Erfurt. Mit einer erfolgreichen Bilanz ging am 14. September die Tagung „Hochwasserschutz und Ökologische Durchgängigkeit von Fließgewässern“ in der Thüringer Landeshauptstadt zu Ende.
Die Abschlußtagung des DBU-Projekts „Machbarkeitsstudie zur Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit des Hochwasserrückhaltebeckens (HRB) Grimmelshausen (Werra)“ präsentierte die Ergebnisse des gemeinsamen Projekts von BUND Thüringen, Thüringer Fernwasserversorgung und Hydrolabor Schleusingen.

Nicht zuletzt die Wasserrahmenrichtlinie fordert eine ökologische Durchgängigkeit, das heißt Durchwanderbarkeit der Fließgewässer für Fische und andere Wasserorganismen, wie sie durch viele Stauhaltungen oft nicht mehr gegeben ist. Fischarten wie Lachs und Nase sind wegen dieser Querbauwerke ausgestorben, aber auch andere Arten wie Bachforelle und Äsche wurden beeinträchtigt. Allein an der Werra gibt es 58 Querbauwerke. Das größte und massivste Bauwerk im Oberlauf, das HRB Grimmelshausen (1,8 Mio m3 Stauraum) wurde in einer Studie untersucht, um Möglichkeiten zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit bei gleichzeitiger Gewährleistung des Hochwasserschutzes zu finden. Die Ergebnisse dieses Pilotprojektes sind im Spannungsfeld von EU-Wasserrahmenrichtlinie und der Forderung nach mehr Hochwasserschutz weit über die Werra hinaus bedeutsam.

„Hochwasserschutz und ökologische Durchgängigkeit sind keine Gegensätze“ betonte der Schirmherr des Projekts „Lebendige Werra“, Dieter Althaus, in seinem Grußwort zur Tagung. Die vorgelegte Studie könne auch ein Vorbild für den Umbau anderer Rückhaltebecken sein.

Das Hochwasserrückhaltebecken Grimmelshausen befindet sich an der Werra unterhalb der Kreisstadt Hildburghausen in Thüringen. Es dient zum Schutz vor kleineren Hochwasserereignissen und der Kappung von Hochwasserspitzen und erhöht dadurch die Vorwarnzeit für die Unterlieger. Damm und Dauerstau stellen ein unüberwindbares Hindernis für wandernde Fließgewässerarten dar. Das gesamte obere Einzugsgebiet der Werra (270 km2) ist damit vom Mittel- und Unterlauf abgeschnitten.

Unterstützt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), der Stiftung Naturschutz Thüringen, der David-Stiftung und der Deutschen Umwelthilfe, hatte der BUND Thüringen angeregt, nach Lösungen für den Umbau der Anlage zu suchen.

Mit dem Hydrolabor Schleusingen wurde ein Partner gefunden, der diese Aufgabe in hoher Qualität leisten konnte. Dipl.-Ing. Christiane Böhme stellte die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Untersuchungen den über 50 Teilnehmern aus verschiedenen Bundesländern vor.
Ihr Fazit: „Im Ergebnis konnten wir Maßnahmen vorschlagen, die sowohl Hochwasserschutz als auch ökologische Durchgängigkeit gewährleisten“. Sie schlägt vor, den bestehenden Dauerstau zu entfernen und eine Wanderhilfe für die Organismen in das Ablaßbauwerk zu integrieren. Dazu wurden neben den hydraulischen Berechnungen auch umfangreiche Modellversuche durchgeführt.
 
Bereits seit dem Start des Projektes sorgte der BUND Thüringen durch umfassende Öffentlichkeitsarbeit für Interesse bei der Bevölkerung vor Ort. „Durch eine frühzeitige Information und Einbeziehung der Bevölkerung vor Ort konnten wir Bedenken aufgreifen und Fragen gezielt beantworten. Das hat zu einer breiten Akzeptanz beigetragen.“ meint BUND-Projektleiter Stephan Gunkel dazu.

Jens Peters, Hauptgeschäftsführer der Thüringer Fernwasserversorgung zum weiteren Vorgehen beim Umbau: „Mit der Machbarkeitsstudie haben wir den ersten und wichtigsten Schritt getan, unser Ziel ist es nun, bis 2006 mit den ersten Maßnahmen zur Umsetzung der Vorschläge zu beginnen.“ 

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb