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Lebensraum des Monats Dezember: Kopfweiden

12. Dezember 1995 | Lebensräume, Naturschutz, Flüsse & Gewässer

Eisenach. Kopfweiden, oft auch als ,,Erlkönige" bezeichnet, sind in einer ausgeräumten, sonst baum- und strauchlosen Agrarlandschaft die einzige Heimat für Höhlenbrüter wie Bachstelze, Gartenrotschwanz und Meise. Sie säumen meistens Feldwege, wasserführende Hohlgräben, Bachläufe, Flußtäler und Entwässerungsgräben und bieten Lebensraum für viele Vogel-und Insektenartenarten, aber mitunter auch für Siebenschläfer, Waschbär, Haselmaus, Fledermaus, Teichmolch und Feuersalamander. Zum Beispiel ist der vom Aussterben bedrohte Steinkauz auf die Kombination von Kopfweide und Grünland angewiesen.

Früher wurde die Weide vielfältig genutzt und spielte wegen ihres Salicin-Gehaltes in der Volksmedizin als Heilpflanze eine wichtige Rolle. Blätter, Rinde und Kätzchen wurden zu Brei, Tee oder Säften verarbeitet, die bei Fieber, Rheuma und anderen Leiden halfen. Die Weidenruten wurden zur Herstellung von Körben und anderen Gebrauchsgegenständen benutzt. Außerdem lieferte die Weide Bau-und Brennholz.

BUND Kreisverband Eichsfeld übernahm Pflege einer Kopfweidenreihe

Da der wirtschaftliche Aspekt der Weiden heute keine Rolle mehr spielt, haben der BUND Kreisverband Eichsfeld und andere Naturschützer die Pflege stark kopflastiger Kopfweiden auf einem Flurstück im Westen Heiligenstadts übernommen. "Stark kopflastig" heißt, daß die Bäume seit vielen Jahren nicht mehr beschnitten wurden und sehr starke Äste ausgetrieben haben. Es besteht die Gefahr, daß die Bäume ohne das Beschneiden oder "Köpfen" beim nächsten Sturm einfach umgeworfen werden. Da das Weidenholz sehr weich ist, kann das Gewicht der Krone auch den Stamm zum Auseinanderbrechen und damit den Baum zum Absterben bringen.

Die Bäume werden erhalten, indem sie "geköpft" und damit einer Verjüngungskur unterzogen werden. Die starken Äste werden in der kalten Jahreszeit – am besten im Zeitraum von Dezember bis März – abgesägt, und bereits im Frühjahr darauf beginnt das Ausschlagen der jungen Triebe. Allerdings sollte man in einer Kopfweidenreihe immer nur wenige Bäume gleichzeitig stutzen, um den Tieren ihren Lebensraum zu erhalten.

Das Nachpflanzen neuer Kopfweiden ist unkompliziert: Abgesägte Äste werden einfach in die Erde gesetzt und wurzeln dort von allein. Sind die alten Weiden beschnitten, so können sie sieben bis zehn Jahre Äste ausbilden, bevor sie erneut gestutzt werden müssen. 

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