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"Letzte Chance für das Grüne Band" - BUND fordert rasche Rettungsmaßnahmen

29. September 1995 | Grünes Band, Naturschutz, Lebensräume, Landwirtschaft

Eisenach. Einen dringenden Appell für den Erhalt des "Grünen Bandes" entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) an Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) gerichtet. In einem Brief, den der stellvertretende BUND-Bundesvorsitzende und Thüringer Landesvorsitzende, Ralf-Uwe Beck, heute der Umweltministerin überreichte, fordert der BUND rasche und energische Maßnahmen zur Rettung des einzigartigen und durch vielfältige Nutzungsansprüche bedrohten Biotopverbundes.

Der BUND betont, daß vor allem Bundesbehörden beim Umgang mit staatlichen Flächen dem gesetzlichen Naturschutzauftrag besonders verpflichtet seien. Das Grüne Band sei eine national bedeutsame Biotopverbundachse mit Hunderten von Kilometern bestehender Biotopvernetzung, in der viele vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten ein letztes Refugium gefunden haben. Die Bundesregierung habe sich wiederholt für den Schutz des Grünen Bandes ausgesprochen, wesentliche Entscheidungen über dessen Zukunft fielen in Bonn. "Der ehemalige Grenzstreifen ist gerade im Europäischen Naturschutzjahr ein Prüfstein für das bundesdeutsche Naturschutzhandeln", so Beck.

Derzeit befinde sich der Grenzstreifen noch in Besitz des Bundesvermögensamtes, jedoch drohe der Verkauf der Flächen auf dem freien Markt oder die äußerst verwaltungsaufwendige Rückgabe an die ehemaligen Grundstücksbesitzer. Von den zukünftigen Besitzern hinge es dann ab, ob dieses einzigartige Biotopverbundsystem naturnah belassen oder durch eine intensiv-landwirtschaftliche oder wirtschaftliche Nutzung zerstört werde.

"Hier drohen sowohl ein ökologischer als auch ein ökonomischer Skandal", kriti¬siert Beck. "Überall im Lande bemühen sich Bürger, Gemeinden, Naturschutzverbände und in zunehmendem Maße auch Fachbehörden mit großem Engagement und Steuermitteln, in der ausgeräumten Agrarlandschaft wieder neue Hecken, Tümpel, Gehölze und Brachen anzulegen, während das Bundesvermögensamt gleichzeitig tatkräftig mithilft, die Zerstörung des Grünen Bandes voranzutreiben", so Beck weiter. Es sei ein "agrarpolitischer Wahnwitz", einerseits bundesweit hunderttausende Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche stillzulegen und andererseits die seit über 40 Jahren nicht mehr genutzten, wertvollsten Brachflächen neu umzupflügen.

Demgegenüber schlägt der BUND vor, den 1400 km langen ehemaligen Grenzstreifen in Besitz des Bundes zu belassen und die früheren Grundstücksbesitzer angemessen zu entschädigen. Die Flächen sollten laut BUND in das bundesweit laufende Flächenstilllegungsprogramm als langfristige Dauerbrache aufgenommen werden, um somit nicht nur dem Überleben vieler Rote-Liste-Arten, sondern auch dem Erhalt des Grenzstreifens als Denkmal des einst geteilten Deutschlands Rechnung zu tragen. 

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