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"Nach uns die Sinnflut" - BUND kritisiert CDU-Veranstaltung zur Südharzautobahn als "Wahlpropaganda"

08. April 1997 | Mobilität, Naturschutz

Eisenach. Eine durch den Bundestagsabgeordneten Manfred Grund (CDU) initiierte Informationsveranstaltung zum Trassenverlauf der "Südharzautobahn" A 38, die am gestrigen Abend in Worbis (Eichsfeldkreis) stattfand, kritisiert der Landesverband Thüringen des Bund für Umwelt und Naturschutz in einer heute veröffentlichten Presseerklärung als "billige Wahlpropaganda". Mit dieser Veranstaltung, bei der auch die für die A 38 zuständige Planungsgesellschaft DEGES ihre Trassenpläne für den Bereich des Eichsfeldes vorstellte, sei "erneut der Versuch unternommen worden, die betroffene Bevölkerung im Hinblick auf die Realisierungschancen und die tatsächlichen Auswirkungen dieser Transitautobahn hinters Licht zu führen", so der Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen, Michael Spielmann.

Tatsächlich habe man von den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft: "nichts Neues" hören können. "Den Menschen wurde zum wiederholten Male suggeriert, daß sie spätestens im Jahr 2000 über die neue Autobahn rollen könnten und die Region Nordthüringen dann als neues Wirtschaftswunder erblüht. Dabei ist angesichts leerer Kassen im Bundeshaushalt und der Diskussion um die bevorstehende Steuerreform völlig unklar, wie dieses Wolkenkuckucksheim A 38 finanziert werden sollen", so Spielmann.

Dringend geboten sei vielmehr die Entwicklung und Umsetzung "realistischer und be-zahlbarer Konzepte", mit denen die Schiene wirklich konkurrenzfähig zum umweltbelastenden Straßenverkehr werde und die zudem einen maßvollen Ausbau der bestehenden Bundestraße 80 und die Sanierung der maroden Kreisstraßennetzes vorsähen. Spielmann forderte die Politiker auf, nicht länger das "längst widerlegte Ammenmärchen vom Aufschwung durch die Autobahn nachzuplappern, sondern sich endlich für eine nachhaltige Entwicklung in der Region mittels intelligenter und angepaßter Infrastruktur" einzusetzen.

Als "Skandal" bezeichnete Spielmann Äußerungen des Bereichsleiters der DEGES, Joachim Wintjen, mit denen sich dieser im Rahmen der gestrigen Diskussion kritisch zu den bestehenden naturschutzgesetzlichen Regelungen befaßt habe. "Solche dumpfe Polemik gegen die vorgeschriebenen und dringend notwendigen Ausgleichsmaßnahmen zeigen mehr als alle Hochglanzbroschüren, welchen geringen Stellenwert der Umweltschutz bei den Autobahnplanern tatsächlich hat." "Nach mir die Sinntflut" sei offensichtlich das Motto der herrschenden Verkehrspolitik, während Umweltverbände und kritische Bürger als kleine Minderheit diffamiert würden und sich dafür rechtfertigen müßten, daß sie sich für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen einsetzten, so Spielmann abschließend.  

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