Angesichts der anhaltenden Klimakrise, des ungebremsten Artensterbens und der immer länger werdenden Roten Listen gefährdeter Arten warnt der BUND Thüringen anlässlich des Internationalen Tags der Biodiversität vor dem weiteren Verlust der Biologischen Vielfalt. Die Fortführung und Sicherung von Projekten zum Erhalt seltener oder bedrohter Tier- und Pflanzenarten ist von hoher Bedeutung für intakte Ökosysteme. In seinem vor wenigen Tagen veröffentlichten Jahresbericht 2024 präsentiert der Umwelt- und Naturschutzverband die aktuellen Entwicklungen seiner Projekte.
„Ob mit dem Rettungsnetz Wildkatze, welches im vergangenen Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feierte, oder mit der Auswilderung der ersten Luchse im Thüringer Wald: Auch im vergangenen Jahr konnten wir in Thüringen vieles im Natur- und Artenschutz bewegen. Die Verstetigung unserer Projekte für Wildkatze, Gartenschläfer, Luchs & Co. zeigt: Artenschutz braucht Kontinuität und Kooperation“, so Sebastian König, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen.
Der BUND Thüringen beobachtet mit Sorge, dass der Kampf gegen den Klimawandel und der Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen zunehmend in den Hintergrund rücken und sieht hier Bundes- und Landesregierung in der Verantwortung, das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Artenvielfalt zu fördern und entsprechende Schutzmaßnahmen auch weiterhin zu unterstützen. „Mit unseren verschiedenen Projekten setzen wir uns täglich dafür ein, Lebensräume und Biodiversität zu bewahren. Es braucht aber auch den politischen Willen, um die Natur und die in ihr lebenden Arten dauerhaft zu schützen“, so König weiter.
Der BUND Thüringen fordert daher die Landesregierung auf, das Thema Arten- und Naturschutz in den Verhandlungen zum kommenden Doppelhaushalt entsprechend zu priorisieren.
Die Projekte des BUND Thüringen 2024 im Einzelnen:
Intensive Landwirtschaft gehört zu den Hauptursachen für den Verlust Biologischer Vielfalt in unserer Kulturlandschaft. Um den Dialog zwischen Landwirtschaft und Naturschutz in Thüringen anzustoßen und der rapiden Abnahme der Biodiversität auf landwirtschaftlich genutzten Flächen entgegenzuwirken, erstellte der BUND Thüringen im Projekt „Zukunftsweg Biodiversität und Landwirtschaft in Thüringen“ gemeinsam mit Partnern einen Leitfaden, welcher zukünftig als Basis für gemeinsame Lösungsansätze dienen wird.
Ressourcenschutz ist Artenschutz: Im Südharz etablierte der Natur- und Umweltschutzverband gemeinsam mit Partnern ein starkes Netzwerk und kämpft weiter für den Ausstieg aus dem Naturgipsabbau bis 2045. Denn für den Gipsabbau werden wertvolle Buchenwälder gerodet und die Landschaft unwiederbringlich zerstört – und damit der Lebensraum für unzählige seltene Arten.
Am Grünen Band wurden 2024 die Aktivitäten zu dessen Ausweisung als UNESCO Weltnatur- und Kulturerbe fortgesetzt. Auf dem ehemaligen Todesstreifen entstand durch die jahrzehntelange Arbeit von ehrenamtliche Naturschützern ein einzigartiges Refugium seltener Tier- und Pflanzenarten.
Im Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ setzte der BUND Thüringen mit vielen Freiwilligen bei einer Pflanzaktion in Wasungen deutschlandweit den 20.000 Setzling in die Erde. Eine Win-Win-Situation für Alle: Denn Wildkatzenwälder sind strukturreich und klimaresilient – und nützen damit nicht nur der Wildkatze selbst, sondern auch vielen anderen Arten und nicht zuletzt dem den Menschen. Ein weiterer Meilenstein für das Projekt war die Feier zum 20-jährigen Bestehen des „Rettungsnetz Wildkatze“ am deutschlandweit ersten Grünen Korridor, der 2004 bei Ettenhausen in Thüringen errichtet wurde. Inzwischen gibt es 33 Wildkatzenkorridore bundesweit.
Ein weiteres Artenschutz-Highlight 2024 war die Auswilderung der ersten Luchse im Projekt „Luchs Thüringen“. Im Mai 2024 wurden Frieda, die im BUND-Wildkatzendorf Hütscheroda geboren wurde und der Kuder Viorel aus Rumänien in die Weiten des Thüringer Waldes entlassen. Wenige Monate später folgten ihnen drei weitere Luchse.
In Sachen Gartenschläfer setzte der BUND Thüringen 2024 gleich drei Projekte zum Schutz des kleinen Bilchs um. Die „Spurensuche Gartenschläfer“ wurde erfolgreich abgeschlossen und mithilfe weiterer Folgeprojekte konnten die Maßnahmen zum Erhalt der Art fortgeführt werden.
Um das Natura 2000-Netz mit seinen rund 250 Gebieten in Thüringen zu unterstützen und Kartierungslücken zu schließen, richtete der BUND Thüringen am Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen die Sonderaufgabe Monitoring ein. Das Beobachten und Erfassen von Arten sind eine wichtige Voraussetzung, um diese schützen zu können.
Der bundesweit einmalige Lehrgang „Natura-2000-Manager/in“ konnte vom BUND Thüringen im Jahr 2024 erfolgreich etabliert werden. Kurz nach der Anmeldung war das Angebot bereits vollständig ausgebucht. Das unterstreicht den hohen Bedarf für diese Weiterbildung, die ebenfalls zum aktiven Natur- und Artenschutz in Thüringen und darüber hinaus beiträgt.
Mehr zu den Artenschutzprojekten des BUND Thüringen kann ab sofort im Jahresbericht 2024 nachgelesen werden: https://www.bund-thueringen.de/jahresbericht-2024/.
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