Weiger: Deutschland braucht einen Vernetzungsplan für den Wald - BUND zieht Bilanz im "Rettungsnetz Wildkatze"

30. November 2009 | BUND, Wälder, Wildkatze

Eisenach. Im Rahmen einer bundesweiten Expertenkonferenz hat der BUND heute Bilanz gezogen im Dreiländer-Projekt „Rettungsnetz Wildkatze“. Das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt mit gut 1 Mio. Euro über fünfeinhalb Jahre geförderte Projekt läuft zum Jahresende aus. Über 100 Experten aus der gesamten Bundesrepublik nahmen an der Veranstaltung teil.

„Deutschland braucht einen Vernetzungsplan für den Wald“, forderte Prof. Dr. Weiger, Bundesvorsitzender des BUND als Fazit des Projektes. „Arten wie die Wildkatze haben in Deutschland keine Chance zu überleben, wenn es nicht gelingt, ihre Lebensräume zu vernetzen.“

Der ursprünglich in Deutschland vorherrschende Rotbuchenwald bedecke heute nur noch 8% der Landesfläche, so Weiger weiter. Naturnahe Waldgebiete über 100 km2 ohne gravierende Zerschneidung gebe es in Deutschland nicht mehr.

Für Thomas Mölich, Projektleiter im Rettungsnetz Wildkatze, gehört der Brückenschlag vom Nationalpark Hainich zum Naturpark Thüringer Wald zu den wichtigsten Ergebnissen im Projekt. „Damit konnte eine zentrale Lücke in einem großräumigen Waldverbund geschlossen worden, der vom Harz über den Hainich und die Rhön bis Bayern reicht.

Mölich hob außerdem hervor, dass es gelungen sei, eine sanfte Methode zu etablieren, um Wildkatzen nach zu weisen und ihre Wanderungsbewegungen zu verfolgen. Durch in freier Wildbahn ausgebrachte Lockstöcke könnten Haare der Katzen gesammelt und anschließend im Labor genetisch analysiert werden. In Kooperation mit dem Forschungsinstitut Senckenberg seien mit dieser Methode mehr als 1.000 Proben vor allem in Bayern, Hessen und Thüringen analysiert worden. Dadurch sei bestätigt worden, dass bereits eine genetische Trennung von Wildkatzenvorkommen in Mitteldeutschland und den Vorkommen in Westdeutschland existiere. Außerdem sei mit dieser Methode der Neunachweis von Wildkatzen u.a. im Schwarzwald, im Fichtelgebirge und in der Rhön gelungen.

Mit dem Wildkatzenwegeplan habe man eine Fachplanung erarbeitet, um bundesweit Wildkatzenwälder miteinander zu vernetzen.

„Damit stehen wir am Ende des Projektes vor einer neuen Herausforderung“, erklärte Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen. „Der Wildkatzenwegeplan ist ein Netz grüner Korridore über 20.000 km. Es ist das größte Naturschutzvorhaben Mitteleuropas“. Der Plan zeige, wo Waldlebensräume wieder vernetzt werden müssten, damit sich Wildkatzen und andere Arten ungehindert ausbreiten könnten. Inzwischen beteiligen sich nach Angaben des BUND bereits neun Landesverbände an der Umsetzung des Wildkatzenwegeplanes.

Im Rahmen der Konferenz wurden auch andere Fachplanungen zum Biotopverbund wie der der NABU-Wildwegeplan, der Generalwildwegeplan des Landes Baden-Württemberg und das Biotopverbundkonzept „Lebensraumkorridore“ des Bundesamtes für Naturschutz präsentiert.

Die mehr als 100 Teilnehmer der Konferenz forderten gemeinsam Bund und Länder dazu auf, umgehend einen Maßnahmenplan zu verabschieden, der die Wiedervernetzung von Waldlebensräumen in Deutschland zum Ziel hat.

 

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