Spurensuche Gartenschläfer
In vielen Regionen ist der Gartenschläfer bereits ausgestorben. Warum ist das so?
Bis Herbst 2024 lief in Thüringen und fünf weiteren Bundesländern das Verbundprojekt „Spurensuche Gartenschläfer“ im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt. Die Projektpartner waren der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e. V. (6 Landesverbände und Bundesverband/ Bundesgeschäftsstelle), die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), die Arbeitsgruppe Wildlebende Säugetiere (AGWS) Baden-Württemberg e.V. und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.
Das Projekt lief vom 01.10.2018 - 30.09.2024 mit einer Fördersumme von 4,5 Mio. € (davon für Thüringen rund 413.000 €, kofinanziert durch die Stiftung Naturschutz Thüringen).
In den ersten drei Jahren lag der Fokus im Projekt bundesweit auf der Forschung zur Biologie und Ökologie der europaweit in Schutz- und Forschungsvorhaben nur schwach repräsentierten und sehr stark im Rückgang befindlichen Art
Laufende Auswertungen der Forschungsaktivitäten belegen bereits jetzt dringenden Handlungsbedarf zum Erhalt der Art, insbesondere mit Blick auf die noch im Ursprungshabitat „Wald“ vorkommenden Populationen, die auch den letzten bedeutenden Populationskern der Art in Thüringen (Thüringer Schiefergebirge) bilden.
Davon ausgehend wurden seit 2022 Maßnahmenbündel zum Schutz des Gartenschläfers definiert und exemplarisch in ausgewählten Gebieten (in Thüringen: Schwerpunkt Thüringer Schiefergebirge) umgesetzt. In den Mittelgebirgen stehen insbesondere Maßnahmen wie die Vernetzung von Waldlebensräumen, der Schutz und die Neuanlage von Kleingewässern, die Anlage von artenreichen Waldsäumen und der Erhalt von Halden und anderen Felsstrukturen im Vordergrund.
Sowohl Forschung als auch Schutzmaßnahmenumsetzung wurden von einer intensiven regionalen und bundesweiten Öffentlichkeitsarbeit begleitet, die u.a. mit über drei Mrd. Medienkontakten als extrem erfolgreich evaluiert wurde.
Die im Projekt ins Leben gerufene Bilchdatenbank umfasst mittlerweile über 21.000 Datensätze von Gartenschläfer (hauptsächlich), Siebenschläfer und Haselmaus.
In der aktuellen Roten Liste Thüringen (2021) als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.
Im Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ wurde eine Online-Meldestelle eingerichtet, über die unkompliziert die vier Bilcharten Gartenschläfer, Siebenschläfer, Haselmaus und Baumschläfer in Europa gemeldet werden können. Die Nachweise werden nach Meldung von Freiwilligen und Bilchexperten geprüft, den Meldern das Prüfergebnis mitgeteilt, anschließend von Mitarbeitern der Justus-Liebig-Universität Gießen in die Bilchdatenbank exportiert und in einer interaktiven Karte dargestellt. Durch die intensive Öffentlichkeitsarbeit im Projekt hat die Meldestelle einen hohen Bekanntheitsgrad und es konnten mittlerweile über 10.000 Meldungen über das Online-Tool gewonnen werden. Deswegen ist die Bereithaltung der Online-Meldestelle ein Schwerpunkt des aktuell laufenden Folgeprojektes.
Schutzmaßnahmen, die im Zuge des Vorgängerprojektes entwickelt wurden und in einem Katalog abrufbar sind, werden verstetigt, d.h. fortlaufend umgesetzt.
In Thüringen fallen darunter vor allem folgende Maßnahmen:
Räumlich werden die Maßnahmen an im Vorgängerprojekt bearbeitete Umsetzungen anschließen, d.h. hier sollen zusätzlich erforderliche Maßnahmen durchgeführt werden. Dies betrifft vorrangig Schieferhaldenbereiche im Forstamtsbereich Sonneberg und in der Gemeinde Probstzella.
Im Raum Sonneberg hat sich eine intensive Zusammenarbeit mit ThüringenForst AöR entwickelt, dies auch vor dem Hintergrund, dass Fichtenbestände großflächig abgestorben sind. Weitere Schutzmaßnahmen, ebenso gewünscht von ThüringenForst, sollen auf einen kleinsäugerfreundlichen Umgang mit Kalamitätsflächen abzielen.
Im Bereich Probstzella fand 2021 eine Telemetrie von Gartenschläfern statt. Hierdurch wurden die Aktionsräume der dortigen Population klar. Zusammen mit Privatwaldbesitzern wurde mit der Umsetzung von Schutzmaßnahmen begonnen. Weitere Maßnahmen, die hauptsächlich dem kleinräumigen Biotopverbund, hier speziell der Vernetzung der Aktionsräume der Art dienen, müssen umgesetzt werden um den Lebensraum für die Art zu erhalten.
Die fortgesetzte begleitende Öffentlichkeitsarbeit ist darauf ausgerichtet, den Bekanntheitsgrad des Gartenschläfers weiter zu steigern, umzusetzende Schutzmaßnahmen zu flankieren/ deren Akzeptanz zu steigern sowie die Nutzung der Online-Meldestelle zu bewerben.
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