Gartenschläfer in Weinrebe

Spurensuche Gartenschläfer

Der kleine Verwandte des Siebenschläfers ist ein europäischer Ureinwohner. Doch seine Bestände gehen stark zurück. Warum, war lange völlig unbekannt. Der BUND ging der Frage zusammen mit der Senckenberg Gesellschaft und der Universität Gießen auf den Grund und setzt sich für den Schutz des Gartenschläfers ein.

Wusstet Ihr schon?

  • Die Bestände des Gartenschläfers (Eliomys quercinus) sind in den letzten Jahrzehnten europaweit massiv zurückgegangen.
  • Die Rückgangsursachen sind vielfältig. Nahrungs- und Lebensraumverlust spielen eine Rolle.
  • Gartenschläfer kommen in Deutschland in zwei ökologisch sehr unterschiedlichen Gebieten vor: im westlichen Tiefland (hier sehr häufig) und in den Mittelgebirgen (hier teils vom Aussterben bedroht).
  • Deutschland ist für die weltweite Erhaltung des Gartenschläfers in hohem Maße verantwortlich, da ein großer Teil des Weltbestandes bei uns lebt.

Broschüre "Natura 2000"

Praxisbeispiele

Eine Schlafmaus in Not

Ursprünglich war der Gartenschläfer Eliomys quercinus in Europa, von Südfinnland bis Portugal, weit verbreitet. In den letzten Jahrzehnten sind die Bestände stark rückläufig; bereits im Jahr 2015 hatte der Gartenschläfer im Vergleich zu 1978 ca. 49 Prozent seines Verbreitungsraumes verloren.

Aktuell kommt die Art in Deutschland vor allem im Süden und Südwesten, hier vor allem im urbanen Raum, vor. In den Mittelgebirgen West- und Mitteldeutschlands, in seinem ursprünglichen Lebensraum, dem Wald, ist der Gartenschläfer nur noch selten anzutreffen. Es steht zu befürchten, dass hier ein Aussterbeprozess läuft. Der Norden und Osten der Bundesrepublik gilt als „gartenschläferfrei“.

Leider hatten die Wissenschaftler Europas die Art lange nicht auf dem Radar, weswegen die massiven Bestandseinbrüche unbemerkt blieben und es somit versäumt wurde, ihn als FFH-Art zu schützen, ein Schutz, der dem Gefährdungsstatus gerecht würde.

Die IUCN (International Union for Conservation of Nature) stuft den Gartenschläfer aktuell noch als Art der „Vorwarnliste“ ein. Das liegt daran, dass die westeuropäischen Bestände, insbesondere im Siedlungsraum des Menschen, stabil zu sein schienen. Da die Bestandsrückgänge in den meisten Gebieten Europas, insbesondere in den Waldhabitaten Ost- und Mitteleuropas aber inzwischen dramatisch sind, wird aktuell der IUCN-Status überarbeitet.

Gartenschläfer  (Jiří Bohdal)

Deutschland liegt im ursprünglichen Arealzentrum des Gartenschläfers. Die Art ist daher inzwischen als Verantwortungsart eingestuft. Heute kommt hier zwischen einem Zehntel und einem Drittel des Weltbestands vor.

In der aktuellen Roten Liste Thüringen (2021) konnte der Status des Gartenschläfers durch das Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ als „vom Aussterben bedroht“ realistisch eingeordnet werden. Vor dem Projekt, ohne Kenntnisse zu Biologie, dem Ausmaß der Bestandsrückgänge und den Gefährdungsursachen war der Gartenschläfer als „stark gefährdet“ gelistet.

Ein Schwerpunkt der mitteldeutschen Vorkommen ist das Thüringer Schiefergebirge. Sowohl historische als auch aktuelle Nachweise stammen überwiegend, wenn auch nicht ausschließlich, aus dieser Region. Darüber hinaus gibt es vereinzelte aktuelle Nachweise und Hinweise auf das Vorkommen der Art im Landkreis Gotha.

Zu Beginn des auf sechs Jahre ausgelegten Projektes „Spurensuche Gartenschläfer“ (2018–2024) war wenig über die Biologie des Gartenschläfers sowie die Ursachen für die Bestandsrückgänge bekannt. In der ersten Projektphase entstand eine aktuelle, bundesweite Verbreitungskarte der Art, während gleichzeitig mit Ehrenamtlichen Proben für Untersuchungen gesammelt wurden.

Aufbauend auf den Ergebnissen wurden geeignete Schutzmaßnahmen entwickelt und umgesetzt. Auf Basis der Forschungsergebnisse wird 2024 ein bundesweites Schutzkonzept finalisiert, das bestehenden Populationen helfen, aber auch die Ausbreitung des Gartenschläfers fördern soll. Die Umsetzung der ersten Festlegungen des Schutzkonzepts erfolgt seit 2021.

Ansprechpartner

Portrait Thomas Mölich rund leiter Wildkatzenbüro BUND Thüringen

Thomas Mölich

Projektleitung
E-Mail schreiben Tel.: 036254 / 649150 Mobil: 0170 / 3072540

Anita Giermann

Projektkoordination
E-Mail schreiben Tel.: 0361 / 5550341

AUSGEZEICHNET!

kurz & BUNDig

Sharepic Gartenschläfer kurz & BUNDig  (BUND Thüringen / Jiri Bodhal)

Verbundprojekt

Die "Spurensuche Gartenschläfer" ist ein Gemeinschaftsprojekt der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung und des BUND.

Fotografien auf dieser Themenseite © Nikolaj Meyer (Header); Sven Büchner (Fokusboxen "Meldestelle" & "Artikel "Spurensuche Gartenschläfer - ein Bilch verschwindet", "Flyer Spurensuche Gartenschläfer"); Nikolaj Meyer (Fokusbox "Ergebnisse"); Kerstin Hinze (Fokusboxen "Ergebnisse 2019", "Drei Jahre Projekt", "Radio Lotte", "MDR Kultur"); Thomas Stephan (Fokusboxen "Schutzmaßnahmen", "Folgeprojekt", "Artikel Waldart Gartenschläfer"); Carola Hebentanz (Fokusbox "Artikel Der Gartenschläfer - eine Waldart stirbt aus"); Familie Michel (Fokusbox "Veranstaltung 21.04.2021"); Susanne Voss (Fokusbox "Detektor.fm")

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