Erfolgsaussichten für den Gartenschläfer: Machbarkeitsstudie prüfte Wiederansiedlung im Thüringer Wald

30. Dezember 2024 | Lebensräume

 (Thomas Stephan)

  • Gartenschläfer laut Roter Liste Thüringen „vom Aussterben bedroht“
  • Tiere aus Thüringer Schiefergebirge könnten Bestand stützen
  • Thüringer Wald bietet gute Bedingungen für eine Wiederansiedlung

Ein Wiederansiedlungsprojekt im Thüringer Wald könnte dem bedrohten Gartenschläfer helfen, sich besser auszubreiten und somit seine Bestände zu stützen. Um die Erfolgsaussichten eines solchen Projekts zu evaluieren, sowie die genauen Rahmenbedingungen und Handlungsoptionen für eine Wiederansiedelung zu klären, haben der BUND Thüringen und die Justus-Liebig-Universität Gießen eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Gefördert wurde diese vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten.

Mit dem zum 30.09.2024 ausgelaufenen Vorgänger-Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ konnte der BUND gemeinsam mit Partnern den Grundstein für den Erhalt des seltenen Bilchs in Thüringen legen. Die seit 2021 begonnen Schutzmaßnahmen müssen dringend fortgeführt werden, um dem Aussterben des Gartenschläfers in Thüringen entgegenzuwirken. Ein sich im Oktober 2024 anschließendes und ebenso vom Thüringer Umweltministerium gefördertes Projekt nimmt deswegen den Schutz der Art in ihrem Schwerpunktgebiet Thüringer Schiefergebirge in den Fokus. Ein daran anknüpfendes Wiederansiedlungsprojekt könnte die Schutzmaßnahmen weiter verstetigen, wie die aktuell veröffentlichte Machbarkeitsstudie belegt.

Seit 2021 erstellen Bilchexpertinnen und -experten ein Habitatmodell (Veröffentlichung in Vorbereitung), in welchem anhand der aktuellen Verbreitung des Gartenschläfers ökologisch geeignete Lebensräume modelliert werden. Dieses Modell bescheinigt dem Thüringer Wald grundsätzlich geeignete Bedingungen für eine Wiederansiedlung des Gartenschläfers. Im Thüringer Schiefergebirge, welches aktuell das Schwerpunktgebiet des Gartenschläfers in Thüringen ist, finden sich teils sehr ähnliche Lebensräume.

Anita Giermann, Projektkoordinatorin beim BUND Thüringen: „Die Machbarkeitsstudie zeigt, dass es gute Erfolgsaussichten für unser Vorhaben gäbe, einzelne Tiere im Thüringer Schiefergebirge kurzfristig zu entnehmen, zur Reproduktion gelangen zu lassen und die Jungtiere dann im Thüringer Wald wieder anzusiedeln. Dies würde uns eine gute Möglichkeit bieten, die Bestände des Gartenschläfers zusätzlich zu stützen, denn eine spontane Wiederbesiedlung des Thüringer Waldes vom Schiefergebirge aus ist praktisch ausgeschlossen.“

Die Machbarkeitsstudie hat die Voraussetzungen für eine Wiederansiedlung des Gartenschläfers im Thüringer Wald kritisch geprüft und bescheinigt dem Vorhaben gute Chancen.

Ausschlaggebend hierfür ist insbesondere, dass bestimmte Bedingungen, die zum Erfolg führen können, erfüllt sind. So sind bspw. die Rückgangsursachen der Art bekannt und können auf den ausgewählten Flächen im Thüringer Wald ausgeschlossen werden, da nur Waldflächen in Frage kommen, die nur extensiv oder gar nicht bewirtschaftet werden. Weiterhin wissen die Bilchexperten aus welcher Region Tiere entnommen werden können, ohne den dortigen Bestand zu gefährden.

Auch sind im direkten Vergleich zwischen dem Thüringer Schiefergebirge und dem Thüringer Wald keine Gefährdungen anderer Arten oder Biotope durch den Gartenschläfer bekannt. Ebenso ist nicht zu erwarten, dass der Gartenschläfer den neuen Lebensraum verändert oder Schutzgebiete von Veränderungen betroffen wären, wenn sich die Art dort ausbreitet.

Mit einer begleitenden Öffentlichkeitsarbeit kann zudem die Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse und die Gefährdungen von Kleinsäugern im Wald gelenkt werden. Der Gartenschläfer könnte damit ein Botschafter für andere gefährdete Tierarten und den Schutz der biologischen Vielfalt im Wald sein.

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Fotograf: Thomas Stephan

Weitere Informationen:

Hintergrund:

Der Gartenschläfer ist eine Schlafmaus und ein nachtaktiver Kleinsäuger und war in Deutschland Wildtier des Jahres 2023. Trotz seines Namens lebt er in Thüringen im Wald. Ein wichtiger Populationskern des Gartenschläfers konnte im Thüringer Schiefergebirge nachgewiesen werden. Der Gartenschläfer war ursprünglich auch im Thüringer Wald heimisch. In der aktuellen Roten Liste Thüringen (2021) ist der Gartenschläfer als „vom Aussterben bedroht” eingestuft.

Im Vorgänger-Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ (2018-2024) konnten die genetischen Grundlagen sowie wichtige Erkenntnisse zur Biologie, den Lebensräumen und Aktivitätsmustern der Art erlangt werden, die Voraussetzung für ein Projekt zur Bestandsstützung im Thüringer Wald sind. Mit den durchgeführten Projekten soll der Gartenschläfer vor dem Aussterben bewahrt werden. Die Machbarkeitsstudie wurde mit Mitteln des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten gefördert.

Projektleitung:
Thomas Mölich I BUND Thüringen, 036254 / 649150, thomas.moelich(at)bund.net

Projektkoordination:
Anita Giermann I BUND Thüringen, Tel: 0361 5550341, a.giermann(at)bund-thueringen.de

Pressekontakt:
Anne Werner | Kerstin Neumann, BUND Thüringen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 0361 5550314; Mobil: 0176 13338564 oder 0176 13338510, presse(at)bund-thueringen.de

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