Pressekommentar des BUND Thüringen zu den Ergebnissen des Kleingewässermonitorings im Auftrag des Umweltbundesamtes
Aktuelle Studien belegen, dass die Artenvielfalt in vielen Lebensräumen in besorgniserregendem Maße zurückgeht. Die Gründe hierfür sind vielfältig, aber immer menschengemacht: Intensivierung der Landwirtschaft, Schadstoffbelastung, Klimawandel, Lebensraumverlust für Tiere und Pflanzen. Die Folgen lassen sich auch in den Gewässern nachweisen. Dies belegt eine neue Studie, die im Auftrag des Umweltbundesamts erstellt wurde und die Umweltschäden in Kleingewässern untersuchte. Das Fazit: Vier von fünf Gewässern überschreiten Grenzwerte für Pflanzenschutzmittel (PSM). Je mehr Pflanzenschutzmittel auf den umgebenden Äckern eingesetzt wurden, desto stärker waren die Gewässer mit deren Rückständen belastet. Für das Kleingewässermonitoring wurden über 100 Gewässerabschnitte mit einem landwirtschaftlich geprägten Einzugsgebiet von in der Regel weniger als 30 km² untersucht.
Sebastian König, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen und stellvertretender Sprecher des BUND Bundesarbeitskreis Landwirtschaft: „Die Ergebnisse der Studie zeigen eindrücklich, dass die Anstrengungen für einen reduzierten Einsatz der Pflanzenschutzmittel nötiger denn je sind. In Deutschland werden jährlich mehrere tausend Tonnen chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel ausgebracht - obwohl die negativen Folgen längst bekannt sind. Eines der größten Probleme dabei: Die Pflanzenschutzmittel bleiben nicht immer da, wo sie wirken sollen. Sie versickern ins Grundwasser, verbleiben im Boden, werden über die Luft kilometerweit verweht oder durch Niederschläge in die Gewässer gespült. Das zerstört die Artenvielfalt und verursacht zahlreiche weitere Probleme. Wir brauchen dringend ein Umdenken in der Landwirtschaftspolitik.“
Allerdings können die Betriebe mit dieser Aufgabe nicht allein gelassen werden. Das Reduktionsziel für Pflanzenschutzmittel zu formulieren ist das eine, ihnen konkrete Angebote zu machen und sie bei diesem Paradigmenwechsel zu unterstützen, das andere. Es braucht konkrete Programme der Bundes- und Landesregierung, welche Geld, aber auch das Knowhow in die Betriebe bringen. Die bisherigen Angebote reichen bei weitem nicht aus. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass auch mit verringertem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nahezu identische Erträge erzielt werden können – zum Beispiel mittels integrierten Pflanzenschutzes. Dies umfasst vor allem vorbeugende Maßnahmen wie breite Fruchtfolgen, Mischkulturen, angepassten Sorten und Förderung von Lebensräumen für Nützlinge sowie biologischen Pflanzenschutz.
Da diese Umstellung aber nicht von heute auf morgen passieren wird oder kann, braucht es auch Maßnahmen, die jetzt greifen. Eine Möglichkeit sieht der BUND in der Anpassung der Gewässerrandstreifenbreite. Es braucht einen durchgängigen mindestens zehn Meter breiten Uferrandstreifen ohne ackerbauliche Nutzung und ohne Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatz. Auch hierfür sind finanzielle Mittel von Bund und Land vonnöten.
Darüber hinaus sollte langfristig darüber nachgedacht werden, Flächen zu kaufen oder zu tauschen, um Entwicklungskorridore entstehen zu lassen. Denn die Natur braucht nicht nur eine Pufferzone, sondern mehr Raum.
Weitere Informationen:
https://www.bund.net/umweltgifte/pestizide/pestizidfreier-acker/
https://www.bund.net/fluesse-gewaesser/wasserrahmenrichtlinie/gewaesserrandstreifen/
Studie Kleingewässermonitoring des Umweltbundesamtes
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