Thüringens Wälder stehen unter enormem Stress. Waldflächen von insgesamt fast 150.000 Hektar sind inzwischen so stark ausgelichtet, dass sie ihren ursprünglichen Waldcharakter verloren haben. Das ist nicht nur ein trauriger Anblick, sondern stellt auch eine reale Bedrohung unserer Lebensgrundlage dar. Denn wir alle sind auf einen gesunden Wald angewiesen, sei es als „Klimaschützer“, als Rohstofflieferant, zum Schutz der Artenvielfalt oder als Garant für saubere Luft und sauberes Wasser. Doch bereits heute sind rund 30 Prozent der Waldfläche in Thüringen so stark geschädigt, dass sie ihre wichtigen ökologischen Leistungen nicht mehr erbringen können. Die sich daraus ergebenden ökologischen und ökonomischen Konsequenzen sind erheblich.
Der BUND Thüringen fordert in seinem Ende Juli 2024 veröffentlichten Papier die zukünftige Thüringer Landesregierung auf, die Waldpolitik konsequent und zügig den aktuellen Herausforderungen anzupassen.
„Die Situation in unseren Wäldern ist dramatisch und überwiegend hausgemacht. Das ist bedauerlich und wirft uns buchstäblich ins späte Mittelalter zurück. Denn einen derartigen Verlust an intakten Waldflächen gab es zuletzt zu dieser Zeit. Einziger Lichtblick: Was von Menschen gemacht wurde, kann auch von Menschen korrigiert werden. Und genau diesen Weg zeigen wir in unserem Forderungskatalog zum Thema Wald auf“, so Frank Henkel, Sprecher des Arbeitskreises Wald des BUND Thüringen.
Zu den Kernforderungen des BUND Thüringen gehören unter anderem die Förderung der natürlichen Waldverjüngung, die Stärkung heimischer und standorttypischer Baumarten sowie die Vermeidung von Nutzungssteigerungen im Laubwald zur Kompensation von Einnahmeverlusten im Nadelholzbereich. Diese Forderungen werden durch folgende konkrete Maßnahmen untermauert:
- Tot- und Kalamitätsholz liegen lassen! Natürliche Revitalisierung muss über den ökonomischen Interessen an den Einnahmen aus dem Totholz stehen. Auf Kalamitätsflächen sollten mindestens 30 bis 50 Prozent stehen bleiben bzw. liegen gelassen werden.
- Für Maßnahmen der Wiederaufforstung sollten nicht mehr als 10 Prozent nichtheimische Baumarten verwendet werden.
- Kein Anbau nichtheimischer Baumarten in Schutzgebieten.
- Konsequenter Bodenschutz, an Steilhängen keine Neuanlage von Fahrgassen, ansonsten Mindestabstand von 40 Metern, in Altbeständen besser mehr.
- Die Managementplanung im Wald ist zu aktualisieren, die Standards für die Bewirtschaftung in Natura 2000-Gebieten sind zu erhöhen und zu konkretisieren.
- Deutliche Reduzierung der Pflegeeingriffe in Laubmischwäldern.
- Berufsbild des Forstwirtes, Revierförsters und Waldarbeiters stärken.
- Das industrielle Verheizen von Holz im Namen der Energiewende ist zu stoppen!
In Thüringen sind vor allem das Thüringer Schiefergebirge und der Thüringer Wald vom Waldsterben in bisher nicht gekanntem Ausmaß und Tempo betroffen. Die Folgen: massive Erosionen und Überflutungen, Verlust von Lebensräumen und Überhitzung der Landschaft. „Die Aufgabe der Stunde ist es, die Schadflächen in geeigneter Weise zu revitalisieren, um sie dem Ökosystem Wald und seinen Funktionen wieder zuzuführen. Auf der Basis von Empfehlungen und Freiwilligkeit werden die Akteure ihren Beitrag zur Rettung der Wälder nicht leisten können. Es braucht verbindliche Maßnahmen und ein Klimaschutzgesetz – aber auch Mut und unkonventionelle Methoden“, resümiert Henkel.
Der BUND Thüringen veröffentlichte Ende Juli 2024 sein Forderungspapier an die zukünftige Landesregierung. Aufgeteilt in neun Themenfelder definiert das Papier konkrete Forderungen für die einzelnen Kategorien wie zum Beispiel Wald, Wasser, Landwirtschaft, aber auch Fachkräftemangel und Landesplanung, und benennt Maßnahmen, die ergriffen werden müssen. So wird ein umfassendes Bild der aktuellen Situation unserer Thüringer Natur gezeichnet und der Weg aufgezeigt, wie sich die Akteure in Thüringen gemeinsam für eine intakte Natur einsetzen können.
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