Panzer retten Amphibien

27. Februar 2025 | Naturschutz, Lebensräume, Ressourcen & Technik

Kommentar des BUND Thüringen zum Zustand der Amphibienbestände und der Notwendigkeit von Renaturierung

Am Freitag, 28.02.2025, stellt das Thüringer Umweltministerium den „Atlas der Amphibien und Reptilien“ vor. Die darin enthaltenen Daten zeichnen ein alarmierendes Bild: Der Zustand der Amphibienbestände in Thüringen ist stark rückläufig und macht dringenden Handlungsbedarf deutlich. Laut den Thüringer Roten Listen sind circa 70 Prozent der Amphibien gefährdet, das entspricht 13 von 19 in Thüringen vorkommenden Arten. Der BUND Thüringen fordert daher dringend Maßnahmen zum Schutz und zur Renaturierung von Feuchtgebieten und Auen.

Flüsse brauchen wieder mehr Raum – dafür sind Flächenankauf und -tausch unerlässlich, ebenso wie den im Koalitionsvertrag festgehaltenen Aktionsplan zur „Absenkung, Verlegung von Deichen an Fließgewässern und Verbesserung der Durchgängigkeit unsere Gewässer“ (Regierungsvertrag vom 26.11.2024 Seite 83). Der BUND Thüringen fordert, mindestens 2.000 Hektar zusätzlichen Überschwemmungsraum in Auen in dieser Legislatur.

Der Rückgang der Amphibien ist vor allem menschengemacht: Naturnahe Lebensräume und Laichgewässer verschwinden, Wiesen werden entwässert. Fischbesatz in Teichen, Pestizide und Straßenverkehr bedrohen sie zusätzlich, während zerschnittene Biotope den Austausch der Populationen erschweren.

Ein konkretes Beispiel hierfür ist der Laubfrosch. Ursprünglich in natürlichen Flussauen mit flachen, gut besonnten Tümpeln zu Hause, hat er sich heute vor allem in von Menschen geschaffene Ersatzlebensräume, sogenannte Sekundärlebensräume, zurückziehen müssen, welche keine optimalen Lebensbedingungen bieten. Ein ähnliches Schicksal erleidet die Gelbbauchunke: Sie braucht Gewässer frei von „Konkurrenten“ wie anderen Amphibien oder Fische. Regelmäßig überschwemmte Auen sind ihr natürliches Habitat. In Thüringen ist sie mittlerweile auf aktive Truppenübungsplätze ausgewichen und nutzt Fahrspuren der Panzer als Lebensraum.

Besonders Flussauen als Schnittstellen zwischen Wasser und Land bieten eine einzigartige Vielfalt an Lebensräumen. Für Amphibien sind solche Gebiete überlebenswichtig. Doch in Thüringen sind natürliche Auen durch Begradigungen und Eindeichungen der Flüsse großflächig verloren gegangen. 80 Prozent der hiesigen Gewässer sind in einem schlechten Zustand.

Die Erhaltung und Wiederherstellung intakter Auenlandschaften sind von entscheidender Bedeutung. Nur durch Renaturierung lässt sich der sogenannte „primäre Lebensraum“ für Amphibien wie den Laubfrosch oder die Gelbbauchunke wiederherstellen, während zugleich die natürliche Funktion als wertvolles Ökosystem für zahlreiche weitere Pflanzen- und Tierarten gesichert wird. Bund und Freistaat sind aufgefordert, Flächen zu kaufen oder zu tauschen, damit Flüsse wieder Raum zum „Atmen“ haben. Gleichzeitig gilt es, die intensive Landbewirtschaftung in unseren verbliebenen und zukünftigen Auen zu beenden.

Der „Atlas der Amphibien und Reptilien“ sollte nicht nur als Bestandsaufnahme, sondern auch als Appell für mehr Naturschutz und Renaturierung verstanden werden.

Ansprechpartner:
Sebastian König, Landesgeschäftsführer BUND Thüringen, Tel.: 0361/5550312, s.koenig(at)bund-thueringen.de

Pressekontakt:
Anne Werner | Kerstin Neumann, Tel.: 0361 5550314, Mobil: 0176 13338564 oder 0176 13338510, presse(at)bund-thueringen.de

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