Grafik: Grundwasserstress in Deutschland
(BUND)
BUND Thüringen fordert einen vorausschauenden Umgang mit der Ressource Wasser
- 58,5 % der Thüringer Bevölkerung fordern höhere Entgelte für die Industrie
- Besonders in den größeren Städten Erfurt, Jena und Weimar sorgen sich Menschen um ihre Versorgung
- Studien zeigen: Ressource Wasser gerät in Deutschland immer weiter unter Druck
- BUND Thüringen fordert Rückbau von Drainagen in der Landwirtschaft, um Grundwasserneubildung zu fördern
Bundesweit befürchtet ein Drittel der Menschen, dass Wasser knapp werden könnte und 65 % wünschen sich, dass auch Großverbraucher in der Industrie endlich angemessen für unsere wertvollste Ressource zahlen. Zudem sind 26 % der Thüringer Bevölkerung in Sorge, dass das Wasser in ihrer Region knapp werden könnte. Besonders in den größeren Städten Erfurt (35,3 %), Jena (40,6 %) und Weimar (30,4 %) ist die Sorge groß, dass es zu einer Knappheit der Ressource Wasser kommen könnte. Das ergab eine aktuelle repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Dr. Burkhard Vogel, Landesvorsitzender des BUND Thüringen: „Wasser ist essenziell für alles Leben und bildet die Grundlage unseres Daseins. Und sie ist nicht unerschöpflich. Immer mehr Menschen erkennen, dass diese wertvolle Ressource unter wachsenden Druck gerät, und fordern eine faire Verteilung. Jetzt ist die Politik gefordert, um den Schutz des Wassers sicherzustellen und unsere Zukunft nachhaltig zu gestalten.
Aktuelle wissenschaftliche Daten geben Grund zur Besorgnis: Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes war der Zeitraum von Februar bis April 2025 der trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Im März 2025 fiel deutschlandweit nur 21 Prozent des üblichen Niederschlags, besonders betroffen sind der Norden und Nordosten des Landes. Die Folge: In vielen Regionen sind die Feuchtewerte der Böden und die Grundwasserspiegel deutlich gesunken.
Die aktuelle Grundwasserstudie des BUND verdeutlicht, dass Wasser vielerorts bereits ein knappes Gut ist. Die Untersuchung, die das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) im Auftrag des BUND durchgeführt hat, zeigt: In einigen Landkreisen in Thüringen wird mehr Grundwasser entnommen, als sich durch Niederschläge neu bilden kann. Deutschlandweit besonders betroffen sind nicht nur die bekannten Trockenregionen im Osten, sondern auch Ballungszentren wie die Rheinschiene und Regionen in Niedersachsen.
Grundwasser
Der BUND Thüringen sieht ein Grundproblem des Grundwasserstresses im dichten Drainagenetz der Thüringer Landwirtschaft. Dieses feingliedrige Netz an Entwässerungseinrichtungen, das auf keiner Karte verzeichnet ist, trägt dazu bei, dass ankommendes Niederschlagswasser schnellstmöglich in die Vorfluter, Gräben oder Bäche geleitet wird. Niederschlagswasser hat somit kaum Zeit, zu versickern und ins Grundwasser zu gelangen, was die Grundwasserneubildung beeinträchtigt. Dadurch hat das Wasser auch weniger Zeit, um vom Boden gefiltert zu werden. Drainageeinrichtungen führen nicht nur das Wasser schneller ab, sondern bringen auch Pflanzenschutz- und Düngemittel in das Grundwasser ein.
Dem Freistaat liegen kaum Informationen über Drainageeinrichtungen in der Landwirtschaft vor. Lediglich in Schutzgebieten und bei besonders tiefen Drainagen gibt es eine Verpflichtung, deren Verlauf und Tiefe anzuzeigen. Auch ist völlig unklar, welche Drainagen in der DDR in die Landschaft geschlagen wurden.
Aus Sicht des BUND Thüringen muss diese Herausforderung ernster genommen werden, da sie erhebliche Auswirklungen auf die Grundwasserneubildung hat.
Dr. Burkhard Vogel, Landesvorsitzender des BUND Thüringen: „Die mangelnde Grundwasserneubildung ist teilweise ein selbstgemachtes Problem. Wir können auf der einen Seite nicht auf die Wasserknappheit in der Landschaft aufmerksam machen und auf der anderen Seite wird vorhandenes Wasser über Drainagen schnellstmöglich abgeführt. Hier liegt eine große Diskrepanz vor zwischen Anspruch und Tatsachen.“
Deshalb fordert der BUND entschlossenes politisches Handeln.
Die Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung sieht zwar viele wirksame Maßnahmen vor, diese müssen allerdings zeitnah umgesetzt werden. Der BUND Thüringen fordert:
- Rückbau von Drainagen
- Weniger verbrauchen und fair verteilen: Deutschland kommt nicht umhin, seinen Verbrauch zu drosseln. Nutzungen müssen priorisiert werden, damit Mensch und Natur verlässlich mit Wasser versorgt werden. Zu einem gerechten Wasser-Zugang gehört, dass alle einen fairen Preis zahlen. Aktuell sind die Entgelte Ländersache, (Groß-) Nutzungen mancherorts kostenfrei.
- Sauber halten: Ewigkeitschemikalien wie PFAS, Pestizide, Nährstoffe und Arzneimittel machen es für Wasserversorger immer schwerer und teurer, hochwertiges Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Produktion und Verwendung dieser Einträge müssen beschränkt werden.
- Wasservorräte stärken: Humusreiche Böden, naturnahe Wälder und Flüsse, strukturreiche Auen, nasse Moore und sogenannte Schwammstädte helfen, dass der Boden die Niederschläge wieder besser halten. Gezielte Fördermaßnahmen sind nötig, um Widerstandsfähigkeit und Renaturierung dieser Ökosysteme zu stärken.
- Förderung klimaanpassender Landwirtschaft: z. B. durch standortgerechte und wassersparende Anbaumethoden sowie Sortenwahl.
Mehr Informationen:
- BUND-Grundwasserstudie
- BUND-Umfrage zu Wasserknappheit
- BUND-Wasseratlas: Daten und Fakten über die Grundlage allen Lebens
- BUND-Grafik „Grundwasserstress in Deutschland“ (Copyright: BUND Deutschland e.V.)
Kontakt: Moritz Böttcher, Referent für Rohstoff- und Ressourcenpolitik, BUND Deutschland, moritz.boettcher(at)bund.net
Pressekontakt: Anne Werner | Kerstin Neumann, BUND Thüringen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. +49 361 5550314; Mobil: 0176 13338564 oder 0176 13338510, presse(at)bund-thueringen.de