Vor genau 33 Jahren, am 9. Dezember 1989, initiierte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. das Grüne Band. Der Einladung zum ersten gesamtdeutschen Naturschutztreffen nach Hof folgten 400 Teilnehmende aus ganz Deutschland, darunter viele Naturschützer und Mitglieder der Umwelt- und Bürgerrechtsbewegung der DDR. Einstimmig verabschiedeten sie eine Resolution zum Schutz der wertvollen Biotope entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze.
Der jahrzehntelange Einsatz des BUND hat das größte Naturschutzprojekt Deutschlands zu einer Erfolgsgeschichte gemacht: Mehr als vier Fünftel des einzigen nationalen Biotopverbundes sind heute als Nationales Naturmonument geschützt. Es ist damit das längste durchgängige Schutzgebiet am Grünen Band Europa. Wegen der außergewöhnlichen Bedeutung des Grünen Bandes als länderübergreifender Biotopverbund und Hotspot der Artenvielfalt stimmten auf der jüngsten Umweltministerkonferenz Ende November Bund und Länder einstimmig für die Nominierung des Grünen Bandes für die deutsche Vorschlagsliste als UNESCO-Weltnaturerbe.
Sebastian König, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen: „Thüringen hat einen Anteil von 763 Kilometern zu Bayern, Hessen und Niedersachsen. Um ein Netz aus verbundenen Biotopen zu schaffen und so das massive Artensterben zu stoppen, ist das Grüne Band als Anknüpfungspunkt bestens geeignet. Wie müssen wesentlich mehr für den Erhalt der wertvollen Lebensräume tun, die für den Menschen notwendige Ökosystemleistungen liefern und dem Artenschutz dienen. Die Renaturierung von Mooren und Feuchtgebieten oder die Erhaltung artenreichen Grünlandes sind hier nur einige wenige Beispiele.“
Prof. Hubert Weiger, Ehrenvorsitzender und Beauftragter des BUND für das Grüne Band betont: „Die Nominierung des Grünen Bandes als Welterbestätte wäre ein Meilenstein. Wir begrüßen die Unterstützung des Bay. Umweltministeriums zusammen mit den Länderkolleg*innen für die deutsche Tentativliste. Im nächsten Schritt müssen die für Welterbe zuständigen Kultusministerien nachziehen. Denn Ziel ist die Nominierung des Grünen Bandes als UNESCO Weltnatur- und -kulturerbe - die erste „Gemischte Welterbestätte“ in Deutschland.“ In Bayern ist das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst zuständig, die Welterbenominierung der Erinnerungslandschaft Grünes Band gemeinsam mit dem Landesdenkmalamt zu unterstützen und der kulturhistorischen Bedeutung gerecht zu werden. Weiger weiter: „Es müssen zeitnah entsprechende Daten über Relikte in der einstigen Grenzlandschaft, wie Wachhütten der Bayerischen Grenzpolizei, Abhöranlagen der BRD, Sperranlagen oder auch die sogenannten Observationspunkte der U.S. Armee erhoben werden“.
Nach wie vor gibt es Lücken im Biotopverbund und der Erinnerungslandschaft am Grünen Band. Es gibt aber regionale Projekte, die zeigen, wie das Grüne Band als Rückgrat des länderübergreifenden Lebensraumverbunds gestärkt werden kann: Im BUND-Projekt „Quervernetzung Grünes Band“ (gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt) werden im Thüringer Schiefergebirge artenreiche Bergwiesen und naturschutzfachlich wichtige Kulturlandschaftsrelikte wie Floßteiche wiederhergestellt. Gut für gefährdete Arten wie Fadenmolch, Arnika, Fieberklee und Breitblättriges Knabenkraut.
Aber auch der Aspekt der Erinnerungskultur spielte für den BUND Thüringen aufgrund seiner Entstehungsgeschichte aus grenzüberschreitenden Kontakten der Bürgerrechts- und Umweltbewegung immer schon eine Rolle.
Robert Bednarsky, Vorsitzender des BUND Thüringen: „Im Projekt „Verschwundene Orte und verschwundene Arten – Spurensuche am Grünen Band“ (gefördert von der Bundesstiftung Aufarbeitung, der Heinrich-Böll-Stiftung und der Stiftung Naturschutz Thüringen) arbeitet der BUND Thüringen mit zahlreichen Kooperationspartnern aus Geschichte, Naturschutz, Kommune, Kultur und Umweltbildung auch am Grünen Band Europa daran, Natur und Geschichte am Grünen Band für junge Menschen erlebbar zu machen. Denn gerade jungen Menschen stellt sich die Mammutaufgabe, die Probleme für Demokratie und Erhalt der Biodiversität zu lösen.“
Was gegen die dramatischen Klimawandelfolgen und den Artenverlust unternommen werden muss, wird aktuell auf der Weltbiodiversitätskonferenz im kanadischen Montreal diskutiert. Fest steht, die Förderung naturnaher Lebensräume und des Biotopverbundes sind wesentliche Elemente, wie diesen beiden großen Problemen der Menschheit begegnet werden kann. Mit dem Grünen Band haben wir ein sehr großes Potenzial, dies umzusetzen.
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