Gipskante nahe Himmelsberg im Landkreis Nordhausen (Foto: Elke Blanke)

Alternativen zum Naturgipsabbau

Die Landschaftszerstörung durch Gipsabbau ist nicht notwendig, denn es gibt viele Baustoffe, die Naturgips ersetzen können. Statt jährlich rund vier bis fünf Millionen Tonnen Gips für kurzlebige Platten zu ver(sch)wenden, sollten langlebige Platten aus nachwachsenden Rohstoffen oder Lehm im Bau genutzt werden. Mit Synthesegips als Nebenprodukt aus diversen Säureproduktionen und vielfältigen Methoden zum Gipsrecycling, stehen aber auch naturverträgliche Stoffe für Gipsanwendungen zur Verfügung, die den Naturgipsabbau unnötig machen. Sie müssen aber gekennzeichnet und auch genutzt werden, sowohl durch die Hersteller von Bauprodukten als auch durch die Kunden, die gezielt nachfragen müssen.

Synthetischer Gips

Nach jahrelanger Kritik wird der „REA-Gips“ mittlerweile von den Gipsfirmen als tauglich eingestuft. Dieser Synthesegips ist das beste Beispiel für den Einsatz großer Mengen von Sekundärgipsen im Bau und als Spezialgips. Bis zum Beginn der Entschwefelung deutscher Kraftwerke lag der „Verbrauch“ von Naturgips durch deutsche Gipswerke bei drei bis vier Millionen Tonnen pro Jahr. Mit Anfall der REA-Gipse ab dem Jahr 1986 wurde sein Verbrauch in Deutschland kontinuierlich gesteigert. Fehlender Verzicht auf Naturgipsabbau und steigender Anfall von REA-Gips führten dann zu einer Verdoppelung des Gipsabsatzes deutscher Werke etwa seit dem Jahr 2000. Neben der Schaffung von neuen Gipsprodukten wurde der Gips(produkt)-Export erhöht. 20 Prozent des deutschen Gipsabsatzes gingen bis vor Kurzem ins Ausland. Mit dem Ausstieg aus der Kohle ist der Export leicht gesunken. Aber die Firmen wollen ihren hohen Absatz nicht reduzieren. Sie fordern aktuell mehr Naturgipsabbauflächen als Ersatz für Ausfälle beim REA-Gips.

Wir fordern: eine umfassende Kreislaufwirtschaft, die den Abbau primärer Ressourcen unnötig macht. Hierzu gehören Umbau statt Neubau, langlebige materialsparende und wiederverwertbare Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen oder Recycling. Für Gipsanwendungen muss mehr Einsatz von neuen Sekundärgipsen und viel mehr Gipsrecycling erfolgen!

Sekundärgipse, die in großen Mengen anfallen, sind die Phosphorgipse, die aus der Phosphatdüngemittelherstellung stammen. Alte Halden in Deutschland sind schon längst zu Gipsbaustoffen geworden. In Embsen bei Lüneburg wird eine Phosphorgipshalde noch zu Putzgips verarbeitet. Auch in anderen Ländern wird Phosphorgips in Baustoffe verwandelt. Über neunzig Prozent der Phosphorgipse liegen aber auf Halden oder werden ins Mittelmeer verklappt. Mit jährlich 55 Millionen Tonnen Produktion allein in Europa und Nordafrika, sind hier riesige Potenziale. Die Deutsche Montan Technologie (DMT) GmbH & CO KG, die Technische Universität Freiberg und die Hochschule Nordhausen haben hierbei die nötige Aufbereitung für Baugipse erforscht und verschiedene Praxislösungen entwickelt. Zum Einsatz als Spezialgips werden seit Langem schon Zitronen- und Milchsäuregipse für Dental-, Medizinal- und Lebensmitteltechnologie genutzt, Anhydrit aus Flusssäureherstellung gelangt in Estriche. Das Gipsrecycling muss von aktuell unter fünf Prozent auf Werte von mindesten dreißig bis vierzig Prozent gehoben werden. So wie es angrenzende Länder bereits umsetzen. Gute Sammelsysteme für Gipsabriss nach dem Vorbild des Berliner Zero Waste Konzepts sollten bundesweit etabliert werden.

Ansprechpartnerin

Ursula Schäfer

Projektkoordinatorin
E-Mail schreiben Tel.: 01579 2331438

Gutachten "Umweltverträgliche Alternativen zum Naturgipsabbau"

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