Landesverband Thüringen e.V.
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Landesversammlung 2024

Liebe BUND-Mitglieder,

hier finden Sie die Einladung sowie den Leitantrag und alle wichtigen Informationen und Unterlagen zur Landesversammlung am 4. Mai 2024.

Ihr BUND Thüringen

Einladung, Programm, Leitantrag & Co

Alle Beiträge auf- oder zuklappen
Einladung

Liebes Mitglied,

im vergangenen Jahr hat sich in Deutschland und Thüringen einiges in Sachen Natur- und Klimaschutz getan: Die Energiewende kommt weiter voran und mit dem Abschalten der letzten drei Atomkraftwerke im April wurde der Atomausstieg endgültig umgesetzt. Hierfür hatte der BUND jahrzehntelang gekämpft. Auch innerhalb des BUND Thüringen konnten wir viele Erfolge verzeichnen: Unsere Projekte rund um Gartenschläfer, Luchs, Wildkatze & Co. konnten allesamt verstetigt werden, so dass wir uns gemeinsam mit Partnern diesen seltenen Bewohner Thüringens annehmen können.

Allerdings müssen wir uns noch immer Kräften entgegenstellen, welche mit rückwärtsgewandten Ideen nicht nur den Natur- und Artenschutz gefährden, sondern auch eine Spaltung der Gesellschaft vorantreiben. Umso wichtiger ist es, dass wir in Thüringen mit einer starken Stimme für Umwelt und Naturschutz eintreten. Deshalb sind wir weiterhin am Grünen Band aktiv, sensibilisieren junge Menschen für die deutsch-deutsche Geschichte und treten mit unserem „Natura 2000-Manager/in“-Lehrgang dem Fachkräftemangel entgegen.

Unter all den Herausforderungen stechen im Jahr 2024 diese besonders hervor: Die Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg sowie die Kommunal- und Europawahlen halten nicht nur Thüringen in Atem. Mit dem Slogan „Natürlich wählen! Deine Stimme für eine vielfältige Natur und Gesellschaft“ wollen wir auf unserer diesjährigen Landesversammlung ein Zeichen setzen – für Vielfalt und Demokratie.

Dafür brauchen wir Sie, die Menschen im BUND! Lassen Sie uns gemeinsam etwas bewegen und zeigen, dass Thüringen so bunt ist wie seine Natur. Dazu lade ich Sie zu unserer Landesversammlung am 04. Mai 2024 ab 10:00 Uhr in den Tagungsraum der Stadtwerke Erfurt, Magdeburger Allee 34 in Erfurt ein. Im Anschluss an die Landesversammlung findet im Hof der Stadtwerke unser Frühlingsfest für unsere Mitglieder statt. In ungezwungener Atmosphäre werfen wir gemeinsam mit Ralf-Uwe Beck, unserem Ehrenvorsitzenden, einen Blick auf die Geschichte des BUND Thüringen und können bei Speisen und Getränken miteinander ins Gespräch kommen. Für eine bessere Planbarkeit der Veranstaltung freuen wir uns über Ihre Anmeldung auf unserer Webseite.

Ich freue mich auf Sie.

Ihr Robert Bednarsky
Landesvorsitzender

Programm

10:00 Uhr: Begrüßung
Robert Bednarsky, Landesvorsitzender des BUND Thüringen

10:15 – 10:30 Uhr: Statements der der Fraktionsvertreter*innen zum Natur- und Umweltschutz in Thüringen

10:30 – 11:00 Uhr: Die Ortsgruppe Rudolstadt stellt sich vor: Einblicke in die Arbeit der Gruppe
Simone & Steffen Post, BUND-Ortsgruppe Rudolstadt

11:00 – 11:15 Uhr: Ehrung

11:15 – 11:30 Uhr: Grußworte
Madeleine Henfling, Vizepräsidentin des Thüringer Landtages
Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaates Thüringen

11:30 – 12:15 Uhr: Der BUND als Motor für Natur- und Umweltschutz (mit anschließender Möglichkeit zum Austausch)
Olaf Bandt, Bundesvorsitzender des BUND e.V.

12:15 – 13:00 Uhr: Mittagspause
Fotoaktion unter dem Slogan „Natürlich wählen! Deine Stimme für eine vielfältige Natur und Gesellschaft“

Ab 13:00 Uhr: Landesversammlung des BUND Thüringen:

1. Formalia
1.1 Feststellung der Beschlussfähigkeit
1.2 Beschluss der Geschäftsordnung)
1.3 Bestimmung des*r Protokollanten*in
1.4 Bestimmung der Versammlungsleitung
1.5 Genehmigung der Tagesordnung

2. Berichte
2.1 Bericht des Landesvorstandes und der Geschäftsführung – anschließend Aussprache
2.2 Bericht der Naturstiftung David – anschließend Aussprache
2.3 Bericht der Wildtierland Hainich gGmbH – anschließend Aussprache

3. Finanzen
3.1 Vorstellung des Jahresabschlusses 2022 und Erläuterung des vorläufigen Haushaltsabschlusses 2023 - anschließend Aussprache
3.2 Bericht der Kassenprüfer*innen – anschließend Aussprache
3.3 Entlastung des Landesvorstandes
3.4 Vorstellung und Beschlussfassung über den Haushaltsplan 2024 mit den Schwerpunkten für das Jahr 2024

14:15 – 14:30 Uhr: Kaffeepause

4. Wahl
4.1 Bestimmung der Wahlleitung
4.2 Wahl der Kassenprüfer*innen

5. Antragsbehandlung
5.1 Leitantrag
5.2 Satzungsänderungsanträge
5.3 Weitere Anträge

6. Sonstiges 

Anfahrt

Ort: Tagungsraum der Stadtwerke Erfurt, Magdeburger Allee 34, 99086 Erfurt

Anreise mit ÖPNV
Vom Hauptbahnhof aus fahren Sie mit der Linie 1 (Richtung Europaplatz) oder Linie 5 (Richtung Zoopark) bis zur Haltestelle Lutherkirche/SWE. Der Eingang zu den Räumlichkeiten, in denen die Landesversamm-lung stattfindet, befindet sich direkt gegenüber der Haltestelle mit dem Schild „SWE-Kundenzentrum“ über den Türen.

Anreise mit dem PKW
Die Stadtwerke Erfurt verfügen über ein Parkhaus, das sich in der Rosa-Luxemburg-Straße 47 befindet und ca. 400 Meter vom Eingang der Stadtwerke entfernt ist.

Bei Rückfragen zur Anreise am Anreisetag erreichen Sie uns telefonisch unter 0176 13338469.

Leitantrag des Landesvorstandes des BUND Thüringen e.V.

Natürlich Wählen – für eine vielfältige Natur und Gesellschaft

Das Jahr 2024 ist für Thüringen richtungsweisend. Mit den Kommunalwahlen, Europawahlen und Landtagswahlen werden am 26. Mai Mai unsere Kommunalparlamente sowie die Mehrzahl der Landrät*innen und Bürgermeister*innen, im Juni die Abgeordneten des EU-Parlamentes und im September der Thüringer Landtag und daraus folgend die Thüringer Landesregierung neu gewählt. Es zeichnet sich leider ein Trend ab, dass autoritäre Populist*innen weiteren Aufwind erhalten und damit noch mehr Abgeordneten von ihnen in unseren Parlamenten sitzen werden. Wenn der Anteil der Rechtsextremist*innen einen gewissen Prozentsatz überschreitet, droht eine parlamentarische Blockademacht, beispielsweise bei der Benennung der Landtagspräsident*in oder der Benennung von Richter*innen am Verfassungsgericht.

Der BUND setzt sich seit über 40 Jahren für eine gerechte Nutzung des globalen Lebensraumes ein, mit den Schwerpunkten ökologische Erneuerung, soziale Gerechtigkeit und kulturelle Vielfalt. Wir betonen die Notwendigkeit der Veränderung von Lebensstilen, insbesondere derjenigen, die einen großen ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Nachhaltige Entwicklung erfordert die Beteiligung aller und einen demokratischen Staat, der die Lebensgrundlagen aller schützt. Unser Engagement reicht von der lokalen bis zur internationalen Ebene und berücksichtigt ökologische und soziale Aspekte.

Extreme Rechte geben vor, sich auch für den Naturschutz einzusetzen, tatsächlich tun sie dies aber nur für einen „Deutschen Naturschutz“ oder „Naturschutz nur für Deutsche“. Deren Initiativen führen zur Abschottung durch den Ausschluss von Menschen, die einen Migrationshintergrund haben. Dies ist rassistisch und missachtet die allgemeinen Menschenrechte sowie die Erkenntnis, dass z.B. die Klimakrise und das massive Artensterben keine Grenzen kennt und transnational durch unsere wachstumsgetriebene Wirtschaftsweise verursacht ist. Ein sachgerechter und demokratischer Umwelt- und Naturschutz kennt diese Tatsachen und stellt die menschengemachte Klimakrise nicht infrage. Der Mensch ist, insbesondere mit seiner privat- und auch wachstumsgetriebenen Wirtschaftsweise, zum Problemfall des Planeten geworden.

Der BUND Thüringen, als Anwalt für die Natur, steht für die Demokratie und darauf fußendem Umwelt-, Klima- und Artenschutz sowie für einen starken Verbraucherschutz. Wir setzen uns aktiv für langfristige Lösungen, wie z.B. eine regional-dezentrale Energiewende mit erneuerbaren Technologien, eine sozialverträgliche Mobilitätswende, die Schaffung urbaner Grünflächen, eine Ernährungs- und Landwirtschaftswende, eine fossilfreie Industrie etc., ein. – für ein lebenswertes und zukunftsfähiges Thüringen, Deutschland, Europa und Welt.

Wir stellen uns den komplexen Herausforderungen und wenden uns gegen rückwärtsgewandte Ideen und vereinfachende populistische Lösungsansätze. Das Leugnen und Verdrängen wissenschaftlicher Erkenntnisse und praktischer Lebenserfahrungen kommen für uns nicht in Frage. Wir vertrauen auf Fakten und Erkenntnisse aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen.

Forderungen des BUND Thüringen an eine zukünftige Landesregierung

I. Bereich Klimaschutz

Der menschengemachte Klimawandel und das Artensterben sind die dringendsten Herausforderungen unserer Zeit. Die Ungleichheit auf der Welt und auch innerhalb reicher Nationen sowie die Auseinandersetzungen um Ressourcen und den Einfluss von Ideologien wollen wir nicht verschweigen, hier aber nicht behandeln, obwohl die Ursachen durch unsere Wirtschaftsweise und Lebensstile miteinander zusammenhängen.

Ökologische Krisen werden von rechtsextremen Gruppen genutzt, um Angst und Hass gegen Befürworter*innen von wissenschaftsbasierten Lösungen und Aufklärung zu schüren. Dabei wird mit Falschinformationen gearbeitet, was in Demokratien, die auf Zustimmung und Mehrheiten angewiesen sind, gefährlich ist. Rechtsextreme, aber auch neue linkspopulistische Bewegungen und zum Teil etablierte Parteien nutzen Leugnung und Halbwahrheiten, um Wählerstimmen zu gewinnen. Der Kampf gegen Verbrennungsmotoren und für den Ausstieg aus fossilen Energieträgern sowie die Atomdebatte werden genutzt, um vor allem bei Menschen mit geringem Einkommen und unsicherem Erwerbsstatus Verunsicherung zu verbreiten. Die Kosten von Klimaschäden wie Dürren, Überschwemmungen und Waldbränden übersteigen die Kosten ökologischer Maßnahmen dabei um ein Vielfaches (https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/konsequenter-umweltschutz-spart-der-gesellschaft).

Der BUND nutzt die Erkenntnisse der Klimaforschung, wie die des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), um gemeinsam mit anderen Organisationen und der Politik an Lösungen für eines der größten Menschheitsprobleme, die Luftverschmutzung, zu arbeiten. Die Konzentration von Kohlendioxid in der Erdatmosphäre ist seit Beginn der Industrialisierung um fast 50 Prozent gestiegen, besonders stark in den letzten drei Jahrzehnten. Im Jahr 2021 betrug die CO2-Konzentration im Jahresmittel 416 ppm. Die wichtigsten Treibhausgase sind Wasserdampf (H2O), Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O). Ohne Treibhausgase wäre es an der Erdoberfläche durchschnittlich etwa minus 18 °C kalt. Der Treibhauseffekt macht die Erde bewohnbar, indem er die Temperatur um etwa 32 °C auf etwa plus 14 °C erhöht. Diese Zusammenhänge sind seit mehr als 150 Jahren bekannt, wissenschaftlich unumstritten und belegt (vgl. www.klimafakten.de/sites/default/files/downloads/waswiruebersklimawissen2023final.pdf, S.5)).

Dabei kommt der fossil erzeugten Energie eine besondere Bedeutung zu und wird im Folgenden aufgegriffen. Zu erwähnen ist, dass viele der genannten Forderungen auf der Bundesebene behandelt und entschieden werden. Von der Thüringer Landesregierung erwarten wir unter anderem durch Bundesratsinitiativen aktiv zu werden oder von den Landesparteien, dass sie weitere Initiativen über die Thüringer Direktwahl-Abgeordneten im Bundestag, diese Fragestellungen anzugehen. Gestaltungsräume der Landeseben sind dabei umfänglich zu nutzen.

Priorisierung von Energieeinsparung und Energieeffizienz: Die Landespolitik muss Energieeinsparung und Energieeffizienz als zentrale Elemente der Energiewende priorisieren, um den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen und den Flächenverbrauch zu minimieren. Eine konsequente Steigerung der Energieeffizienz kann den Energieverbrauch erheblich reduzieren. Die Umstellung auf strombasierte Anwendungen wird den Strombedarf erhöhen, weshalb der Stromsektor eine wichtigere Rolle spielen wird. Eine intelligente Kombination von Energieeffizienzmaßnahmen und erneuerbaren Energien ermöglicht eine kostengünstige Umsetzung der Energiewende. Neue Finanzierungssysteme und eine unabhängige Koordination sind erforderlich, um Synergien zu nutzen. Thüringen sollte sich auf Bundesebene für konkrete nationale Energieeffizienzstrategien einsetzen und die Forschung im Bereich Energieeffizienztechnologien fördern.

Flexibilisierung des Stromsystems: Die Landespolitik sollte das Stromsystem flexibler gestalten, um den schwankenden Erzeugungsprofilen von Wind und Sonne entgegenzuwirken. Dazu gehört die Förderung und Weiterentwicklung von Technologien wie der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), vorzugsweise mit Biogas als Brennstoff für mehr Nachhaltigkeit. Neben KWK-Anlagen sollten weitere Flexibilitätsoptionen wie Lastmanagement, Batteriespeicher, naturverträgliche Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke sowie das Gasnetz und bestehende Gasspeicher genutzt werden, um Engpässe auszugleichen und die Stromnachfrage flexibel zu decken. Die Kopplung verschiedener Sektoren schafft zusätzliche Flexibilität im Gesamtsystem durch die Integration von Strom, Wärme und Mobilität, um Überschüsse effizient zu nutzen und Engpässe auszugleichen.

Neugestaltung des Strommarktes: Die Schaffung eines neuen Systems des Strommarktes für regionale Stromprodukte mit 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien ist von entscheidender Bedeutung, um die Energiewende voranzutreiben. Notwendig ist die Schaffung von Anreizen für die Entwicklung regionaler Stromprodukte aus erneuerbaren Energien durch gezielte Förderprogramme und Marktmechanismen. Es bedarf der Einführung von gesetzlichen Regelungen zur Sicherstellung eines fairen Wettbewerbs und zur Förderung von Stromprodukten aus erneuerbaren Energien.

Überarbeitung der Netzentwicklungspläne: Die Landespolitik muss den Netzentwicklungsplan und den Bundesbedarfsplan grundlegend überarbeiten, um den regional-lokalen Ausbau der erneuerbaren Energien zu unterstützen. Es sollten nur die Leitungen gebaut werden, die für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende notwendig sind. Dies erfordert eine genaue Prüfung des Bedarfs und eine Fokussierung auf die tatsächlich benötigte Infrastruktur. Dezentrale und regionale Energiekonzepte sollten Vorrang haben, um den Leitungsausbau zu reduzieren und negative Auswirkungen auf Natur und Mensch zu minimieren. Eine stärkere Integration erneuerbarer Energien auf lokaler Ebene kann die Abhängigkeit von überregionalen Stromtrassen verringern und Synergien mit regionalen Ressourcen nutzen.

Abschaffung von Subventionen fossiler Energieträger: Die Landespolitik sollte sich für den Abbau von Subventionen einsetzen, die Energieverschwendung sowie fossile und nukleare Energien begünstigen, um Anreize für eine nachhaltige Energieversorgung zu schaffen und den Umstieg auf erneuerbare Energien zu beschleunigen. Bei der Neuauflage einer sozial-ökologischen Steuerreform müssen Kostenverteilungen, Abgaben und Entgelte sozial gerecht gestaltet werden. Dazu gehören die Erhöhung und Einführung von Steuern und Abgaben auf Energieträger und CO2-Emissionen, allerdings mit einem sozialen Ausgleich, um einkommensschwache Haushalte finanziell zu entlasten.

Stärkere Berücksichtigung der Energiewende im Raumordnungsrecht: Das Raumordnungsrecht, sowie das Bau- und Planungsrecht müssen angepasst werden, um eine umweltverträgliche Planung im Rahmen der Energiewende zu ermöglichen und die Integration erneuerbarer Energien und energieeffizienter Infrastruktur zu erleichtern. Kommunen und Planungsträger brauchen personelle Verstärkungen zur Umsetzung von Energiewendeprojekten.

Naturschonender Ausbau erneuerbarer Energien: Die Landespolitik muss sicherstellen, dass der Ausbau erneuerbarer Energien naturverträglich erfolgt, um die Biodiversität national und regional zu erhalten und zu verbessern. Dies erfordert eine sorgfältige Planung und Standortauswahl für erneuerbare Energieanlagen.

Windenergie bietet im Verhältnis Leistung zu Fläche große Vorteile gegenüber anderen erneuerbaren Energiequellen. Sie sind flächenmäßig mit geringen Eingriffen verbunden. Entscheidend, wo Windkraftanlagen gebaut werden, ist vor allem die Qualität der Fläche. Um die Belastungen in der Republik gleichmäßig zu verteilen, muss auch Thüringen einen Flächenanteil von durchschnittlich 2,2 Prozent für Windkraftanlagen ausweisen.

Die Photovoltaik sollte vorrangig auf und an Gebäuden ausgebaut werden, um Freiflächen zu schonen und die Nutzung von Brach- und Industrieflächen zu fördern. Freiflächenanlagen sollten auch einen Nutzen für den Naturschutz und/oder die Landwirtschaft bieten, um Synergien zwischen erneuerbaren Energien und anderen Landnutzungsformen zu schaffen.

Bei der Nutzung von Biomasse sollten vorrangig Rest- und Abfallstoffe verwendet werden, um die Ressourceneffizienz zu erhöhen. Wenn Anbaubiomasse genutzt wird, sollten mehrjährige Kulturen von Blüh- und Wildpflanzen anstelle von Monokulturen wie Mais bevorzugt werden. Biogasanlagen sind Grundlastlieferanten, wenn Wind und Sonne an wenigen Tagen des Jahres nicht zur Verfügung stehen.

Der Ausbau der Wasserkraft sollte restriktiv gehandhabt werden, um den Schutz und die Durchgängigkeit der Gewässer zu gewährleisten. Ausnahmen sollten nur für die Modernisierung von Bestandsanlagen mit Verbesserung der Gewässerökologie gemacht werden.

Dezentrale Energie in Bürger*innenhand: Die Landespolitik sollte die dezentrale, regionale Umsetzung der Energiewende in Bürger*innenhand unterstützen. Das Engagement und die Investitionen der Bürger*innen haben bereits wesentlich zum Ausbau erneuerbarer Energien beigetragen und sind entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende. Um Bürgerenergieprojekte zu fördern, könnten staatlich festgelegte Einspeisevergütungen für Strom aus erneuerbaren Energien wieder eingeführt werden, da sie sich als effektives Anreizinstrument bewährt haben. Die Energiewende sollte verbrauchsnah und regional verankert werden. Dafür sind neue Instrumente notwendig, wie die Zulassung und Förderung regionaler Stromvermarktungskonzepte, sowie die Erleichterung der Eigenstromnutzung durch Mieter*innen. Diese Maßnahmen fördern eine dezentrale Energieversorgung und stärken die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung.

II. Bereich Biodiversität:

Neben der Klimakrise ist der Verlust an Biodiversität die größte Herausforderung, nicht nur für uns in Thüringen. Nach und nach rutschen immer mehr Arten und Lebensräume auf die Roten Listen und die Erhaltungszustände der FFH- und Vogelschutzrichtlinie bleiben schlecht. Der Freistaat hat die letzten Jahre große Anstrengungen unternommen, diesen Trend umzukehren. Durch das Netzwerk der Natura 2000-Stationen und die Bereitstellung von finanziellen Mitteln konnten punktuelle Erfolge erzielt werden, zu welchen auch der BUND Thüringen mit seinen Projekten maßgeblich beigetragen hat. Doch in der Fläche reichen diese Maßnahmen noch nicht aus, um eine Trendumkehr herbeizuführen.

Der BUND Thüringen fordert daher nicht erst seit gestern einen Paradigmenwechsel in der Landwirtschafts-, Forst und Naturschutzpolitik im Allgemeinen.

Wasser: Die Hochwasser der letzten Jahre haben gezeigt, dass der technische Hochwasserschutz an seine Grenzen gerät. Daher muss der natürliche Hochwasserschutz endlich ernst genommen werden, egal ob im Offenland oder Wald. Dafür muss der Freistaat unseren Flüssen nicht nur durch Flächentausch oder -kauf den Raum geben, den sie brauchen, sondern auch dafür Sorge tragen, dass in unserem empfindlichen Flussökosystem kein Ackerbau stattfindet. Eine Maßnahme, die durch die Einführung eines Wasserentnahmeentgelts zu finanzieren und dessen Einführung längst überfällig ist.

Landwirtschaft: Wir werden uns dem aktuellen Roll-Back in der Landwirtschaft entgegenstellen und nicht zulassen, dass Umweltstandards der Agrarlobby geopfert werden. Der BUND steht für eine bäuerliche Landwirtschaft und ein faires Einkommen für unsere Bäuer*innen. Der Freistaat ist aufgerufen, bäuerliche Strukturen zu stärken – durch angepasste Fördersätze, durch den Aufbau regionaler Vermarktungs- und Verarbeitungsstrukturen und durch ein Agrarstrukturgesetz.

Wald: Auch unser Wald leidet unter dem menschengemachten Klimawandel und den damit einhergehenden Kalamitäten und Dürren. Hier gilt wie im Offenland: Das Wasser in der Fläche halten. Bspw. durch das Nicht-Beräumen von Kalamitätsflächen und ein angepasstes Waldmanagement. Grundsätzlich ist durch Beratung und Förderung der Druck von Waldbesitzenden zu nehmen, jeden Festmeter Totholz zu Geld machen zu müssen. Und wenn die ThüringenForst AöR nicht mittelfristig aus der Verantwortung der Eigenfinanzierung entlassen wird, steigt der Druck auf unsere Wälder nochmals.

Selten war unsere Natur so unter Beschuss wie momentan. Durch den Abbau von Umweltstandards und Planungsbeschleunigung zum Zweck einer z.B. falsch geplanten, zentral angelegten Energiewende, mit unnötigen HGÜ-Erdkabel-Trassen quer durchs ganze Land sind wir als BUND Thüringen mehr denn je gefordert, auf die Biodiversitätskrise hinzuweisen und aktiv an besseren Lösungsvorschlägen zur Bewältigung der Klimakrise und des Artensterbens mitzuarbeiten. Egal ob in Brüssel, Thüringen oder in unseren Kreisen und Kommunen. Überall braucht es eine starke Stimme für den Naturschutz durch den BUND!

All diese Forderungen müssen flankiert werden von:

Einrichtung eines starken Transformationsfonds, der aktiv Prioritäten für die Transformation unterstützt und gleichzeitig erweiterte Partizipationsmöglichkeiten für seine Bürger*innen und die Zivilgesellschaft bietet sowie der Wirtschaft und Wissenschaft Handlungsoptionen für Nachhaltigkeit eröffnet. Dieser milliardenschwere Transformationsfonds ist dabei das zentrale Steuerungs- und Finanzierungsinstrument für eine nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung, die ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt. Gespeist werden sollte dieser Fonds durch einen höheren CO2-Preis (mindestens 50€/t und steigend bis 200 €/t bis 2035), eine Erbschafts- und Vermögenssteuer und höhere Steuern auf Luxusgüter sowie einer Einkommenssteuer, in der Einkommen, private Gewinnentnahmen ab 100.000 € pro Jahr mit einem Steuersatz von 55 Prozent belegt werden. Ebenso sind nicht verbrauchte Haushaltsmittel diesem Fonds zuzuführen.

Aktionspläne zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie: Diese Aktionspläne müssen für die verschiedenen Handlungsfelder der Transformation konkrete Maßnahmen enthalten, die von der Landesregierung und den Umweltverbänden gemeinsam erarbeitet werden. Diese Pläne können durch Bürgerbeteiligung verbessert und unterstützt werden. Bei der Entwicklung von Aktionsplänen ist es wichtig, die Bedürfnisse und Ideen der Bürger*innen mit einzubeziehen, um eine breite Unterstützung und eine erfolgreiche Umsetzung zu gewährleisten. Der BUND fordert die Landesregierung auf, zumindest für die Handlungsfelder Energie, Mobilität, Bauen und Wohnen, Landwirtschaft und Naturschutz konkrete Aktionspläne zu erstellen.

Bericht der Wildtierland Hainich gGmbH

Der Bericht der Wildtierland Hainich gGmbH für die Landesversammlung 2024 findet sich hier vorab zum Nachlesen wieder.

Zum Bericht
 

Bericht der Naturstiftung David

Der Bericht der Naturstiftung David für die Landesversammlung 2024 findet sich hier vorab zum Nachlesen wieder.

Zum Bericht
 

Rückblick: BUND Thüringen Landesversammlung 2023

Ansprechpartnerinnen

Kathleen Ehrlich


Trommsdorffstr. 5 99084 Erfurt E-Mail schreiben Tel.: 0361 555 03 44

Anita Giermann


E-Mail schreiben Tel.: 0361 555 03 41

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