Landesverband Thüringen e.V.
Mitglied werden Jetzt spenden
Landesverband Thüringen e.V.

Einladung & verabschiedete Anträge

Alle Beiträge auf- oder zuklappen
Einladung

Wenn sich vom 19. bis 30 Mai rund 5.000 Delegierte und 1.500 Journalisten aus aller Welt in Bonn treffen, um über zentrale Überlebensfragen unseres Planeten zu verhandeln, ist selbstverständlich auch der BUND vor Ort vertreten. Auf der neunten Vertragsstaatenkonferenz (COP 9) der UN-Konvention zum Schutz der Biologischen Vielfalt sollen endlich die Weichen für einen Stopp des weltweiten Artensterbens gestellt werden. Mit den Projekten „Grünes Band Deutschland“ und „Rettungsnetz Wildkatze“ wird der BUND ausgerechnet zwei Schwerpunkte unseres Landesverbandes einer weltweiten Öffentlichkeit präsentieren.


Was haben die Thüringer Wildkatzen im Hainich mit dem Schutz der Biologischen Vielfalt auf unserem Planeten zu tun? Diese Frage wollen wir in diesem Jahr auf unserer Landesversammlung mit dem deutschlandweit bekannten Forstwissenschafter und Forstdirektor a.D. Dr. Georg Sperber diskutieren.


Fest steht: nicht nur die Tropenwälder am Amazonas stehen vor der endgültigen Vernichtung. Auch die Lebensgemeinschaften unserer heimischen Wälder sind durch Übernutzung, Zerschneidung und fortschreitende Verinselung bedroht. Dabei gehören unsere heimischen  Buchenwälder zu den „hot spots“ der Artenvielfalt Mitteleuropas. Dr. Sperber wird im Rahmen des öffentlichen Vortragsteiles zum Thema „Die Bedeutung der Rotbuchenwälder für die Biologische Vielfalt in Europa“ sprechen.


Auf der weiteren Tagesordnung steht in diesem Jahr wieder turnusgemäß die Wahl des Landesvorstand. Leider stehen Kerstin Schnelle, die dem Landesvorstand als Schatzmeisterin angehört und Dr. Frank Augsten, der Beisitzer im Landesvorstand ist, aus beruflichen Gründen für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung. Beide haben durch ihre langjährige, engagierte Mitarbeit im Landesvorstand den BUND Thüringen entscheidend mit geprägt. Dafür bedanke ich mich bei beiden auch von dieser Stelle aus herzlich!
Wenn wir unsere erfolgreiche, umweltpolitische Arbeit für Thüringen fortsetzen wollen, brauchen wir einen starken Landesvorstand. Deshalb rufe ich die Menschen in unserem Verband, die bereit sind, sich in verantwortlicher Position ehrenamtlich für Umwelt- und Naturschutz in Thüringen zu engagieren, auf, für den Landesvorstand zu kandidieren. Wir haben mit „Grünes Band“ und „Wildkatze“ nicht nur spannende und weit über die Grenzen Thüringens hinaus beachtete Projekte, wir stehen beim Klimaschutz, beim Schutz der Biologischen Vielfalt oder bei einer umweltgerechten Verkehrspolitik in Thüringen vor großen Herausforderungen. Mit Blick auf das Wahljahr 2009 wollen wir die Umweltpolitik zu einem Schwerpunkt der politischen Auseinandersetzung in Thüringen machen. Auf die Mitglieder im neuen Landesvorstand warten also spannende und lohnenswerte Herausforderungen.


Auch für die Delegierten des BUND Thüringen in der Bundesdelegiertenversammlung werden wieder Kandidaten gesucht. Menschen, welche die Interessen unseres Landesverbandes in den Gesamtverband einbringen möchten und die Politik des BUND bundesweit mitgestalten wollen, möchte ich ebenfalls ermuntern zu kandidieren.


Schließlich weise ich noch auf den Tagesordnungspunkt Satzungsänderung hin. Wir sind vom Finanzamt aufgefordert worden, in der Satzung eine konkrete Zweckbindung des Vereinsvermögen im Falle der Auflösung des Vereins (§17 Auflösung) fest zu schreiben. Der Landesvorstand schlägt vor, im Falle der Vereinsauflösung das Vereinsvermögen dem Bundesverband des BUND zu übertragen.


Ich lade Sie/Euch im Namen des gesamten Landesvorstandes und der Landesgeschäftsstelle ganz herzlich zur diesjährigen Landesversammlung des BUND Thüringen ein und freue mich auf Ihr/Euer Kommen.

Leitantrag 2008: BUND Thüringen fordert ein Waldschutzprogramm für Thüringen

Der BUND Thüringen fordert ein Waldschutzprogramm für Thüringen. Thüringens Wälder, wie der Hainich, der Kyffhäuser oder die Hohe Schrecke gehören zu den ältesten Waldbeständen in Deutschland. Die naturnahen Buchenwälder in Thüringen bilden die Schatzkammern der Artenvielfalt und repräsentieren die für Thüringen und Deutschland ursprüngliche Vegetation. Ihr Fortbestand ist durch die zunehmende Intensivierung der Forstwirtschaft akut bedroht.

Der politische Druck zur Steigerung der Erträge aus der staatlichen Forstwirtschaft hat stetig zu genommen. Die Staatliche Forderung nach einem Abbau der Altbestände führt zu verstärktem Einschlag in Buchenalthölzern ohne Rücksicht auf Naturschutz-, FFH- oder Vogelschutzgebiete. Umfangreiche vertragliche Verpflichtungen des Freistaates zur Holzlieferung an Großsägewerke und Biomassekraftwerke verschärfen die Konfliktsituation zwischen Naturschutz und Holznutzung im Wald. Der Personalabbau in Forst- und Naturschutzverwaltung hat es erheblich erschwert, bei Holzeinschlag im Wald, auf Habitat- und Höhlenbäume und Naturschutzbelange insgesamt noch Rücksicht zu nehmen.

Thüringen wird seiner Internationalen Verantwortung für den Schutz der weitgehend auf Mitteleuropa beschränkten Rotbuchenwälder nicht mehr gerecht.

Die Wälder Thüringens präsentieren sich unvereinbar mit der Gastgeberrolle Deutschlands für die Weltkonferenz zur Sicherung der Biodiversität 2008 in Bonn und auch unvereinbar mit dem Begriff der Nachhaltigkeit, der einst in der Forstwirtschaft entstanden ist und sich heute nicht mehr auf die Nutzung der Holzzuwächse beschränkt. Von einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder im Sinne des Arten- und Biotopschutzes sowie im Interesse der Erholung suchenden Menschen kann nicht mehr die Rede sein.

Der BUND Thüringen fordert:

  1. Sofortiger Einschlagstopp in Waldgebieten des Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000:
    Um eine weitere Verschlechterung der Schutzgebiete zu vermeiden ist, ein sofortiger Einschlagstopp zu verfügen. Der Einschlagsstopp ist so lange aufrecht zu erhalten, bis die Natura 2000-Verpflichtungen in die Forsteinrichtung und die Managemenpläne übernommen worden sind und umgesetzt werden.
  2. Dauerhafter Einschlagstopp in allen älter als 140-jährigen Buchenaltbeständen im öffentlichen Wald und in FFH-Gebieten
  3. Ausweisung von Prozessschutzflächen auf mindestens 10% der Waldfläche
  4. Strikte Beachtung der Reproduktionszeiten der bedrohten Vogelarten bei allen forstlichen und jagdlichen Aktivitäten in den Schutzgebieten
  5. Gesetzliche Verankerung von Horstschutzzonen (300 m) für Großvögel
  6. Bodenschonende Holzernte- und Rücketechniken
  7. Beibehaltung des Verbots von Motorsport im Wald
  8. Erhöhung des Buchenwaldanteils in Thüringen von 19,5% auf 40% durch verstärkten Waldumbau und Senkung der Schalenwilddichten (Wald vor Wild) von mindestens 16.000 Hektar an möglichst großen zusammenhängenden Flächen  
  9. Biotopverbund zwischen Waldlebensräumen und Buchenaltholzbeständen:
    Nur durch die Aufhebung der Verinselung haben Waldarten wie die Wildkatze und Totholzbewohner wie der Eremit eine Chance.
  10. Umsetzung der Biodiversitätsstrategie des Bundes in Thüringen:
    Bezogen auf den Wald bedeutet dies u. a. eine zusätzliche Fläche nutzungsfreier Wälder
Initiativ-Antrag: BUND Thüringen fordert gentechnikfreie Landwirtschaft im Freistaat

  1. Thüringen muss frei von kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen bleiben.
  2. Die Agrarprodukte Schmölln GmbH muss Gentech-Mais-Anbau stoppen!
  3. Der Thüringer Bauernverband muss endlich die objektive Information der Landwirte unterstützen.
  4. Die Landesregierung muss von ihrer gentechnikfreundlichen Haltung abrücken und sich klar zu einer gentechnikfreien Landwirtschaft im Freistaat positionieren. Sie soll das „Aktionsbündnis für eine gentechnikfreie Landwirtschaft in Thüringen“ und die Etablierung gentechnikfreier Regionen aktiv zu unterstützen und sich auf Bundes- und Europaebene für die verbraucherfreundliche Novellierung der Gentechnikgesetze einzusetzen, vor allem in den Bereichen Zulassung und Sicherheitsforschung.

Begründung:

Zahlreiche Meldungen aus den weltweiten Hauptanbaugebieten zeigen: Der Einsatz der Gentechnologie in der Landwirtschaft und in der Lebensmittelverarbeitung füllt den Aktionären der Pharmakonzerne die Taschen – die Landwirte bleiben dagegen auf der Strecke. Widerstandsfähige Superunkräuter, giftresistente Insekten, kranke Tiere in Fütterungsversuchen sowie Abhängigkeiten durch Patente und Knebelverträge sind die schmerzhaften Nebenwirkungen, von denen in den Hochglanzbroschüren von Monsanto & Co. nichts zu lesen ist. So wundert es nicht, dass die Zuwächse im weltweiten Gentech-Anbau fast ausschließlich in Entwicklungs- und Schwellenländern zu verzeichnen sind, in denen die Gentechnikindustrie auf Grund fehlender Gesetze und unzureichender Sicherheitsauflagen völlig „freie Hand“ hat.

Anders in den USA und Kanada, wo sich langsam der Gentechnikwiderstand in der Landwirtschaft etabliert und ganz anders in Europa, wo sich Staaten komplett der Risikotechnologie verweigern. Im Prinzip werden im Jahr 2008 Spanien und Deutschland die einzigen EU-Staaten mit nennenswerten Gentech-Anbau sein, wobei es bei uns ein ausgesprochen starkes Ost-West-Gefälle gibt. Während Westdeutschland (mit Ausnahme Bayerns) praktisch gentechnikfrei ist, konzentriert sich der GVO-Anbau im Osten der Republik. Mit einer Ausnahme: Thüringen.

Der Widerstand gegen den Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft funktioniert in Thüringen. Das 2001 vom BUND mitgegründete „Aktionsbündnis für eine gentechnikfreie Landwirtschaft in Thüringen“ „begleitet“ etwaige Anbauvorhaben kritisch mit dem Ziel, diese zu verhindern. So konnte der Freistaat bis zum Jahr 2007 frei von kommerziellen Anbau von GVO gehalten werden. Für 2008 gab es im gesetzlich vorgeschriebenen Standortregister zwei Anmeldungen von Agrarbetrieben, von denen der größere (Agrargenossenschaft Großfahner: 18 ha) inzwischen zurückgezogen wurde.

Es besteht also die Chance, dass Thüringen auch 2008 dem Beispiel vieler Staaten und Regionen folgt und eine gentechnikfreie Landwirtschaft, die natürliche und unverfälschte Nahrungsmittel produziert, etabliert. Einzig die Thüringer Landesregierung und der Thüringer Bauernverband scheinen dies als Standortvorteil noch nicht erkannt zu haben und propagieren die Gentechnik immer noch als Zukunftstechnologie.

BUND-Bestellkorb