Raus in den Wald

Wie gelingt es uns, spannende Naturerlebnistage für Kinder und Jugendliche zu organisieren? Was ist dabei zu beachten? Wir zogen selbst für ein Wochenende in den Wald und probierten dort Vieles aus: u.a. eine Exkursion zum Leben im Totholz, Spiele im Wald, Hüttenbau, Kochen am Lagerfeuer und Übernachtung in Zelt oder Hängematte.

Start war bei Birgit und Frank Henkel im Kuhstall Untermaßfeld, ein saniertes Gebäude mit viel Platz und mit ganz viel Liebe ausgebaut und eingerichtet. Am Anfang stand Struktur und Theorie, Kennenlernen und Beschnuppern auf dem Plan.

Nach einem kleinen Imbiss ging es gegen Mittag los in den Wald. Der war Übrigens sehr lecker.

Der Weg ging bergauf und ich kann mir vorstellen, dass hier schon die ersten Kinder schlapp machen würden. Aber Birgit lässt keine lange Weile aufkommen und verkürzt uns (den Kindern) den Weg mit einer Suchaufgabe. Haltet Ausschau und sucht nach folgenden Dingen: Findet was Langes und was Rundes, was Schwebendes und was Interessantes, was Stachliges und was Schönes … und so waren wir eine Weile beschäftigt und haben die anderen an unseren Eindrücken teilhaben lassen. Kleiner Halt an einer Streuobstwiese, die aus der intensiven Landwirtschaft herausgenommen und mit schönen Obstbäumen bepflanzt wurde. An dieser Stelle steht auch ein wunderschönes Insektenhotel, ebenfalls an einem Erlebnistag gestaltet, sogar noch – oder wieder – bewohnt.

Atomsphärisch begleitet wurden wir von einer Frau hohen Alters, die uns von der Ferne mit einem Flötenspiel erfreute. Am Ende des Weges, immer schön nach oben, vorbei an Wegwarte, wilder Pfefferminze und Seifenkraut, fing der Wald an, der auch das Revier von Frank Henkel ist. Gleich zu Beginn fanden wir einen Haufen vermoderter Baumstämme, noch erkennbar, aber auch schon fast Hummus. Hierzu die nächste Frage: „Wie lange liegt das schon hier?“. Natürlich haben wir uns vollkommen verschätzt, es waren fast dreißig Jahre! Linkerhand lag ein Waldstück, indem seit 2001 nichts mehr von Menschenhand passiert. Was wächst, das wächst und was umfällt, bleibt liegen. Der Beginn eines Urwaldes. In unserem Nutzwald werden die Bäume nicht alt, die zweite Hälfte ihres Lebens, in der sie häufig zum Unterschlupf verschiedener Tierarten sind und Nahrung bieten, erleben sie nicht. So haben die Tiere und Pflanzen (spezialisierte Käfer, Insekten, Würmer, Schnecken, Pilze und Bakterien, die Bäume als Lebensraum nutzen) wenig Chancen.

Oben an der Hütte angekommen, fanden wir einen Unterstand mit Sitzplätzen, Bänken und einer Feuerstelle vor. Wir waren wir wieder die Kinder, die den Wald entdeckten. Es gab ein Spiel, wahr oder falsch: Sind Fledermäuse Säugetiere? Leben sie in Höhlen? Schmeckt ihnen Schokolade? Das Fragen und das hin und her Springen hat uns ordentlich beschäftigt.
Danach ging es eher ruhig und meditativ zu. Vertrauen zum Führenden war hier sehr wichtig. Die Augen verbunden wurden wir zu „unserem“ Baum geführt. Fühlen, tasten, umarmen und die Frage, finden wir ihn? Zurück ging es auch mit verbundenen Augen und ich glaube jeder hat „seinen Baum“ auch wiedergefunden.
Ein anderes Spiel drehte sich um die Eichhörnchen, die Winterruhe halten und die Eicheln, Nüsse und Samen verstecken. Wir waren die Eichhörnchen und haben unsere Nüsse an verschiedenen Stellen versteckt. Aber Achtung, auch andere Eichhörnchen haben die Verstecke der anderen gesehen! Und als uns zu sehr der Magen geknurrt hat, haben wir uns erst gereckt, gegähnt und gestreckt und dann schnell unsere Nüsse aus dem Versteck gesucht. Nicht alle haben die eigenen oder die anderen Reserven gefunden…

Einen sehr speziellen Lebensraum stellt das Totholz dar. Gar nicht tot, sondern voller Leben! Wir haben Borstenwürmer, Spinnen, Schnecken verschiedener Art, Saftkugler, Drahtwürmer, Vielfüßler und einen Lederlaufkäfer gefunden und nebenbei noch etwas über die Fressgewohnheiten von Fledermäusen erfahren. Lederlaufkäfer, so am Boden eingesammelt, schmecken ihnen schon gut. Die Molche vom Frühjahr waren bereits woanders unterwegs.

Anschließend haben wir Feuer gemacht und Zucchini, Paprika, Zwiebeln und Knoblauch geschnippelt. Es gab Gemüsecurry und Reis, alles auf dem Lagerfeuer zubereitet, zum Abendbrot. Gespräche, Atmosphäre, den Sternenhimmel genießen. Alle Zelte sind aufgebaut.

Am nächsten Tag ging es mit Bewegung los. Erst einmal den Hang hochsteigen für uns beide, dann Yoga mit Gabriela. Das war schön, wir wurden warm, beweglich und vor allem richtig wach. darauf folgte ein gemeinsames Frühstück in der Sonne und dann die Aufgabe von Max, die eigentlich ganz am Anfang stehen sollte, rein in den Wald, einen Platz suchen, der uns gefällt und den Alltag hinter uns lassen. Wie geht’s mir hier? Was sehe, spüre, rieche ich? Geräusche, Wärme oder Kälte, welche Gedanken durchströmen mich oder kann ich den Gedankenstrom mal stoppen und hier sein und meine Umgebung ganz und gar wahrnehmen? Wir hatten ungefähr eine halbe Stunde Zeit, die meisten waren eher wieder da. Aber es hat gereicht, um uns zu zeigen, hier zu sein, ist etwas Schönes. Zur Ruhe kommen, nur da sein, sich selbst und den Boden, die Luft, die Pflanzen, die Vogelstimmen wahrnehmen und einfach nur zufrieden und mit der Erde verbunden zu sein. Naja, es hat nicht wirklich gereicht. Ein Anfang…

Dann war wieder Action angesagt. Wir bauten eine Laubhütte! Eine? Oder jeder seine? Am Ende entstand eine „Kathedrale“ ein Gemeinschaftsplatz, mit Dach, offen und luftig. Und es entstand eine Laubhütte zum Schlafen. Rückzug und zum Ausruhen. Ich glaube, alle hatten so viel Spaß und haben einfach die Zeit vergessen. Kindheitszeit, entdecken, selberbauen und nicht an später denken.

„Später“ kam dann auch gleich, noch etwas gegessen, dann bauten wir die Zelte auch schon wieder ab... Dann war die schöne Zeit schon wieder vorbei. Abschied nehmen, einpacken und wieder zurück in den Alltag. Ich glaube, es ist hat sich etwas in mir verändert, es ist anders als vorher, jeder hat was mitgenommen. Wir haben neue Menschen kennengelernt, die auch etwas umtreibt, die auch was bewegen wollen. Zu guter Letzt die Feststellung: Umweltbildung im Wald ist etwas ganz Besonderes. Entsprechende Angebote können jedoch mit einfachen Mitteln wiederholt und abgewandelt werden.

Eine Veranstaltung im Rahmen der BUND-Akademie.

Ansprechpartner BUNDjugend

Max Sommerfeld

Koordinator BUNDjugend Thüringen
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Referentin für Ehrenamts-koordination und Freiwilligenmanagement
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