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10 Jahre nach Tschernobyl: BUND Thüringen hält Gedenk- und Mahnwache auf dem Erfurter Anger

22. April 1996 | Atomkraft, Energiewende

Traurige Bilanz der Folgen der Katastrophe und fehlende politische Konsequenzen

Erfurt. "Die Katastrophe von Tschernobyl ist nicht zehn Jahre her. Sie begann am 26. April 1986. Seither dauert sie an und wird immer dauern, nach menschlichem Ermessen immer. Mehr noch: sie potenziert sich", so markiert Ralf-Uwe Beck, Landesvorsitzender des BUND Thüringen und Umweltbeauftragter der Evangelischen Kirche, der selbst im Katastrophengebiet war, die traurige Bilanz im zehnten Jahr nach Tschernobyl.

Mit einer Gedenk- und Mahnwache auf dem Anger in Erfurt am Montag nachmittag weist der BUND Thüringen darauf hin, daß Strahlenkrankheiten wie Leukämie und Schilddrüsenkrebs in den Regionen um die evakuierte Zone ständig zunehmen. Besonders betroffen seien Kinder. 2,5 Millionen Menschen würden heute noch in verstrahlten Gebieten leben, radioaktiv verseuchte Nahrung auf dem Tisch haben und radioaktiv verseuchte Luft atmen.

Die sogenannte friedliche Nutzung der Atomenergie sei alles andere als friedlich und schon gar nicht sauber, so der BUND. Wer so argumentiere, habe Scheuklappen auf, zwischen denen sich ökologische Konflikte der Superlative türmen. Schließlich gehören zur Atomenergienutzung eben auch noch der Uranbergbau vorher und die ungeklärte Atommüllentsorgung nachher.

Pfarrer Wolfram Hädicke aus Ronneburg erinnerte während der Gedenkstunde an die verheerenden Folgen des Uranbergbaus in Thüringen. „Die Sanierung hat zwar begonnen. Aber sie läuft ohne ausreichende Beteiligung der Öffentlichkeit; angesichts der Geheimhaltungspolitik der Wismut zu DDR-Zeiten ein unerträglicher Zustand. Wir fordern einen Sanierungsbeirat mit Vetorecht", so Hädicke.

Der BUND bekräftigt seine Forderung nach politischen Konsequenzen. In Richtung Bundesregierung formuliert Beck: "Das zehnte Jahr der Katastrophe von Tschernobyl ist ein guter Anlaß, den Kopf aus dem Sand zu nehmen und endlich den längst fälligen Ausstiegsbeschluß zu fassen." Der Bevölkerung ein Restrisiko zuzumuten, sei zynisch und unverantwortlich. Schließlich sei der Reaktorunfall im Kernkraftwerk Tschernobyl zwar der schwerste, aber längst nicht der einzige. Seit 1942 habe es 30.000 sogenannte "Ereignisse" in Kernkraftwerken gegeben, darunter eine Vielzahl schwerer Unfälle.

Der BUND zu den Alternativen: Der Ausstieg aus der Atomenergie müsse beglei-tet werden vom Einstieg in eine ökologische Energiewirtschaft. Die neue Zeit sei die Solarzeit. Jede Mark, die weiter in den Atomdinosaurier investiert werde, fehle den Maßnahmen für Energieeinsparung und erneuerbare Energien. 

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