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411 Einwohner Friemars fordern Ablehnung der Gen-Versuche – BUND: Schwerwiegende Mängel im Antrag

11. April 1994 | Landwirtschaft, Ressourcen & Technik, Naturschutz, Lebensräume

Eisenach. "Es gibt nach wie vor breiten Widerstand gegen die Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Raps- und Maispflanzen der Firma Hoechst Schering AgrEvo GmbH", so Gudrun Flachmann Sprecherin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Thüringen.

411 Einwohner Friemars und der näheren Umgebung haben laut der "Bürgerinitiative gegen Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen Friemar" schriftlich Einwand erhoben. Darunter seien vier in der Nähe von Friemar ansässige Imker, die mit einschneidenden wirtschaftlichen Einbußen rechnen müßten. Ihr Honig werde durch den Eintrag der ebenfalls gentechnisch veränderten Blütenpollen eine veränderte Zusammensetzung haben, womit die Verkaufschancen enorm abnähmen. Der Bienenzuchtverein Gotha und Umland habe sich ebenfalls gegen die Freilandversuche ausgesprochen.

Thüringenweit gebe es noch weitaus mehr Einwender, so der BUND, aber gerade der Widerstand vor Ort sei außergewöhnlich groß. Die Ablehnung eines von der Bürgerinitiative beantragten Bürgerentscheides durch den Gemeinderat Friemar spiegle deshalb keineswegs die Position der Einwohner wieder. "Die Meinungsäußerung so breiter Bevölkerungskreise", so Gudrun Flachmann vom BUND Thüringen, "darf nicht einfach unbeachtet vom Tisch gewischt werden. Das widerspricht demokratischen Prinzipien und fördert die Politikverdrossenheit."

Der BUND Thüringen fordert deshalb das Bundesgesundheitsamt (BGA) als die Genehmigungsbehörde auf, den Antrag auf Freisetzung nicht zu genehmigen. In einer ausführlichen Einwendung des BUND werde das Vorhaben der Firma Hoechst Schering AgrEvo GmbH grundsätzlich in Frage gestellt. So werde die Risikoforschung zur Freisetzung gentechnisch veränderter Raps- und Maispflanzen zur gleichen Zeit in Bayern durchgeführt. Ohne die Ergebnisse dieses Versuches abzuwarten, beginne AgrEvo mit Freisetzungen in großem Stil, die eine Unbedenklichkeit von gentechnisch veränderten Pflanzen im Freiland voraussetzten. Dies sei bei den bekannten Risiken für Mensch und Umwelt unverantwortlich und auch wissenschaftlich nicht vertretbar.

Außerdem seien die Antragsunterlagen sehr mangelhaft, moniert der BUND Thüringen. Wichtige toxikologische Daten wurden geheim gehalten, Versuchsergebnisse ähnlicher Versuche nicht beschrieben, Notfallpläne seien nicht vorgesehen, Allergietests wurden nicht durchgeführt und über die Toxizität der Abbauprodukte des Herbizides BASTA gebe es keine Aussage. Dies seien neben den gesundheitlichen und ökologischen Risiken der Versuche die Hauptkritikpunkte des BUND an den Antragsunterlagen.  

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