Erfurt. Zum 10. Jahrestag der gemeinsamen Erklärung zur Gipskarstlandschaft Südharz der Bundesländer Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt zieht der BUND Thüringen eine negative Bilanz für Thüringen. Während die Landsregierung von Sachsen-Anhalt gerade die Einrichtung eines Biosphärenreservates nach UNESCO-Kriterien entschieden hat, steht das Thema in Thüringen nicht mehr auf der Tagesordnung.
„Thüringen hat die Entwicklung verschleppt und schließlich verschlafen“, erklärte Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen. „Von den vollmundigen Ankündigungen vor 10 Jahren ist heute nichts mehr übrig“.
In Sachsen-Anhalt sei die Entwicklung des Biosphärenreservates konsequent voran getrieben worden. Thüringen beherberge zwar das Zentrum der Gipskarstlandschaft Südharz, stehe aber nach 10 Jahren Untätigkeit mit leeren Händen im Abseits.
Nach Angaben des BUND Thüringen befinden sich die größten schutzwürdigen Lebensräume der Gipskarstlandschaft Südharz in Thüringen. Wegen klimatischer und geologischer Besonderheiten sei dieser Naturraum weltweit einmalig. Schwerpunktgebiete seien die naturnahen Kalkbuchenwälder auf Gips im Kyffhäuser und nördlich von Nordhausen, sowie die Kalkmagerrasen auf Gips, wie sie im Herz der Gipskarstlandschaft Südharz, der Rüdigsdorfer Schweiz zu finden seien. Zahlreichen gefährdeten Tier- und Pflanzenarten biete der Gipskarst Lebensraum und Rückzugsmöglichkeiten. Für die vom Aussterben bedrohte Mopsfledermaus liege das bedeutendste Überwinterungsquartier Deutschlands im Thüringer Südharz. Wildkatze, Feuersalamander oder zahlreiche Orchideenarten fändern hier Rückzugsräume.
Vogel kritisierte, dass die Thüringer Landesregierung in den vergangenen 10 Jahren zu einseitig die Interessen der Gipsindustrie befördert habe. Obwohl die genehmigten Abbauflächen den Gipsbedarf der Industrie für mehr als ein halbes Jahrhundert sicherten, würden weitere Neuaufschlüsse von Steinbrüchen ins Auge gefasst. Anders als Sachsen-Anhalt habe Thüringen versäumt, einen aktiven Dialog zur Einrichtung des Biosphärenreservates zu führen und dadurch den Raubbau an der Landschaft endgültig zu stoppen.
„Die Landesregierung muss sich jetzt zu einem Biosphärenreservat Südharz bekennen, soll die Region nicht zum Rohstofflager der deutschen Gipsindustrie verkommen“, forderte Vogel.