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BUND fordert: "Wald umfassend neu bewerten!"

10. September 1996 | Wälder, Ressourcen & Technik

Eisenach. In einer heute veröffentlichten Presseerklärung weist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Thüringen, auf den desolaten Zustand des Waldes und Defizite in der Forstpolitik im Freistaat hin.

In seinem Positionspapier "Wege für eine zukunftsfähige Forstverwaltung in Thüringen" geht der BUND auf die Ursachen für die derzeitige Krise in der Forstwirtschaft ein. "Abgerechnet werden am Jahresende nicht die Gesamtleistungen des Waldes, sondern fast ausschließlich die kläglichen Ergebnisse des Holzverkaufes unter den gegenwärtig desolaten Bedingungen auf dem Holzmarkt. Diese sind die unmittelbare Folge der weltweiten Raubbauwirtschaft, welche einhergeht mit der Zerstörung der letzten großen natürlichen Wälder auf unserem Planeten", kritisierte Frank Henkel, Forstexperte und stellvertretender Landesvorsitzender des BUND Thüringen. Naturverträglich produziertes Holz aus Deutschland werde so von Tag zu Tag konkurrenzunfähiger. Um den Preisverfall auszugleichen, drohe in vielen Forstbetrieben des Freistaates die Umstellung auf industriemäßige Produktionsmethoden. Diese seien gekennzeichnet durch den vermehrten, jedoch mit naturverträglicher Waldwirtschaft unvereinbaren Einsatz von Großtechnik. Der permanente Personalabbau werde dadurch auch forciert, denn ein Vollernter ersetze beispielsweise 10 Arbeitskräfte.

"Die gegenwärtige Struktur der Forstverwaltung ist bereits das Ergebnis eines 6-jährigen Verschlankungsprozesses, bei dem der Personalbestand von 11000 auf 2300 verringert worden ist", stellte Frank Henkel fest. In dem Positionspapier wird daher gefordert, die gegenwärtige Flächenstruktur mit 54 Forstämtern und 420 Revieren im Freistaat zu erhalten und auch in Zukunft 6 Waldarbeiter pro 1000 Hektar Staatswald zu beschäftigen. Henkel: "Weiteren Personalabbau lehnen wir strikt ab !"

Die Krise beruhe "auch auf der gravierenden Unterbewertung des nachwachsenden Rohstoffes Holz". Holz sei "deshalb scheinbar wertlos, weil es die Natur mit ihren Elementen und Stoffkreisläufen kostenlos" produziere. Es sei für die Wirtschaft viel interessanter, Produkte aus begrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen herzustellen, die zum Teil hoch subventioniert würden und sich dadurch "einfach viel mehr verdienen" ließe. Das große Versäumnis der deutschen Forstpolitik sei darin zu sehen, daß sie es bis heute nicht verstanden habe, der Gesellschaft die spezifischen Besonder-heiten der Waldwirtschaft zu vermitteln.

In seinem Papier fordert der BUND unter anderem "eine umfassende Neubewertung" des Waldes. "Nur ein naturverträglich bewirtschafteter Wald kann seine an ihn gestellten Anforderungen als Garant für einen umfassenden Ressourcenschutz voll erfüllen", so Frank Henkel abschließend. "Das Defizit der Forstwirtschaft ist in der Hauptsache ein Defizit in den Köpfen derer, die andererseits sehr wohl dazu bereit sind, Milliarden an Steuergeldern für unsinnige Verkehrsprojekte hinauszuwerfen." 

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