BUND knüpft Rettungsnetz für die Wildkatze - DBU und ZGF fördern Vernetzung von Waldgebieten

25. August 2004 | BUND, Wälder, Wildkatze

Erfurt. Der BUND knüpft mit seinen Landesverbänden in Hessen, Bayern und Thüringen ein „Rettungsnetz für die Wildkatze“. Im Beisein von Thüringens Umweltminister Dr. Volker Sklenar und dem Präsidenten des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz, Herr Christoph Himmighoffen hat Ron Hoffmann, Landesvorsitzender des BUND Thüringen gemeinsam mit Vertretern der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) heute den offiziellen Projektstart bekannt gegeben.

„Wir wollen der Wildkatze auf die Sprünge helfen“, erklärte Ron Hoffmann. „Mit einem Brückenschlag vom Nationalpark Hainich zum Naturpark Thüringer Wald wollen wir erreichen, dass die seltene Raubkatze wieder in ihren ursprünglichen Lebensräumen heimisch wird.“
Nach Angaben von Hoffmann ist das Schicksal der Wildkatze stellvertretend für viele bedrohte Arten. Weil ihre Lebensräume längst wie Inseln in der intensiv genutzten Kulturlandschaft voneinander getrennt sind, sind viele Tiere und Pflanzen vom Aussterben bedroht.

Der BUND will in Bayern, Hessen und Thüringen Waldgebiete miteinander vernetzen, damit  Wildkatzen und andere Arten wieder eine Chance haben, neue Gebiete zu besiedeln. Ein Biotopverbund soll entstehen, der vom Harz über Hainich und Thüringer Wald bis nach Bayern reicht. Nach Westen soll sich der Verbund vom Hainich bis zum Kellerwald erstrecken. Durchlässe an Straßen, Gehölzstreifen entlang von Feldrändern und Waldinseln sollen die Lebensräume wieder miteinander verbinden. Mit Hilfe genetischer Untersuchungen von Wildkatzenhaaren soll kontrolliert werden, wohin die Katzen wandern. Diese Untersuchungen werden mit Unterstützung des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz durchgeführt.

Das Projekt hat nach Angaben des BUND ein Gesamtvolumen von 1,018 Mio Euro und eine Laufzeit von fünf Jahren. Die DBU fördert das Vorhaben mit 494.000,- Euro. Außerdem beteiligt sich die ZGF an der Umsetzung des Projektes mit insgesamt 150.000,- Euro. Darüber hinaus wird das Vorhaben durch die zuständigen Ministerien und nachgeordneten Behörden in allen drei Bundesländern unterstützt. Die Landesstiftung Naturschutz in Thüringen und der Bayerische Naturschutzfonds haben ebenfalls bereits finanzielle Unterstützung für das Drei-Länder-Projekt in in Aussicht gestellt.

Für die DBU betonten Dr. Volker Wachendörfer und Franz-Georg Elpers, das Vorhaben sei ein Paradebeispiel für das, was sich die größte Umweltstiftung Europas mit ihrer Förderung im Naturschutz auf die Fahnen geschrieben habe. Es sei von hoher Aktualität und großer naturschutzfachlicher Bedeutung. Wachendörfer: „Ein umfassender Ansatz zur Erhaltung und Vernetzung von Restlebensräumen der Wildkatze, der – und das ist ein ganz wesentlicher Aspekt – in enger Kooperation zwischen Landnutzern und Naturschützern umgesetzt wird.“ Täglich würden über 100 Hektar Land für den Siedlungs- und Straßenbau verbraucht - aufs Jahr gerechnet entspreche dies mehr als der Hälfte der Fläche Berlins. Elpers: "Das macht deutlich, wie wichtig es ist, den Naturschutz stärker als bisher in die vorherrschenden Flächennutzungen einzubinden." Seit ihrer Gründung hat die DBU in über 260 innovative Naturschutzprojekte mehr als 71 Millionen Euro investiert.

Wolfgang Fremuth (ZGF) machte deutlich, dass die ZGF bereits seit vielen Jahren mit dem BUND in Sachen Wildkatzenschutz zusammen arbeite. So wurden 1983 die ersten Wildkatzen im Spessart unter der Schirmherrschaft von Bernhard Grzimek, dem damaligen Präsidenten der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, freigelassen. Bedauerlicherweise sind die wiederbegründeten Teilpopulationen im Spessart und in den Hassbergen isoliert geblieben, da Hindernisse ihre Ausbreitung verhinderten. Eine Verbesserung der Ausbreitungsmöglichkeiten der bestehenden Wildkatzenpopulationen ist daher dringend geboten. Die Wiederherstellung und Vernetzung von Lebensräumen ist derzeit die wichtigste Aufgabe im Naturschutz und trägt dazu bei, dass das ehrgeizige Ziel der EU-Regierungschefs, den Artenschwund bis 2010 zu stoppen doch noch erreicht werden kann. 

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