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BUND: "Landesregierung wirbt mit dem Grünen Herz Deutschlands und plant gleichzeitig seine Zerstörung!"

01. März 1994 | Naturschutz, Ressourcen & Technik, Nachhaltigkeit, Wälder

Einen dringenden Appell zur Rettung des Thüringer Waldes hat der Landesverband Thüringen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Thüringen) an die Thüringer Landesregierung gerichtet.

Aus Anlaß der in wenigen Tagen beginnenden Internationalen Tourismusbörse in Berlin, bei der sich auch der Freistaat Thüringen präsentieren wird, wirft der BUND der Thüringer Landesregierung in einer heute veröffentlichten Presseerklärung die "planmäßige Zerstörung des Thüringer Waldes" vor.

"Während die Landesregierung mit der Schönheit des "Grünen Herzen Deutschlands" für einen sanften Tourismus wirbt, soll gleichzeitig der Thüringer Wald durch ökologisch verheerende und wirtschaftlich unsinnige Großprojekte zerstört werden", so Ralf-Uwe Beck, Landesvorsitzender des BUND Thüringen und Mitglied des BUND Bundesvorstandes.

Das Gebiet des Naturparkes Thüringer Wald sei eine der reizvollsten Mittelgebirgslandschaften Deutschlands und schließe das größte zusammenhängende Waldgebiet der Bundesrepublik ein. Tief eingeschnittene Täler, artenreiche Bergwiesen und historisch entstandene Ackerterrassen zählten zu den erhaltenswerten Gütern im Thüringer Wald.

Gehe es nach den Plänen der Thüringer Landesregierung, werde diese einmalige Kulturlandschaft in Zukunft durch die sogenannte Thüringer-WaId-Autobahn und die ICE-Strecke zerschnitten werden. Bis zu 130 Meter breite Dämme und Einschnitte würden große Schneisen in der Landschaft hinterlassen und hohe Brücken von über 10 Kilometer Länge die Täler verunstalten. Riesige Deponien zur Ablagerung des Ausbruchsmaterials aus den zusammen mehrere Dutzend Kilometer langen Tunnelröhren würden Wälder, Wiesen, Äcker und wertvolle Biotope begraben.

Weiterer Schaden drohe dem "Grünen Herzen Deutschlands" durch die gigantischen Projekte eines Pumpspeicherwerkes in Goldisthal und die noch aus DDR-Zeiten stammende Planung der Talsperre Leibis: Im idyllischen Tal der Lichte, wo heute noch das Dorf Leibis liegt und wo früher einmal hundert Menschen wohnten, wird bald gespenstische Ruhe einkehren . Nach den Plänen der Landesregierung soll hier zukünftig die 110 Meter hohe Betonmauer der Trinkwassertalsperre Leibis den Weg durchs Lichtetal versperren und 40 Millionen Kubikmeter Wasser stauen.

Statt auf diesen unsinnigen Großprojekten zu beharren und damit den Schatz der einzigartigen Natur und Landschaft des Thüringer Waldes kurzsichtigen Kapitalinteressen zu opfern, solle die Landesregierung die Chancen für die Entwicklung der Region durch einen "sanften Tourismus" nutzen.

Bestätigt sieht der BUND seine Position durch die derzeitig positive Entwicklung des Fremdenverkehrs in Thüringen. 1994 sei mit mehr als einer Million Besuchern zu rechnen. "Trotz fehlender Autobahnen und Luxushotels gibt es offensichtlich viele Menschen, denen der Thüringer Wald so gefällt wie er ist", so der stellvertretende Landesvorsitzende des BUND Thüringen, Frank Henkel.

Nach Ansicht des BUND Thüringen gibt es berechtigten Anlaß zu der Hoffnung, daß auch eine große Region mit der Umsetzung sanfter Tourismuskonzepte zum wirtschaftlichen Erfolg kommt. Voraussetzung dafür sei aber die Bewahrung des Naturkapitals und der konsequente Bestandsschutz für Natur und Landschaft.

Anstelle verfehlter Milliardeninvestitionen für die Autobahnen A81 und A73, für den ICE, die Talsperre Leibis und das Pumpspeicherwerk Goldisthal solle die Landes-gemeinsam mit der Bundesregierung einen Fonds zur natur-und sozialverträglichen Infrastrukturentwicklung des Naturparks "Thüringer Wald" bilden, von dem alle beteiligten Städte und Gemeinden profitieren könnten, so der BUND abschließend. 

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