Erfurt. Der BUND Thüringen fordert die konsequente Umsetzung der heute in Kraft getretenen neuen Düngerverordnung. Damit kann die anhaltend hohe Belastung der Umwelt durch überhöhte Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft wirksam reduziert werden. Gleichzeitig fordert der Verband strukturelle Änderungen in der Agrarpolitik um jenseits des Düngerechtes den Stickstoffüberschuss aus der Landwirtschaft auf ein umweltverträgliches Maß zu reduzieren.
„Die Belastung der Umwelt mit überschüssigem Stickstoff gehört zu den größten Umweltproblemen“, sagte Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen. „Zu hohe Nährstoffeinträge belasten die Artenvielfalt, reduzieren die Stabilität der Wälder, erschweren die Trinkwassergewinnung und beeinträchtigen nicht zuletzt direkt die Gesundheit der Menschen“.
Nach Angaben des BUND Thüringen verfehlen circa 90 % der Gewässer in Thüringen einen ‚guten Zustand‘. Knapp 25% der Grundwasserkörper und 8% der Oberflächenwasserkörper in Thüringen befinden sich in keinem guten chemischen Zustand aufgrund erhöhter Nitratkonzentrationen. Gemäß einer Studie der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG) könnten die Grenzwerte für Nitrat in Oberflächengewässern und im Grundwasser in Thüringen auch auf absehbare Zeit nicht eingehalten werden. Es gelängen aktuell zu viel Nitrat und Pestizide aus der Landwirtschaft in unser Wasser.
Auch die Erhebungen zum Waldzustand in Thüringen zeigen laut BUND Thüringen, dass an allen Meßstellen die kritischen Belastungsgrenzen für Stickstoffeintrag dauerhaft überschritten werden. Der überwiegende Teil des Stickstoffes stamme auch hierbei aus der Landwirtschaft. Bei der oberflächigen Ausbringung von Gülle entweiche ein großer Teil als Ammoniak in die Luft. Von dort gelange der Stickstoff in die Waldböden, wo er zur Versauerung und zur Schädigung des Feinwurzelsystems der Bäume führe. Das erhöhe die Anfälligkeit der Wälder gegen Trockenstreß.
Die neue Düngeverordnung, auf die sich die Länder am vergangenen Freitag im Bundesrat dank auch der eindeutigen Positionierung von Landwirtschaftsminister Hoff geeinigt haben, soll dazu beitragen, den überhöhten Stickstoffeintrag aus der Landwirtschaft zu senken.
Vogel: „Jetzt sind die Bundesländer aufgerufen, ihren Beitrag zur Umsetzung der Verordnung zu leisten. Zur Lösung des Stickstoffproblems braucht es aber auch strukturelle Lösungen jenseits des Düngerechts. So muss die Nutztierhaltung an die Fläche gebunden werden, damit die anfallende Menge an Gülle im Verhältnis zur Ackerfläche stehen kann.“
Für Rückfragen: Dr. Burkhard Vogel, Tel. 0170 73 19 593
Die Demonstration startete 11 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz Erfurt. Hier haben wir unseren BUND Themenwagen mit Forderungen an die Politik (Fahnen, Wimpel, Banner) geschmückt.
Natürlich waren wir kostümiert. Als Karotte, Tomate, Apfel, Huhn und Kuh haben wir unseren Themenwagen durch die Demonstration geleitet.
BUND-Landesvorsitzender Ron Hoffmann: "Wir brauchen eine nachhaltige Landwirtschaft! Das bedeutet vor allem die Abkehr von dem Glauben, Landwirtschaft müsse nach Industriestandard für den Weltmarkt produzieren. Denn nicht die Agrarindustrie macht uns satt und ernährt die Weltbevölkerung, wie immer wieder behauptet wird. Die bäuerliche Landwirtschaft bildet das Rückgrat der Welternährung. Deshalb brauchen wir eine Agrarpolitik, welche eine bäuerliche, ökologische Landwirtschaft fördert und auf regionale Wirtschaftskreisläufe setzt.“
Martin Schmidt, Landesvorsitzender des NABU Thüringen, der die Veranstaltung ebenfalls als Träger unterstützt, schlägt den Bogen zum Naturschutz in Thüringen: "Unsere ausgeräumte Agrarlandschaft bietet weder Insekten oder Wildkräutern noch Tieren einen angemessenen Lebensraum – von den Menschen ganz zu schweigen. Die übergroßen Schläge müssen endlich kleiner werden und neue Hecken und Landschaftsbäume gepflanzt und gepflegt werden. Das muss die neue Landesregierung nach der Wahl anpacken!"
Circa 50 Traktoren kamen aus dem gesamten Freistaat nach Erfurt angereist, um Ihrer Forderung nach einer enkeltauglichen Landwirtschaft eine Stimme zu verleihen.
Die bäuerliche Landwirtschaft erfährt auch in Thüringen die volle Unterstützung der Zivilgesellschaft", freut sich Michael Grolm, Berufsimker und Landesvorsitzender der AbL Mitteldeutschland.
Rund 1500 Menschen beteiligten sich an der bunten Demonstration durch die Erfurter Innenstadt.
Michael Grolm: "Damit sollte auch dem Letzten klar geworden sein, dass wir in Zukunft eine starke bäuerliche Landwirtschaft brauchen. Der Ausverkauf der Landwirtschaft an Investoren muss endlich gestoppt werden! Wir brauchen junge, kreative Betriebe, die den zunehmenden Bedarf an hochwertigen und regionalen Lebensmitteln decken können."
Zeitweise war der Verkehr in der Innenstadt lahm gelegt.
Schon seit langem fordert die AbL ein Agrarstrukturgesetz, um Investorenkäufe zu regulieren. Erst am 27.09.2019 kündigte die Thüringer Landwirtschaftsministerin Birgit Keller an, ein solches Gesetz auf den Weg zu bringen. „Das verdeutlicht, dass unser Protest Wirkung zeigt. Wir werden die Politik an ihren Taten messen. Nach der Landtagswahl brauchen wir eine Landesregierung, die die Probleme rechtzeitig anpackt, statt sie weiter auszusitzen", so Michael Grolm.
Ab dem Anger fuhr die Traktorparade dann zweispurug und stellte sich fischgrätenartig auf dem gesamten Platz auf.
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