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BUND zum Fernwasserverbrauch in Nord- und Ostthüringen: "Operiert die Landesregierung mit falschen Zahlen, um Leibis zu rechtfertigen?"

22. Oktober 1997 | Flüsse & Gewässer, Ressourcen & Technik

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Thüringen, befürchtet, daß die von der Thüringer Landesregierung vorgelegten Zahlen zum 1996er Verbrauch an Fernwasser in Nord- und Ostthüringen hochfrisiert worden sind und als "Schützenhilfe für die Talsperre Leibis" herhalten müssen.

Aus der Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage des Landtagsabgeordneten Steffen Dittes (PDS) gehe hervor, daß die Thüringer Talsperrenverwaltung 1996 47,4 Millionen Kubikmeter Rohwasser an den Fernwasserzweckverband Nord- und Ostthüringen abgegeben habe. Der Fernwasserzweckverband weise in seiner Jahresbilanz 1996 aber nur 44,2 Millionen Kubikmeter Rohwasserbezug aus, wobei in dieser Menge möglicherweise auch selbst gefördertes Wasser enthalten sei, wodurch der Bezug von der Talsperrenverwaltung sogar noch weiter geschmälert werden könnte. Dies stehe zueinander im Widerspruch.

"Die Diskrepanz hat für die Erfolgsbilanz der Talsperrenverwaltung Folgen", kommentiert Jens Krause, Sprecher des Arbeitskreises Wasser im BUND Thüringen, die vorgelegten Ergebnisse. "Denn wenn die Zahlen des Zweckverbandes stimmen, wurde der Fernwasserabsatz von 1995 auf 1996 nicht um stattliche neun, sondern - wenn überhaupt - höchstens um magere drei Prozent gesteigert. Die vorgetäuschte 'kräftige' Steigerung im Vorjahr mußte jedoch als Beweis für die Notwendigkeit der Talsperre Leibis herhalten", so Krause weiter.

Die tatsächliche Liefermenge sei thüringenweit von 86,8 Millionen Kubikmetern im Jahre 1991 auf inzwischen 61,7 Millionen Kubikmeter 1996 zurückgegangen, weil immer weniger Wasser benötigt werde. Demgegenüber stünde eine mögliche Liefermenge von etwa 101 Millionen Kubikmetern. Der BUND Thüringen bekräftigt aufgrund dieser beachtlichen Reserven seine Haltung, wonach der Bau der Talsperre Leibis überflüssig ist.

"Es ist schon fatal, wenn die Landesregierung offenbar falsche Zahlen verwendet, um den Bau der Talsperre Leibis zu rechtfertigen. Zudem dürfte es unserer Demokratie und vor allem der Glaubwürdigkeit dieser Regierung kaum zuträglich sein, wenn sowohl Abgeordnete als auch die Öffentlichkeit auf diese Weise hinters Licht geführt werden sollen", so Krause abschließend. 

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