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BUND zur Bejagung von Kormoranen, Graureihern und Rabenvögeln: "Im Ministerium offenbar das Abschußfieber ausgebrochen"

07. Dezember 1997 | Naturschutz, Lebensräume

Eisenach. Die Absicht des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (TMLNU), für Kormorane, Graureiher und Rabenvögel Verordnungen zur Bejagung zu erlassen, stößt beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Thüringen, auf massive Kritik.

"Es ist zu befürchten, daß es durch diese jüngsten Verordnungen zur Eröffnung einer pauschalen Verfolgung dieser Arten kommen wird. Das im Ministerium unter dem massiven Druck vor allem der Jägerschaft ausgebrochene Abschußfieber ist schon deshalb nicht gerechtfertigt, weil die wissenschaftlich fundierten Beweise für die Behauptungen fehlen, daß Graureiher und Kormorane angeblich allein für die Schäden in der Teichwirtschaft und Rabenvögel für den Rückgang von Hase und Rebhuhn verantwortlich seien. Auch existieren bisher keine Beweise dafür, daß mit den geplanten Abschüssen der Bestand dieser Arten sowie der von ihnen bejagten Beutetiere regulierbar ist", so Michael Spielmann, Landesgeschäftsführer des BUND.

Mit den Abschußforderungen wird eine Denkweise aus dem 19. Jahrhundert offenbart. Die Praxis in der Vergangenheit hat aber gezeigt, daß es unsinnig und außerdem ethisch-moralisch verwerflich ist, einzelne Arten zu bekämpfen, um andere dadurch angeblich retten zu wollen. Wir lehnen deshalb diese Verordnungen grundsätzlich ab", so Spielmann weiter. . Der BUND schlägt dagegen vor, anstelle der Abschuß-Verordnungen für Kormorane und Graureiher beispielsweise Regelungen zur Entschädigung der Teichwirte zu treffen und Maßnahmen zur Sicherung der Fischteiche – wie etwa das Überspannen mit Netzen – festzulegen.

Weiterhin kritisiert der BUND die Absicht, allein den unteren Naturschutzbehörden mit der Verantwortung für die Abschüsse den "Schwarzen Peter" zu zuschieben . Auch sei die Eile, mit der diese Verordnungen in Kraft gesetzt werden sollen, nicht nachvollziehbar.

Die Unsinnigkeit insbesondere der Rabenvögel-Verordnung gipfelt laut BUND darin, daß unter der Regie des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (TMLNU) in Thüringen ein 1995 begonnenes Forschungsprojekt derzeit noch läuft, das die Zusammenhänge zwischen Niederwilddichte, Lebensraumqualität und Häufigkeit der Prädatoren Rabenkrähe und Elster untersucht und dessen Ergebnisse im Verlaufe des Jahres 1998 vorgestellt werden sollen. "Über eine Rabenvögel-Verordnung kann daher überhaupt erst dann diskutiert werden, wenn diese Ergebnisse vorliegen", so Spielmann abschließend. 

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