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Ernteausfälle in der Landwirtschaft sind weitestgehend hausgemacht – BUND und NABU fordern grundlegendes Umdenken bei der landwirtschaftlichen Nutzung

30. September 2020 | Landwirtschaft

Erfurt/ Jena. Die Thüringer Landesverbände des BUND und NABU sehen die aktuellen Ernteausfälle als weitestgehend hausgemacht an. Seit Jahrzehnten würden Felder entwässert, Hecken und Feldraine aus der Landschaft verbannt. Trockenheit und Mäuseplage wären damit vorprogrammiert.

„Die intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen nimmt seit Jahren ökologische Schäden billigend in Kauf. Anschließend wird zu Gift und Dünger gegriffen, um das natürliche Gleichgewicht wiederherzustellen“, erklärt Martin Schmidt, Landesvorsitzender des NABU Thüringen. „Den Preis dafür sollen jetzt nicht nur Feldmäuse, sondern auch geschützte Tierarten wie Feldhamster oder Greifvögel bezahlen.“

Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen ergänzt: „Dass sich Mäuse alle paar Jahre vermehren, ist den Landwirtinnen und Landwirten schon lange bekannt. Im Jahr 2012 gab es bereits eine ähnliche Überpopulation. Geändert hat sich seitdem nichts – nicht an der Bewirtschaftung der Thüringer Felder, noch an der Reaktion der Bäuerinnen und Bauern.“

BUND und NABU sind sich einig: Vor allem im mittleren Thüringer Becken zeige sich ein trauriges Bild. Intensiv bewirtschaftetet Ackerflächen böten mit nur wenig Hecken, Feldgehölzen und Feldrainen kaum geeignete Lebensräume für die na-türlichen Feinde der Feldmäuse wie Greifvögel, Fuchs und Mauswiesel.

Schmidt: „Wir verstehen zwar die Sorgen der Landwirtschaft, wenn es um Ernte-ausfälle geht. Was wir aber nicht akzeptieren, sind die kurzsichtigen Maßnah-men, mit denen diese eingedämmt werden sollen. Gift und Dünger berauben die Landschaft nur noch mehr ihrer biologischen Vielfalt. Vor dem Hintergrund des akuten Artensterbens ist ein ‚Weitermachen wie bisher‘ einfach nicht mehr trag-bar. Eine aktuelle Studie des Umweltinstituts München zeigt, wie dramatisch sich die Gifte in unserer Landschaft und den Städten ausbreiten. Laut der Studie wurden Ackergifte in Städten wie Hannover und sogar auf dem Brocken im Harz festgestellt.“

Die Verbände fordern die Thüringer Landesregierung auf, an ihrer Entscheidung zum Gifteinsatz auf landwirtschaftlichen Flächen festzuhalten und damit die letz-ten Thüringer Feldhamstervorkommen zu sichern.

Vogel: „Statt Dünger und Gift zu erlauben, müssen endlich Maßnahmen ergriffen werden, um den Landwirtinnen und Landwirten die Umstellung auf eine natur-schutzgerechte Bewirtschaftung zu unterstützen. Schon jetzt gibt es im Freistaat gute Förderinstrumente, die dringend ausgebaut werden müssen. Hier müssen wir jetzt ansetzen, um langfristig Ernteausfällen vorzubeugen.“

Laut NABU und BUND böte gerade die bevorstehende Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) eine große Chance für einen Richtungswechsel. Hier könnten noch in diesem Jahr die Weichen für eine umweltverträgliche und klimaneutrale Landwirtschaft gestellt werden. Dafür gelte es jetzt eine breite Unterstützung sowohl in der Politik als auch in der Landwirtschaft zu mobilisieren.

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